Shingrix-Großpackung nicht mehr auf Lieferengpass-Liste |
Daniela Hüttemann |
26.01.2021 10:00 Uhr |
Begehrte Ware: Der Gürtelrose-Impfstoff Shingrix® von GSK (hier in US-amerikanischer Aufmachung) schaffte es gleich als bevorzugte Impfung in die STIKO-Empfehlung. Doch GSK konnte bislang die hohe Nachfrage nicht ausreichend bedienen. / Foto: imago images/ZUMA Wire
Im Mai 2018 brachte Glaxo-Smith-Kline (GSK) seinen Herpes-Zoster-Impfstoff Shingrix® in Deutschland auf den Markt. Studiendaten zeigten, dass dieser adjuvantierte Totimpfstoff ältere Menschen besser vor einer Gürtelrose schützen kann, als der bisher verimpfte Lebendimpfstoff Zostavax®. Im Dezember 2018 empfahl daraufhin die Ständige Impfkommission (STIKO), alle Personen ab 60 Jahren sowie Personen mit schweren Grunderkrankungen ab 50 Jahren bevorzugt mit dem Totimpfstoff zu impfen. Für den vollständigen Impfschutz sind zwei Impfdosen im Abstand von zwei bis sechs Monaten nötig.
Allein war die Nachfrage deutlich größer als das Angebot. Zwar lieferte GSK nach eigenen Angaben regelmäßig aus, doch berichteten Apotheken immer wieder, das Präparat sei kaum zu bekommen. Daher waren bislang sowohl die Einer- als auch die Zehnerpackung unter den Lieferengpässen von Human-Impfstoffen beim Paul-Ehrlich-Institut als »eingeschränkt verfügbar« gelistet. Das gilt nun nicht mehr für die Zehnerpackung, wie GSK am Montag mitteilte. Der Hersteller verspricht eine deutliche Entspannung der Liefersituation in diesem Jahr. Man habe kontinuierlich die Produktion optimiert und weiter ausgebaut. »Auch wenn bei der Produktion von Impfstoffen zeitweilige und lokale Nichtverfügbarkeiten nie komplett ausgeschlossen werden können, werden mit der zur Verfügung gestellten Liefermenge deutlich mehr Personen in Deutschland vor Herpes Zoster geschützt werden können als im Vorjahr«, verspricht das Unternehmen. Es würden von nun an regelmäßig Kontingente von Zehner- und Einerpackungen bereitgestellt.
Aufgrund der bislang eingeschränkten Lieferfähigkeit hatte die STIKO empfohlen, die verfügbaren Dosen vor allem zu nutzen, um eine begonnene Grundimmunisierung zu komplettieren. Wer also bereits die erste Impfung mit Shingrix bekommen hat, sollte bevorzugt die zweite erhalten, bevor neue Impflinge die Erstdosis erhalten. Kann der in der Fachinformation genannte Zeitraum von maximal sechs Monaten für die zweite Dosis nicht eingehalten werden , sollte die zweite Impfung trotzdem schnellst möglich nachgeholt werden. Grundsätzlich sollte eine mit Shingrix begonnene Impfung auch nur mit diesem Impfstoff komplettiert werden. Die Verwendung des Lebendimpfstoffs als Zweitdosis wird nicht empfohlen.
Seit Beginn der Covid-19-Impfungen empfiehlt die STIKO zudem, vor und nach den Covid-19-Impfungen jeweils mindestens zwei Wochen Abstand zu anderen Impfungen einzuhalten. Bekanntlich wird bei der Covid-19-Vakzinierung aufgrund mangelnder Impfdosen aktuell und auf absehbare Zeit priorisiert, wer zuerst geimpft wird. Eine wissenschaftlich und ethisch begründete Reihenfolge hatte die STIKO vorgeschlagen, auf deren Basis das Bundesgesundheitsministerium eine entsprechende Verordnung vorlegte.
Nun schlägt bei Shingrix der Hersteller selbst eine Priorisierung vor: »Da zunächst die hochbetagten Personen ab 80 den Corona-Impfstoff erhalten und ein Abstand von 14 Tagen vor Beginn und nach Ende der Corona-Impfserie einzuhalten ist, ist es sinnvoll, derzeit insbesondere an die Gürtelroseimpfung für die Unter-80-jährigen zu denken, die eine Corona-Impfung erst zu einem späteren Zeitpunkt erhalten können«, so der Vorschlag von Dr. Jens Vollmar, Leiter Medizinischer Fachbereich Impfstoffe Reise- und Tropenmedizin bei GSK. So könne man zunächst die 60- bis 80-Jährigen gegen Gürtelrose schützen, bevor sie im Laufe des Frühjahrs mit der Covid-19-Impfung an der Reihe sind. »Umgekehrt können dann zwei Wochen nach Abschluss der Corona-Impfserie wieder verstärkt die Älteren ab 80 für die Zoster-Impfung in den Fokus genommen werden«, meint Vollmar.
Ähnlich könne man bei anderen der für diese Altersgruppe üblich empfohlenen Schutzimpfungen wie Pneumokokken vorgehen. Auch die Grippe-Impfung ist immer noch möglich. »Diese Standardimpfungen minimieren die Gefahr von Doppelinfektionen mit SARS-CoV-2«, heißt es in der Pressemitteilung.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.