Betreutes Sportprogramm hilft, Herzmedikamente einzusparen |
Christina Hohmann-Jeddi |
29.09.2021 13:30 Uhr |
Ein spezielles Sportprogramm kann die Rezidivrate und Symptomschwere bei Patienten mit Vorhofflimmern reduzieren. / Foto: Adobe Stock/Ivanko Brnjakovic
Vorhofflimmern ist eine häufige Herzrhythmusstörung, bei der das Herz schnell und unregelmäßig schlägt. Typische Symptome wie Kurzatmigkeit, Herzrasen und Fatigue können die Lebensqualität massiv herabsetzen. Manche Betroffene spüren dagegen nichts. Trotzdem ist ihr Schlaganfallrisiko deutlich erhöht.
Körperliches Training wird bereits in der Rehabilitation bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung oder Herzinsuffizienz eingesetzt. Ob es auch bei Patienten mit Vorhofflimmern hilft, hat jetzt die ACTIVE-AV-Studie untersucht. Dabei wurden 120 Patientinnen und Patienten mit symptomatischem Vorhofflimmern auf zwei Arme randomisiert: Eine Gruppe führte ein individuell angepasstes Sportprogramm durch, die zweite Gruppe erhielt eine Standardbetreuung für sechs Monate.
Im Sportprogramm erhielten die Teilnehmer beaufsichtigte Trainingseinheiten (wöchentlich für drei Monate, danach alle zwei Wochen) und zudem einen individuellen Trainingswochenplan für zu Hause. Das Ziel war, die aerobe Aktivität der Teilnehmer um 3,5 Stunden pro Woche zu steigern. Während die Trainingshausaufgaben eher eine moderate Intensität hatten, war das beaufsichtigte Training von hoher Intensität, um die kardiorespiratorische Fitness zu erhöhen. Die Probanden der Kontrollgruppe wurden zum Training aufgefordert, erhielten aber keine aktive Intervention. Alle Teilnehmer wurden zudem von ihren Kardiologen angemessen medizinisch betreut.
Erste Ergebnisse der Untersuchung wurden im September beim Europäischen Kardiologenkongress präsentiert. Demnach war nach zwölf Monaten die Rezidivrate in der Sportgruppe mit 60 Prozent deutlich niedriger als in der Kontrollgruppe mit 80 Prozent, heißt es in einer Mitteilung der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft (ESC). Als Rückfall wurden Episoden von Herzrhythmusstörungen definiert, die länger als 30 Sekunden anhielten, die Notwendigkeit einer Ablation oder einer permanenten medikamentösen Therapie. In der Sportgruppe ging zudem die Symptomschwere deutlich zurück.
»Die ACTIVE-AF-Studie zeigt, dass einige Patienten ihre Arrhythmien durch Sport in den Griff bekommen, ohne eine Ablation oder eine dauerhafte medikamentöse Therapie zu benötigen«, sagte Studienautor Dr. Adrian Elliott von der Universität Adelaide in Australien laut der ESC-Mitteilung. Seiner Einschätzung nach sollte körperliches Training in die Therapie von Vorhofflimmern mit aufgenommen werden.
Auf die Studie machte die Deutsche Herzstiftung anlässlich des Weltherztages aufmerksam. Dieser findet jedes Jahr am 29. September statt, um auf die Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfall aufmerksam zu machen und darüber aufzuklären. Die Stiftung stellt ihre Aktionen in diesem Jahr unter das Motto »Herz aus dem Takt« und legt den Fokus auf Ursachen, Diagnose und Therapie der häufigsten anhaltenden Herzrhythmusstörung: Vorhofflimmern.