| Melanie Höhn |
| 03.12.2025 18:00 Uhr |
Im April 2024 konnten schließlich nach Hinweis einer Münchner Apotheke über eine versuchte Einlösung eines gefälschten Kassenrezepts drei Personen auf frischer Tat festgenommen werden. Die Anschlussermittlungen hätten ergeben, dass die festgenommenen Täter kurz zuvor in mindestens 15 Münchner Apotheken gefälschte Kassenrezepte mit der vermeintlichen Verordnung des Medikaments Ozempic® vorgelegt und im Anschluss das Arzneimittel im Wert von mehreren hundert Euro gegen eine Zahlung von lediglich 10 Euro erhalten hatten. Gegen die drei Täter wurde Haftbefehl erlassen und ein Ermittlungsverfahren wegen gewerbs- und bandenmäßiger Urkundenfälschung und gewerbs- und bandenmäßigen Betruges eingeleitet.
Anhand der sichergestellten Mobiltelefone der Täter sei nachvollzogen worden, dass es sich nicht um Einzeltäter, sondern eine arbeitsteilig agierende Bande mit einer Vielzahl von Beteiligten handelt, erklärte die Staatsanwaltschaft weiter.
Die Ermittlungen hätten gezeigt, dass die Rezepte nicht von den festgenommenen Tätern, sondern von weiteren aus dem Hintergrund agierenden Tätern in großen Mengen gefertigt worden waren. Diese Täter hätten die gefälschten Kassenrezepte im Anschluss an mit der Einlösung betraute Mittäter weitergegeben. Die für die Einlösung zuständigen Gruppierungen hätten meist aus zwei bis drei Personen bestanden, wobei die Besetzung regelmäßig wechselte.
Zunächst sei seitens der Betrüger recherchiert worden, welche Apotheken in einem begrenzten Gebiet als mögliche Bezugsquellen für die Medikamente Ozempic, Wegovy und Trulicity zur Verfügung stehen. Im Anschluss habe einer der Betrüger eine Vielzahl von Apotheken in dem abgeklärten Umkreis telefonisch kontaktiert und das jeweils gewünschte Medikament zur Abholung vorbestellt. Die Abholung sei spätestens am nächsten Tag durch mindestens zwei Täter erfolgt. Einer habe die Apotheke betreten, zahlte den gesetzlichen Zuzahlungsbetrag in Höhe von 10 Euro und ließ sich das Arzneimittel aushändigen, während ein weiterer Wache hielt und die Umgebung beobachtete. Die so erlangten Arzneimittel übergaben die für die Einlösung zuständigen Täter zum Weiterverkauf an weitere im Hintergrund agierende Beteiligte.
Auf dem Schwarzmarkt konnten pro Packung Ozempic wegen der hohen Nachfrage bis zu 900 Euro erzielt werden, so die Staatsanwaltschaft. Sobald ein Gebiet »abgearbeitet« war, zogen die Einlöser in geänderter Besetzung in das nächste weiter. Hierbei habe sich die Tatbegehung auf das gesamte Bundesgebiet erstreckt.
Die im April 2024 festgenommenen Betrüger seien mittlerweile rechtskräftig wegen gewerbs- und bandenmäßiger Urkundenfälschung und gewerbs- und bandenmäßigen Betruges zu Freiheitsstrafen zwischen 2 Jahren 6 Monaten und 2 Jahren 11 Monaten verurteilt worden. Das Urteil ist seit 19. September 2025 rechtskräftig.