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Ambitionierter Plan

So wird Deutschland bis 2040 rauchfrei

Rauchen erhöht Risiko für schweres und tödliches Covid-19

Rauchen erhöht Risiko für schweres und tödliches Covid-19

Mit der Corona-Pandemie ist ein weiteres Risiko hinzugekommen, darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DPG) hin: Ob sich Raucher leichter mit dem Coronavirus infizieren sei unklar – schwere oder gar tödliche Verläufe seien aber eindeutig häufiger. Den sieben aktuellsten Metaanalysen zufolge erhöhe Tabakrauchen das Risiko für schwere Krankheitsverläufe; das Risiko, an der Infektion zu versterben, sei bei Rauchern um ein Drittel bis die Hälfte höher.

Die Coronavirus-Pandemie ist ein Grund mehr, mit dem Rauchen aufzuhören – darauf verweist auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) anlässlich des Welt-Nichtraucher-Tags. «Das Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken und zu sterben ist für Raucher bis zu 50 Prozent höher als für andere», zitierte die Organisation WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf. «Mit dem Rauchen aufzuhören ist deshalb das beste, was Raucher tun können, um sowohl ihr Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung zu verringern als auch das Risiko, Krebs und Herz- und Atemwegserkrankungen zu bekommen.»

E-Zigaretten sind aus Sicht von Lungenärzten keine gute Alternative: Die gesundheitliche Gefahr bei E-Zigaretten sei hoch, weil dabei Giftstoffe wie Blei und Chrom in die Lunge und ins Blut aufgenommen werden könnten, warnt die DPG. Die Vielzahl beigemischter Substanzen und Geschmacksstoffe mache eine Qualitätskontrolle kaum möglich. Zudem konsumierten viele Raucher, die auf E-Zigaretten umstiegen, auch weiterhin Tabak. Für E-Zigaretten sollten daher die gleichen Beschränkungen und steuerlichen Regeln gelten wie für Tabakzigaretten, fordert die DPG.

Rauchen muss noch unattraktiver werden

Deutschland sei europäisches Schlusslicht in der Tabakkontrolle, kritisiert Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ): «Die Politik muss sich klar dazu bekennen, den Tabakkonsum einzudämmen und so die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.» Gemeinsam mit mehr als 50 weiteren Gesundheitsorganisationen hat das DKFZ eine «Strategie für ein tabakfreies Deutschland 2040» vorgelegt. Konkret sollen in 20 Jahren weniger als fünf Prozent der Erwachsenen und weniger als zwei Prozent der Jugendlichen Tabakprodukte oder E-Zigaretten konsumieren.

Die Autoren sind überzeugt: «Das ist keine Utopie» und machen konkrete Vorschläge, wie das erreicht werden könnte – mit Werbeverboten und Einheitsverpackung, eingeschränkter Verfügbarkeit und Steuererhöhungen, besserer Information und kostenlosen Hilfsangeboten.

Global betrachtet steigt die Zahl der Tabakkonsumenten. Weltweit gibt es 1,1 Milliarden Nutzer, wie eine am Freitag im Fachmagazin «The Lancet» vorgestellte Analyse zeigt. 2019 hatte das demnach rund 7,7 Millionen Todesfälle zur Folge. Die Autoren haben mehr als 3500 Einzelstudien aus über 200 Ländern ausgewertet. «Rauchen ist einer der größten Risikofaktoren für die Gesundheit, doch Tabakkontrolle ist in vielen Ländern erbärmlich unzureichend», kritisiert Emmanuela Gakidou von der University of Seattle (US-Bundesstaat Washington) in «The Lancet». Die meisten Tabaknutzerinnen und -nutzer gibt es nach WHO-Angaben in China, rund 306 Millionen. Deutschland steht in dieser Liste auf Platz zwölf, mit 17 Millionen. 

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