Sotatercept weist neues Wirkprinzip auf |
Sven Siebenand |
21.10.2022 12:00 Uhr |
Zunächst verursacht der Lungenhochdruck nur wenig oder nur milde Symptome. Später kommt es dann aber oft zu einer ausgeprägten Symptomatik. Dazu zählen neben Brustenge zum Beispiel Atemnot bei Belastung, Ermüdung, Schwindel sowie Schwellungen der Knöchel und Beine. / Foto: Adobe Stock/jeffy1139
Die pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) führt zu einer erheblichen Belastung des Herzens, was zu eingeschränkter körperlicher Aktivität, Herzversagen und einer reduzierten Lebenserwartung führt. Die Fünf-Jahres-Sterblichkeitsrate für PAH-Patienten liegt bei etwa 43 Prozent. Zum Einsatz kommen Substanzen aus unterschiedlichen Wirkstoffklassen, etwa Endothelin-Rezeptorantagonisten, Phosphodiesterase-5-Hemmer, Prostazyklin-Analoga oder Stimulatoren der löslichen Guanylatzyklase. Zukünftig könnte ein neues Wirkprinzip bei PAH hinzukommen. Die Firma MSD informiert aktuell zum Arzneistoffkandidaten Sotatercept, einem Fusionsprotein des Aktivinrezeptor-Typs IIA-Fc.
Um den Wirkmechanismus zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Pathogenese. Die PAH geht mit einer Dysregulation des sogenannten Bone Morphogenetic Protein (BMP)-Rezeptortyp II (BMPR-II)-Smad1/5/8-Wegs in der glatten Muskulatur der Lungengefäße und den Endothelzellen einher, was zu einem Ungleichgewicht zwischen proproliferativen und antiproliferativen Signalwegen führt. Schaut man genauer hin, so ist die antiproliferative Signalübertragung reduziert, wodurch das Gleichgewicht in Richtung der proproliferativen Activin-Smad2/3-Signalübertragung verschoben wird, was schließlich zu einem Umbau der Lungengefäße führt.
Sotatercept ist ein Fusionsprotein, bestehend aus der extrazellulären Domäne des humanen Aktivinrezeptors Typ IIA, fusioniert mit der Fc-Domäne von humanem IgG1. Die Bezeichnung Ligandenfalle trifft auf Sotatercept voll zu. Es bindet Liganden des Rezeptors und reduziert dadurch die proproliferative Signalübertragung durch Aktivine, um die wachstumsfördernde und wachstumshemmende Signalübertragung wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
In der Phase-III-Studie STELLAR wird Sotatercept als Ergänzung zu einer stabilen Basistherapie zur PAH-Behandlung untersucht. Wie Hersteller MSD meldet, erreichte die Studie ihren primären Endpunkt. Eine statistisch signifikante und klinisch bedeutsame Verbesserung der 6-Minuten-Gehstrecke gegenüber dem Ausgangswert nach 24 Wochen konnte demnach nachgewiesen werden.
Die Firma arbeitet eigenen Angaben zufolge nun mit Hochdruck an Zulassungsanträgen, um Sotatercept dann eines Tages für PAH-Patienten verfügbar machen zu können.