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Perinatale SARS-CoV-2-Infektion

So schützen Corona-infizierte Mütter ihre Neugeboren

Das Risiko dafür, dass sich ein Neugeborenes bei seiner infizierten Mutter mit SARS-CoV-2 ansteckt, ist zwar vorhanden, aber durch bestimmte Hygienemaßnahmen reduzierbar. Darauf weisen neue Studien hin.
Carolin Lang
16.10.2020  10:18 Uhr

In einer retrospektiven Kohorten-Analyse gingen US-amerikanische Wissenschaftler der Frage nach: Wie hoch ist das Risiko, dass eine mit SARS-CoV-2 infizierte Mutter ihr Neugeborenes ansteckt? Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal »JAMA Pediatrics« veröffentlicht. (DOI: 10.1001/jamapediatrics.2020.4298) Demzufolge scheint das Risiko zwar vorhanden, aber unter Einhaltung von Vorsichtsmaßnahmen gering zu sein. Von 101 Neugeborenen steckten sich nur zwei Neugeborene bei ihrer Mutter an, kein Kind ist erkrankt. Das Team um Dr. Cynthia Gyamfi-Bannerman von der Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie an der »Columbia University« zweifelt daher die Sinnhaftigkeit einer Trennung von betroffenen Müttern und Neugeborenen an.

Die Neugeborenen wurden zwischen dem 13. März und dem 24. April 2020 an zwei Kinderkliniken im Norden Manhattans geboren. 82 der Kinder verbrachten die ersten Lebenstage zwar im gleichen Raum wie die Mutter, allerdings auf Distanz in einer Isolette, die mindestens 180 cm von der Mutter entfernt stand. 19 Säuglinge mussten aufgrund von Komplikationen, die nicht mit einer SARS-CoV-2-Infektion assoziiert waren, vorerst auf die Intensivstation. Rund 90 Prozent der Mütter stillten ihr Kind während dieser Zeit zumindest teilweise. Als Hygienemaßnahme wuschen sie vorab ihre Hände und Brüste mit Seife und Wasser. Weitere Hygienemaßnahmen waren unter anderem das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (MNS) durch die Mutter und eine eingeschränkte Besucheranzahl.

Insgesamt wurde bei zwei Säuglingen eine SARS-CoV-2-Infektion nachgewiesen, von denen aber keines erkrankte. Bei einem der Neugeborenen waren anfangs keine besonderen Hygienemaßnahmen getroffen worden, da die Infektion der Mutter erst nach der Geburt festgestellt wurde. Dass ihr Baby sich ansteckte, deute auf eine mögliche Mutter-Kind-Übertragung hin, wenn die Mutter keine Maske trage und keine angemessene Hand- und Brusthygiene durchführe, schreiben die Autoren.

»Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Trennung von betroffenen Müttern und Neugeborenen während der Covid-19-Pandemie möglicherweise nicht gerechtfertigt ist und dass direktes Stillen sicher zu sein scheint«, schlussfolgern die Autoren. Unter Einhaltung von Vorsichtsmaßnahmen scheint das Risiko für eine perinatale Ansteckung gering zu sein.

Analyse zu Infektionsketten Neugeborener

Die Autoren einer Metaanalyse (DOI: 10.1038/s41467-020-18982-9) aus dem Journal »Nature Communications« berichten, dass von insgesamt 176 untersuchten Fällen, bei denen Neugeborene sich mit SARS-CoV-2 infizierten, die Mehrheit (rund 70 Prozent) der Infektionen nach der Geburt erfolgte. Um die 30 Prozent der Infektionen seien dagegen vermutlich entweder während der Geburt oder bereits im Mutterleib erfolgt. Die Untersuchung belief sich auf Publikationen, die zwischen dem 1. Dezember 2019 und dem 30. August 2020 veröffentlicht worden sind.

55 Prozent der infizierten Säuglinge entwickelten Covid-19. Die klinischen Symptome waren ähnlich zu denen älterer Patienten, einschließlich respiratorischer (52 Prozent der Fälle), fiebriger (44 Prozent) und gastrointestinaler (36 Prozent) sowie neurologischer (18 Prozent) Symptome.

Säuglinge, die mit der Mutter in einem Zimmer untergebracht waren, wiesen offenbar eine höhere Inzidenz von SARS-CoV-2-Infektionen auf, schreiben die Autoren. Geeignete Hygienemaßnahmen und Schutzausrüstungen seien daher wichtig, da diese das Risiko einer Übertragung durch Umweltexposition zu verringern. Die angewendeten Hygienemaßnahmen in den analysierten Publikationen wurden nur inkonsistent und generell in nur wenigen Arbeiten beschrieben. Angesichts der weltweit unterschiedlichen Richtlinien seien spezifische Studien nötig, um zu verstehen, wie idealerweise vorgegangen werden sollte, um einer Infektion vorzubeugen.

Das Stillen sei den Autoren zufolge hingegen nicht mit einer SARS-CoV-2-Infektion assoziiert gewesen. Eine Virusübertragung durch die Milch finde, wenn überhaupt, selten statt. Auch hier seien jedoch weitere Studien erforderlich, um diese Annahme zu bestätigen.

Empfehlungen in Deutschland

Hierzulande gelten seit Anfang Juli aktualisierte Empfehlungen für Schwangerschaft, Entbindung und die Zeit nach der Geburt während der Covid-19 Pandemie. Die Fachgesellschaften für Geburtshilfe, pädiatrische Infektiologie und perinatale Medizin halten es für nicht zwingend erforderlich, gesunde Neugeborene von infizierten Müttern zu trennen. Auch das Stillen wird ausdrücklich befürwortet, sofern adäquate Hygieneregeln eingehalten werden.

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