Spanien will Frauen mit Regelschmerzen von der Arbeit befreien |
Wenn es nach einem Gesetzentwurf des spanischen Gleichstellungsministeriums geht, sollen sich Frauen mit starken Regelschmerzen künftig leichter krankschreiben lassen können. / Foto: Fotolia/agnieszka_marcinska
Der entsprechende Gesetzentwurf wurde jetzt vom Kabinett der linken Regierung in Madrid gebilligt. Demnach sollen Spanierinnen das Recht bekommen, bei Regelschmerzen zu Hause zu bleiben – und zwar so lange, wie die Schmerzen andauern. Die geschätzten Kosten in Höhe von 23,8 Millionen Euro pro Jahr soll der Staat übernehmen. Damit gäbe es eine Lohnfortzahlung ab dem ersten Tag und nicht wie bei anderen Krankschreibungen erst ab dem vierten. Um arbeitsfrei zu bekommen, muss die betroffene Frau einen Arzt konsultieren.
Das Vorhaben stammt aus der Feder von Gleichstellungsministerin Irene Montero und wird in Spanien kontrovers diskutiert. Es dürfte laut Experten frühestens Ende 2022 in Kraft treten, weil es dem Parlament in Madrid erst nach einer mehrmonatigen Konsultationsphase vorgelegt werden kann. »Wir machen ein Gesetz, mit dem sichergestellt wird, dass Frauen besser leben und ihre Lebensprojekte in völliger Freiheit entwickeln können«, erklärte Montero. »Es ist Schluss mit dem Arbeiten unter Schmerzen und mit dem Pillenschlucken!«
Wie die »Süddeutsche Zeitung« am heutigen Donnerstag analysiert, trifft Monteros Vorstoß bei vielen Menschen in Spanien auf Zustimmung; demnach sei die Arbeitswelt in Spanien bislang viel zu wenig auf frauenspezifische Umstände eingestellt. Dabei, so die »SZ«, stehe feministische Politik bei der spanischen Regierung hoch im Kurs, was etwa auch Premier Pedro Sánchez in einem Tweet unterstrichen habe. »Ohne Feminismus gibt es keine Zukunft«, schrieb der Regierungschef demnach. Madrid habe also durchaus vor Augen, dass viele Frauen während ihrer Menstruation starke Schmerzen hätten und an diesen Tagen nur unter Schmerzmitteln arbeiten könnten, beleuchtet die »SZ« die Situation.
Ministerin Montero von der linksalternativen Unidas Podemos packt in dem Gesetz weitere Themen aufs Tableau. Der Entwurf ist Teil einer angestrebten Neuregelung des Abtreibungsrechts. Es erlaubt künftig Frauen ab 16 Jahren einen Schwangerschaftsabbruch auch ohne Einverständnis der Eltern. Zudem soll es die «Pille danach» künftig gratis geben. Nach Schätzung des Ministeriums werden alle neuen Regelungen den Staat insgesamt rund 107 Millionen Euro pro Jahr kosten. In der spanischen Presse wird das Gesetz vor allem unter den Schlagworten »Menstruationsgesetz« oder »Abtreibungsgesetz« diskutiert, wie die »SZ« berichtet.