So wird die Arzneimittelentsorgung in Europa grüner |
Jennifer Evans |
28.02.2022 09:00 Uhr |
Falsch entsorgt: Arzneimittelrückstände in der Umwelt nehmen zu. Das birgt Risiken für Mensch und Tier. / Foto: Adobe Stock/ MysteryShot
Weil viele Patienten ihre nicht mehr benötigten Arzneimittel unsachgemäß entsorgen, entsteht ein immer größeres Problem für Umwelt und Menschen. Eine einheitliche Lösung für Europa kann es dafür jedoch nicht geben, zu unterschiedlich sind die Abfall- und Entsorgungsbestimmungen in den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten geregelt. Das wurde bei einem Webinar der Pharmaceutical Group of the European Union (PGEU) deutlich, in dem sich kürzlich Experten aus ganz Europa zum Thema einer grüneren und nachhaltigeren Arzneimittelindustrie austauschten.
Einig waren sich die Diskutanten, dass alle Akteure auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene künftig eng zusammenarbeiten müssen, um die negativen Auswirkungen von Arzneimittelrückständen in der Umwelt zu bekämpfen. Dabei kommt vor allem den Apotheken eine entscheidende Verantwortung zu. Doch um dieser gerecht werden zu können, benötigen sie unter anderem mehr Hintergrundinformationen, um ihre Kunden über nachhaltigere Entscheidungen zu informieren und sie dazu auch zu motivieren.
In den vergangenen Jahren ist der Verbrauch von Arzneimitteln extrem angestiegen. Anhand einiger Beispiele demonstrierte Frithjof Laubinger, der für Umweltthemen bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zuständig ist, die Entwicklung zwischen 2000 und 2015. So ist etwa der pro Kopf Konsum an cholesterinsenkenden Medikamenten in diesem Zeitraum im Durchschnitt um 359 Prozent angestiegen. Bei den Antidepressiva war es ein Plus von 196 Prozent und der Verbrauch von Antidiabetika stieg um 193 Prozent. Die Menge an pharmazeutischem Haushaltsabfall variiert demnach zwischen 3 Prozent bis hin zu 50 Prozent pro eingenommenem Rx-Medikament. In den USA landen nach Laubingers Angaben sogar rund ein Drittel der verschreibungspflichtigen Arzneimittel später im Müll, in Frankreich sind es rund 17.600 Tonnen jährlich.