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Virostatika plus Interferon

So sollen Medikamente neue Virusvarianten verhindern

Lässt sich die Bildung neuer Varianten von SARS-CoV-2 durch eine Kombination antiviraler Substanzen mit Interferon eindämmen? Forschende sind dieser Frage nachgegangen und haben in Zellversuchen positive Ergebnisse erhalten.
Sven Siebenand
09.08.2022  09:00 Uhr

Die Universität Frankfurt am Main nimmt in einer Pressemitteilung Bezug auf eine Veröffentlichung eines Autorenteams um Professor Dr. Denisa Boykova vom Universitätsklinikum Frankfurt im »Journal of Infection«. Die Forschenden haben die Kombinationen von vier antiviralen Arzneistoffen jeweils einzeln mit Interferon-beta in ihrer Wirkung auf die Omikron- und Delta-Variante getestet. Dies waren das in Paxlovid® enthaltene Nirmatrelvir, das in Lagevrio® enthaltene Molnupiravir, das in Veklury® enthaltene Remdesvir sowie Aprotinin. Auch letztgenannte Substanz besitzt Untersuchungen zufolge eine antivirale Aktivität.

Das Ergebnis: Die Kombination von Interferon-beta jeweils mit Molnupiravir, Nirmatrelvir und Aprotinin erwies sich als hochwirksam gegen die Omikron- und Delta- Variante von SARS-CoV-2. Die Kombination von Betaferon mit Remdesivir war dagegen in der Zellkultur weniger effektiv. Die Kombination der anderen drei Substanzen mit Interferon halten Forschenden für einen vielversprechenden Therapieansatz, der in der Klinik getestet werden sollte.

Da es insbesondere im Körper von immungeschwächten Personen zu Langzeitinfektionen kommen kann, besteht in diesen Fällen auch erhöhte Gefahr der Bildung neuer, potenziell therapieresistenter Varianten. Wenn die Kombinationstherapie sich auch in klinischen Studien als wirksam erweise, hätten wir weitaus effektivere Möglichkeiten, die Entstehung neuer gefährlicher Varianten von SARS-CoV-2 zu verhindern, so Professor Dr. Jindrich Cinatl vom Institut für Medizinische Virologie der Goethe-Universität, der ebenfalls an der Forschungsarbeit beteiligt war.

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