Später Start der Grippewelle in Deutschland? |
Christina Hohmann-Jeddi |
12.05.2022 15:00 Uhr |
Influenzaviren breiten sich derzeit am stärksten bei Schulkindern aus. / Foto: Shutterstock/ToskanaINC
Seit dem Ende der Osterferien breiteten sich gerade bei Kindern Influenzaviren aus, nachdem seit Mitte März die Zahl der akuten Atemwegserkrankungen (ARE) insgesamt rückläufig war. Das teilt die AG Influenza in ihrem Wochenbericht für die 18. Kalenderwoche mit. Die Aktivität der ARE in der Bevölkerung sei in der 18. Kalenderwoche im Vergleich zur Vorwoche bei den Kindern gestiegen, während sie bei den Erwachsenen gesunken sei. Von 112 untersuchten Proben aus Arztpraxen ließen sich in 26 (23 Prozent) Influenzaviren nachweisen. »Die Influenza-Positivenrate hat in der 17. und 18. Kalenderwoche 2022 eine Höhe erreicht, die im Winter den Beginn der saisonalen Grippewelle bedeuten würde«, heißt es in dem Bericht. Allerdings ginge dies im Winter mit einer steigenden ARE-Aktivität einher, noch steige die ARE-Aktivität aber nicht deutlich an.
Insgesamt wurden in der 18. Kalenderwoche 1613 bestätigte Influenzafälle an das Robert-Koch-Institut gemeldet; in der Vorwoche waren es 1411. Für die gesamte Saison 2021/2022 seien bisher 10.621 Influenzainfektionen zu verzeichnen gewesen. Im Vergleich zu den letzten fünf vorpandemischen Saisons seien diese Werte sehr niedrig. Bislang überwiegt der Influenza-A-Subtyp H3N2 deutlich. Dieser wurde 226 Mal identifiziert, in fünf Fällen wurden Influenza-A(H1N1)pdm09-Viren und einmal ein Influenza-B-Virus der Victoria-Linie mittels Hämagglutinationshemmtest entdeckt.
Die Sentinelproben der 18. Kalenderwoche enthielten neben Grippe- auch andere respiratorische Viren: In jeweils 10 Prozent der Proben wurden Rhinoviren beziehungsweise SARS-CoV-2 nachgewiesen, in 7 Prozent saisonale Coronaviren und in 2 Prozent Respiratorische Synzytial-Viren.
In anderen europäischen Ländern stieg die Grippeaktivität schon früher als in Deutschland an: Dem AG-Influenza-Report zufolge habe in der WHO Region Europa die Influenza-Positivenrate seit der 10. Kalenderwoche 2022 auf einem Werteplateau zwischen 25 und 30 Prozent gelegen. Seit der 16. Kalenderwoche sank die Positivenrate auf insgesamt 17 Prozent in der Vorwoche. Sieben Länder meldeten in der 17. Kalenderwoche eine saisonale Influenzaviruszirkulation mit Positivenraten von über 30 Prozent (darunter Finnland: 80 Prozent; Niederlande: 60 Prozent; Polen: 50 Prozent; Serbien: 38 Prozent und Frankreich: 33 Prozent). »Allerdings beurteilten nur wenige dieser Länder die hohen Positivenraten auch im Sinne einer mittleren oder gar hohen klinischen Influenza-Aktivität«, heißt es in dem Wochenbericht.
Auch in den USA ist ein später Peak der Grippeaktivität zu beobachten. Laut Daten der US-Gesundheitsbehörde CDC steigen die Influenzazahlen in Teilen des Landes noch an. Derzeit liege die Influenza-Positivenrate bei 8,1 Prozent. Insgesamt bliebe die Influenzaaktivität deutlich hinter den Vorpandemiejahren zurück. Von einer Grippewelle werde daher nicht gesprochen, berichten Experten gegenüber »NBC News«. In dieser Saison sind laut CDC-Informationen 5,7 Millionen Grippeinfektionen aufgetreten, die in geschätzten 59.000 Fällen zu einer Hospitalisierung geführt hätten. Etwa 3600 Personen in den USA seien mit oder an Grippeviren gestorben.