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Weniger rotes Fleisch, weniger Hirninfarkte

So hilft die Ernährung, einen Schlaganfall zu verhindern

Der vermehrte Konsum von Vollkornprodukten, Obst und Gemüse beziehungsweise Nüssen und Samen schützt vor Hirninfarkten, also ischämischen Schlaganfällen. Ein hoher Verzehr von Eiern sowie rotem und verarbeitetem Fleisch hingegen erhöht offenbar das Risiko, belegen neue Studiendaten.
Christiane Berg
27.08.2020  15:00 Uhr

Dazu werteten Forscher die Daten einer Kohorte von fast 420.000 Menschen aus neun europäischen Ländern aus, die in den Jahren 1992 bis 2000 im Rahmen der »European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition« (EPIC)-Studie rekrutiert wurde.

Nach einem mittleren Follow-up von 12,7 Jahren waren insgesamt 4.281 ischämische und 1.430 hämorrhagische Schlaganfälle aufgetreten. Zwar zeigte die demografische Analyse, dass die Betroffenen insgesamt älter waren als die übrigen Studienteilnehmer, ein etwas höheres Körpergewicht hatten, häufiger starke Raucher waren und im Durchschnitt auch etwas mehr Alkohol tranken. Doch wird die Analyse der Ernährungsgewohnheiten als besonders aufschlussreich bewertet. Probanden, die einen ischämischen Schlaganfall, also einen Verschluss oder eine Verengung eines zur Versorgung des Gehirns mit Sauer- und Nährstoffen notwendigen Blutgefäßes erlitten, hatten in der Studie mehr rotes und verarbeitetes Fleisch, jedoch weniger Vollkornprodukte, Obst und Gemüse, Nüsse und Samen konsumiert. Gleichermaßen konnte der negative Effekt des Fleisches durch eine vollkornreiche Kost ausgeglichen werden.

»Generelles Fazit der Studie in Bezug auf den ischämischen Schlaganfall, also Hirninfarkt ist, dass man sein persönliches Erkrankungsrisiko durch den vermehrten Konsum von Obst, Gemüse und vollkornreicher Kost sowie den Verzicht auf rotes und verarbeitetes Fleisch senken kann«, erklärt Professor Dr. Hans-Christoph Diener, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, in einer aktuellen Mitteilung der DGN.

Vielfältige Pathomechanismen

Ob positiv oder negativ: Diskutiert werde, dass die Auswirkungen der Ernährung nicht durch direkte Effekte zu erklären, sondern blutdruck- und/oder blutfettvermittelt sind. So sei bekannt, dass Nahrungsmittel, die vor einem ischämischen Schlaganfall schützen, den Blutdruck senken, rotes und verarbeitetes Fleisch hingegen den Blutdruck und auch das Gesamtcholesterin erhöhen.

Hinsichtlich des Risikos der Entstehung hämorrhagischer Schlaganfälle, so Diener, scheinen die beschriebenen Ernährungsfaktoren keine Rolle zu spielen – zumal auch die Pathomechanismen ganz andere sind. Die vorliegende Auswertung zeige lediglich, dass der Konsum von Eiern das Risiko hämorrhagischer Schlaganfälle nennenswert erhöht. Ansonsten tappe die Wissenschaft im Dunklen.

Ob ischämisch oder hämorrhagisch: Gerade, weil der Schlaganfall in Europa nach wie vor eine der Haupttodesursachen ist, besitze die Prävention auch in Form einer gesunden Ernährung einen hohen Stellenwert.

Gemäß der S3-Leitlinie Schlaganfall sollten Personen mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko dahingehend beraten werden, ihre Ernährung abwechslungsreich zu gestalten und sie an den Empfehlungen der mediterranen oder nordischen Kost auszurichten sowie gegebenenfalls auch ihr Gewicht sowie einen übermäßigen Alkohol- und/oder Nikotin-Konsum zu reduzieren. Nicht zu unterschätzten sei zudem die Bedeutung körperlicher Aktivität und der Reduktion von psychogenem Dauerstress.

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