Covid-19 als Risikofaktor für Herpes zoster |
Eine Gürtelrose ist komplikationsanfällig. Eine Impfung gegen Herpes zoster ist der sicherste Weg, sich gegen eine Infektion und ihre Hinterlassenschaften wie eine Post-Zoster-Neuralgie zu schützen. / Foto: Shutterstock/BlurryMe
Eine Infektion mit SARS-CoV-2 macht für andere Erkrankungen empfänglicher. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass eine Covid-19-Infektion bei Menschen über 50 Jahre das Risiko für einen Herpes zoster um 15 Prozent erhöht. Bei Covid-19-Erkrankten mit schweren Verläufen, bei denen eine Hospitalisierung erforderlich war, stieg das Gürtelroserisiko gar um 21 Prozent. Dies zeigt eine Auswertung von US-amerikanischen Krankenversicherungsdaten im Zeitraum von März 2020 bis Februar 2021, die im Fachmjournal »Open Forum Infectious Diseases« erschienen ist.
Dabei wurden die Daten von 394.677 Personen über 50 Jahre mit nachgewiesener SARS-CoV-2-Infektion mit denen von 1.577.346 Personen über 50 Jahre ohne SARS-CoV-2-Infektion verglichen. Bei den Kohorten wurden Faktoren wie Alter, Geschlecht, chronische Erkrankungen oder immunrelevante Risikofaktoren herausgerechnet. Prinzipiell hatten Frauen ein höheres Risiko als Männer, Personen über 65 Jahre waren stärker gefährdet als 50- bis 64-Jährige.
Die Analyse zeigte zudem, dass ein Herpes zoster infolge einer Coronainfektion entweder innerhalb der ersten 30 Tage auftritt, oder drei bis sechs Monate nach der Erkrankung. Mehr als die Hälfte der Fälle trat jedoch bereits innerhalb der ersten Woche nach Diagnosestellung auf. Nach einem halben Jahr glich sich das Risiko dem der nicht mit SARS-CoV-2 Infizierten an. Die Autoren schließen aus den Ergebnissen, dass Covid-19 als Risikofaktor für Herpes zoster betrachtet werden könne.
Wie erklärt man sich die immunbiologischen Zusammenhänge? Das erklärte etwa Privatdozent Dr. Michael Überall, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin, bei einer Pressekonferenz der Firma Glaxo SmithKline, so: »Wir vermuten, dass Covid-19 einen Herpes zoster auslösen kann, indem es die Immunzellen schädigt und so eine Reaktivierung von Varicella zoster ermöglicht. Laut verschiedener Studien weist ein großer Teil der Covid-19-Patienten eine Lymphopenie auf. Diese Verringerung von Immunzellen im Blut könnte der Grund dafür sein, warum das Immunsystem bei Menschen über 50 Jahre – und mit zunehmendem Alter stärker – nicht mehr in der Lage ist, die Reaktivierung von Varizellen zu unterdrücken.«
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.