Sport und Ernährung richtig dosieren |
Wer an Krebs erkrankt ist, sollte sich bei der Ernährung keine Zwänge auferlegen und vor allem keine Kalorien zählen. / Foto: Adobe Stock/nimito
Für einen entspannten Umgang bei der Ernährung von Krebspatienten plädierte Nicole Erickson vom Comprehensive Cancer Center (CCC) der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) bei er Veranstaltung. Was man am besten während einer Chemo- und/oder Strahlentherapie esse, unterscheide sich deutlich von der in der Prävention empfohlenen Ernährung, berichtete die Ernährungswissenschaftlerin. Während in der Prävention auf eine abwechslungsreiche, gesunde und nicht zu kalorienreiche Kost geachtet werden sollte, komme es in der Behandlungsphase in erster Linie darauf an, genügend Kalorien aufzunehmen. Das »Wie« sei dabei nachrangig, betonte Erickson. Es könnten durchaus auch immer wieder die gleichen Lieblingsspeisen sein. Gehe unter der Therapie erst Gewicht verloren, sei es sehr schwierig, das wieder aufzuholen.
Eindringlich warnte die Expertin vor Krebsdiäten, die seit hundert Jahren in unterschiedlichen Varianten propagiert würden. Zurzeit stehe die ketogene oder kohlenhydratarme Diät im Fokus, der die Idee zugrunde liegt, man könne den Krebs aushungern. Das Konzept klingt zunächst plausibel: Krebszellen weisen einen anderen Energiestoffwechsel als gesunde Zellen auf. Sie bevorzugen Glucose als Energielieferant und können Fett und Eiweiß weniger gut nutzen. Doch das gilt weder für alle Zellen noch alle Tumorarten und lässt den durch Entzündungsprozesse veränderten Stoffwechsel außer Acht. Zudem litten die Patienten unter der eingeschränkten Nahrungsauswahl der Ketodiät, dem damit verbundenen Stress und dem deutlich beeinträchtigten Sozialleben, warnte Erickson.
Sport hat dagegen bei Krebserkrankungen einen nachgewiesenen Nutzen. Körperliche Aktivität reduziere messbar die Nebenwirkungen einer Chemo-, Radio- oder antihormonellen Therapie, berichtete Anika Beringer-Ernst vom Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM). Außerdem steigere Sport die Leistungsfähigkeit und das Vertrauen in den eigenen Körper, erläuterte die Sportwissenschaftlerin. Die so gewonnene Selbstwirksamkeit sei ein wichtiger Faktor auf dem Weg zur Genesung.
Vor allem für Patienten mit Brustkrebs und kolorektalen Karzinomen liegen gute Daten für die Wirksamkeit eines körperlichen Trainings vor. Aber auch Patienten mit Prostata-, Lungen- oder Kehlkopfkrebs, Leukämie oder Lymphomen profitieren von Sport. Wer regelmäßig aktiv ist, hat weniger mit Nebenwirkungen wie Übelkeit, Magen-Darm-Problemen, Gewichtsveränderungen oder Schmerzen zu kämpfen.
Sport vermindert auch das Fatigue-Syndrom, das mit Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Erschöpfung, aber auch Muskelschmerzen oder Konzentrationsstörungen die Patienten sehr belastet. Dabei kommt es weniger auf die Art des Bewegungsprogramms an, als auf eine individuell angepasste Intensität: Je stärker die Fatigue ist, desto moderater sollte das Training sein. In der Krebstherapie wird Sport dosiert wie ein Medikament.
Welche Menge empfohlen ist, fasste ein internationales Experten im Jahr 2019 zusammen. Das Training sollte zudem individuell angepasst werden.