Spezialkühlschränke sind heiß begehrt |
Cornelia Dölger |
03.12.2020 18:00 Uhr |
Auch der Frankfurter Flughafen sieht sich beim weltweiten Transport des Impfstoffs in einer Schlüsselrolle. Allerdings befindet sich Europas größtes Pharma-Drehkreuz gewissermaßen in Warteposition, denn noch sind zu viele Unbekannte im Spiel. »Wir können noch nicht abschätzen, mit welchen Mengen wir rechnen müssen«, sagte eine Sprecherin des Flughafenbetreibers Fraport auf Anfrage der PZ. Bis vor Kurzem sei nicht einmal bekannt gewesen, bei welchen Temperaturen die Impfstoffe transportiert und gelagert werden müssen. Auch jetzt seien noch viele Fragen offen, etwa ob und welche weiteren Temperaturhandlings nötig werden, woher die Impfstoffe kommen oder wohin sie transportiert werden müssen.
Depots für große Mengen an kühlpflichtiger Ware sind in Frankfurt jedenfalls vorhanden: Aktuell stehen laut Fraport etwa 14.000 Quadratmeter »temperaturgeführte Umschlagfläche« zur Verfügung, also gekühlte Hallen, wobei der größte Teil direkt von der Lufthansa-Frachttochter Cargo gemanagt wird. Im vergangenen Jahr wurden am Frankfurter Flughafen rund 120.000 Tonnen Impfstoffe, Arzneimittel und andere Pharma-Produkte umgeschlagen. Wie viele Tonnen es in diesem Jahr letztlich werden, ist noch unklar.
Die Logistikriesen in Deutschland sehen sich für die Verteilung des erwarteten Impfstoffs gerüstet. Man sehe sich gut vorbereitet, hieß es etwa von Deutsche Post, DHL, Fedex oder UPS. Die Deutsche Post/DHL hatte bereits frühzeitig angekündigt, die weltweite Logistik der Impfstoffverteilung übernehmen zu wollen. Auch der Schweizer Konzern Kühne und Nagel, der seine Pharmaflotte in den vergangenen Jahren erheblich aufgestockt hat, will Medienberichten zufolge beim Transport der Impfstoffe maßgeblich beteiligt sein. Viele Logistik-Unternehmen verfügen über eigene Pharma-Geschäftszweige, weshalb Transporte mit kühlpflichtiger Ware für sie in der Regel kein Novum sind; viele von ihnen seien auf Standard-Tiefkühltemperaturen eingestellt, berichtet zum Beispiel der Impfstoffentwickler Moderna, der seinen Wirkstoff gekühlt bei minus 20 Grad ausliefern wird.
Zur Herkulesaufgabe dürfte aber die Bewältigung der zu erwartenden Warenmassen werden. »Die Menge an Tiefkühlpräparaten, die wegen Covid-19 auf die Logistikbranche zukommt, ist eine große Herausforderung«, sagte DHL-Manager Thomas Ellmann der dpa. Zwar hätten früher auch schon Präparate gegen Ebola ebenfalls in großen Mengen tiefgekühlt transportiert werden müssen, Covid-19 habe als »weltweites Thema« aber eine deutlich größere Dimension. Nach Ellmanns Einschätzung wird die Logistikbranche in den kommenden zwei Jahren zehn Milliarden Covid-19-Impfdosen verschicken – mehr Dosen als Menschen auf der Erde, da manche Präparate mehrfach verimpft werden müssen.
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