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Venenleiden

Stadiengerecht therapieren

Über geschwollene, schwere Beine, häufig verbunden mit Juckreiz und auch Schmerzen, klagen viele Patient(inn)en insbesondere an warmen Tagen. Zumeist verbirgt sich ein Venenleiden dahinter, das die sorgfältige Beratung in der Apotheke erforderlich macht, zumal es zahlreiche Risikofaktoren und -patienten gibt.
AutorKontaktBarbara Staufenbiel
Datum 13.09.2020  08:00 Uhr

Pflanzliche Venenmittel

Laut Leitlinie (1) ist die Kompressionstherapie indiziert in allen Stadien der Varikose und nach allen invasiven Verfahren mit höchster Evidenz zur Therapie des postthrombotischen Syndroms und des Ulcus cruris venosum. Kontraindikationen sind Ekzeme, Dermatosen und pAVK. Gute Hautpflege verbessert den Tragekomfort, beugt der Austrocknung vor und vermeidet Nebenwirkungen durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen. Allerdings führen stark fett- und ölhaltige Produkte zum Rutschen der Strümpfe.

Gute Beratung in der Apotheke und entsprechende Tipps können die Adhärenz der Patienten fördern. Denn das Anziehen der Strümpfe ist oft Schwerstarbeit. Dazu zählt es, Betroffene dahingehend zu informieren, dass Kompressionsstrümpfe mit offener Fußspitze den Vorderfuß entlasten und verschiedene Materialien mit hohem Tragekomfort zur Wahl stehen.

Der Patient sollte wissen, dass diverse Hilfsmittel wie An- und Auszieh- beziehungsweise Abrollhilfen sowie Gleitsocken und Gummihandschuhe das Anziehen erleichtern und kühlende Sprays oder das Anfeuchten mit kaltem Wasser im Sommer die Symptome lindern können. Kann der Patient den Strumpf nicht »ertragen«, ist es besser, einen Strumpf niedrigerer Kompressionsklasse zu wählen statt keinen.

Pflanzliche Venenmittel wirken antientzündlich, verringern die Permeabilität der Gefäße und erhöhen deren Tonus. Die evidenzbasierte Wirksamkeit zur Linderung der Beschwerden ist leitliniengemäß erwiesen für standardisierte Extrakte aus Rotem Weinlaub (Vitis vinifera) mit Flavonoiden, Rosskastaniensamen (Hippocastani semen) mit Aescin sowie Echtem Buchweizen (Fagopyrum herba) mit Oxerutin und Troxerutin (Tabelle 2; 1).

Arzneipflanze Wirkstoff Dosierung Indikation Nebenwirkung
Rotes Weinlaub (Vitis vinifera) Quercetin-Glucuronid, Kämpferol-Glucosid 1- bis 2-mal täglich 360 mg HMPC: well etablished use bei CVI grünlich-braune Harnfärbung, Hautreizungen, gastrointestinale Störungen
Rosskastaniensamen (Hippocastani semen) Aescin 2-mal täglich 50 mg Aescin HMPC: well etablished use bei CVI Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, Übelkeit, Juckreiz
Echter Buchweizen (Fagopyrum herba) Oxerutin, Troxerutin 2-mal täglich 500 mg Europäisches Arzneibuch (Ph.Eur.): CVI Stadium I und II selten Kopfschmerzen
Tabelle 2: Evidenzbasierte Phytopharmaka zur oralen Therapie von Venenleiden (1)

Das »Committee on Herbal Medicinal Products« (HMPC) als Gremium der europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat Vitis vinifera- und Hippocastani semen-Extrakte mit dem Status »well etablished use« versehen. Voraussetzung für dieses Prädikat ist eine mindestens zehnjährige medizinische Verwendung als Arzneimittel in einem Land der EU mit ausreichender bibliografischer Dokumentation sowie akzeptierten und fachlich anerkannten Daten.

Die CVI wird von entzündlichen Prozessen begleitet. Aktivierte Leukozyten und Thrombozyten setzen Entzündungsmediatoren frei. Die Endothelbarriere wird undicht, es kommt zu Ödemen. Laut der aktuellen AWMF-S2k-Leitlinie »Diagnostik und Therapie der Varikose« zeigen Studien, dass die Flavonoide Quercetin- und Kämpferolglucosid beziehungsweise -glucuronid des roten Weinlaubextraktes die geschädigte Endothelbarriere regenerieren.

Aescin ist ein Gemisch aus mehr als 30 Saponinglykosiden, das gemäß HMPC die erhöhte Aktivität gefäßwandschädigender lysosomaler Enzyme hemmt. Die partialsynthetisch abgewandelten Flavonoide Oxerutin/Troxerutin verbessern leitliniengemäß die Hämodynamik und verringern die Ödembildung. Patienten in der Apotheke müssen darauf hingewiesen werden, dass mit einer Wirksamkeit der Phytopharmaka bei kontinuierlicher Einnahme und ausreichender Dosierung erst nach zwei bis vier Wochen zu rechnen ist und die kurzfristige Anwendung etwa auf Reisen keine Erfolge bringt.

Keinerlei Evidenz liegt für lokal anzuwendende Zubereitungen vor. Gels, vor allem mit dem Zusatz von Menthol, lindern durch lokale Massage und Kühlung. Auch Wasseranwendungen, Kneipp’sche Wechselduschen und Lymphdrainagen verbessern die Beschwerden (1).

Ist die symptomatische Therapie wenig erfolgreich oder sind die Varizen sehr ausgeprägt, stehen operative Maßnahmen wie Crossektomie, Stripping oder Phlebektomie zur Verfügung. Bei der Crossektomie werden oberflächliche Krampfadern an ihrer Einmündung in das tiefe Venensystem (Kniekehle oder Leiste) durchtrennt. Alle in diese Region einmündenden Seitenäste werden unterbunden. Ein Rezidiv wird so wirksam verhindert. Anschließend kann ein Varizenstripping erfolgen. Beim Stripping wird eine Sonde eingeführt und die kranke Vene durch einen kleinen Schnitt herausgezogen. Bei der Phlebektomie werden die Astkrampfadern mittels kleiner Stiche und Spezialinstrumenten entfernt.

Ein weiteres Verfahren ist die Verklebung der Varizen mit Laserstrahl oder Radiowellen, also die thermische Ablation (1). Allerdings geht die Laserbehandlung studiengemäß mit einer 1,7- bis 5,6-mal höheren Rezidivrate einher. Die Sklerosierung (3) durch Einspritzen eines Verödungsmittels kann bei allen Formen der Varikose Anwendung finden. Allergien auf das Sklerosierungsmittel sind zu beachten. Die Indikation für eines dieser Verfahren erfolgt individuell.

Venenleiden können zu gefährlichen Komplikationen führen. Je früher und je konsequenter eine CVI behandelt wird, desto eher lassen sich der progressive Verlauf und der Teufelskreis aus verringerter Venenfunktion und mangelnder Versorgung von Gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen aufhalten.

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