»Springt ins kalte Wasser und fangt an« |
Brigitte M. Gensthaler |
17.09.2021 18:00 Uhr |
Wer so viele Medikamente einnimmt, profitiert mit Sicherheit von einer Medikationsanalyse in der Apotheke. / Foto: ABDA/Strunz
»Medikationsmanagement und Medikationsanalysen sind ein Teil meiner Persönlichkeit geworden.« Mit diesem Bekenntnis startete Stefan Göbel, Inhaber der Brücken-Apotheke in Heringen, in das Gespräch mit Apothekerin Dr. Kirsten Menke, Geschäftsleitung MediCheck, MedApo GmbH . Bei der Expopharm Impuls erklärte er anschaulich, wie er das Medikationsmanagement in seiner Apotheke etabliert hat.
Die Medikationsanalyse ist für Göbel viel mehr als nur das Auswerten einer Medikation. Sie unterstreiche Kompetenz und pharmazeutischen Anspruch der Apotheker, helfe bei der Mitarbeitergewinnung und verbessere das Standing gegenüber anderen Heilberufen. »Das sind entscheidende Faktoren unabhängig von der Honorierung«, konstatierte Menke und verwies auf die ab 2022 vorgesehene Vergütung von pharmazeutischen Dienstleistungen wie Präventionsberatung und Medikationsanalysen. Dafür steht zunächst ein Budget von 150 Millionen Euro bereit.
Doch wie steigt man ein ins Medikationsmanagement? »Springt ins kalte Wasser und fangt an«, rät Göbel den Kollegen. Am Anfang sei keiner perfekt, aber man könne sich informieren und Software-gestützte Lösungen einsetzen. Mit einem Stammkunden und einem Arzt, mit dem man »gut kann«, solle man »einfach loslegen«.
Das Wichtigste sei, dass Ärzte und Kunden von der neuen Leistung der Apotheke erfahren. »Dann kommen sie auf die Apotheke zu, um ihren Medikationsplan analysieren zu lassen.« Göbel riet dringend, immer zuerst persönlich mit den Ärzten zu sprechen und sich abzustimmen. Danach sei die elektronische Kommunikation ein guter Weg.
Am Beispiel der multimorbiden (fiktiven) Liselotte Herzkrank zeigte Göbel, wie Medikationsanalyse – beginnend mit der Erfassung der patientenindividuellen Daten – mit dem Softwaretool MediCheck (von Pharma4u) praktisch abläuft. Einer der Kernpunkte sei die Adhärenz, denn »Patienten machen immer was anderes, als der Arzt vorgegeben hat«. Göbel zeigte, wie die Software die Gesamtmedikation analysiert und arzneimittelbezogene Probleme identifiziert.
Auf Basis dieser Ergebnisse und mit im System hinterlegten Zusatzinformationen wie aktuellen Leitlinien könne der Apotheker dem Arzt bei Bedarf gezielte Änderungen, zum Beispiel den Austausch von Wirkstoffen oder eine Dosisanpassung, vorschlagen. In der Regel biete die Adhärenz einen guten Einstieg in das Gespräch, da sie keine Kritik am ärztlichen Verhalten darstellt, so Göbel. »Kommunikation ist das A und O! Letztlich trägt der Arzt immer die Verantwortung und das müssen wir als Apotheker akzeptieren.«
Eine Software erhöhe massiv die Effizienz der Medikationsanalyse und liefere viel fachliche Unterstützung, so Göbels Erfahrung. Sie helfe, punktgenau die Probleme zu finden, zu analysieren und zu lösen.
Das Video dieser Gesprächsrunde sowie viele weitere Beiträge der Expopharm Impuls sind ab dem 20. September bis Mitte Januar nach Registrierung unter www.expopharm-impuls.de abrufbar.