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PhiP im HV

Selbstmedikation im Alter

Beratungsgrundsätze bei Senioren

Bei der Abgabe eines Präparats in der Selbstmedikation sollte pharmazeutisches Personal einige Aspekte bedenken. So zum Beispiel:

  • Gibt es eine Indikation für das Medikament? Je nach Art der Beschwerden sollte zunächst geprüft werden, ob eine Selbstmedikation infrage kommt oder ein Arztbesuch erforderlich ist.
  • Welche Medikamente nimmt der Patient ein? Hier gilt es, mögliche Interaktionen zu beachten.
  • Liegen Grunderkrankungen vor? Hier gilt es, mögliche Kontraindikationen zu beachten. 
  • Ist die Medikation altersgerecht? Potenziell inadäquate Medikation (PIM) ist möglichst zu meiden.
  • Ist die Dauer der Einnahme geklärt? Die Selbstmedikation ist meist zeitlich begrenzt.
  • Stimmt die Dosierung? Vorsicht bei eingeschränkter Nieren- und Leberfunktion.
  • Ist die Anwendung für den Patienten praktikabel? Möglicherweise sind Umstände wie Schluckbeschwerden oder eine eingeschränkte Beweglichkeit der Finger zu berücksichtigen.

Schwindel im Alter

Schwindel kann bei älteren Menschen auf degenerative Prozesse wie die nachlassende Leistung der Gleichgewichtsorgane und eine langsamere Reizverarbeitung zurückgehen. Hinzu kommen schlechteres Sehen, nachlassende Muskelkraft oder Mikrozirkulationsstörungen. Auch Dehydrierung oder Medikamente wie Sedativa oder Antihypertonika können verantwortlich sein.

Ist es nicht möglich, die Ursachen des Schwindels zu beheben, können ein spezielles Gleichgewichtstraining und die symptomatische Therapie helfen. Im Bereich der Selbstmedikation stehen beispielsweise Ginkgo-Extrakt (bei Schwindel aufgrund von Durchblutungsstörungen) und Dimenhydrinat zur Verfügung. Letzteres ist in den PIM-Listen aber nicht empfohlen und somit mit Vorsicht einzusetzen. Handelt es sich um eine Kreislaufschwäche, können Antihypotonika wie die Kombination aus Campher und Weißdorn probiert werden.

Schlafstörungen im Alter

Mit dem Alter verändert sich der Schlaf. Dabei ist nicht unbedingt die Schlafdauer verkürzt, vielmehr wird der Schlaf häufiger durch Wachphasen unterbrochen und wird leichter, da sich Tiefschlafphasen verkürzen. Einige Veränderungen sind also alterstypisch und nicht krankhaft, was im Beratungsgespräch erklärt werden kann.

Relevant ist außerdem die »Schlafhygiene«. Nickerchen sollten beispielsweise gestrichen oder auf maximal 15 Minuten begrenzt werden. Selbstmedikation ist nur empfehlenswert, wenn die Schlafdauer mindestens sechs Stunden beträgt und die Beschwerden nicht dauerhaft bestehen. Die sedierenden H1-Antihistaminika Diphenhydramin und Doxylamin bergen bei älteren Menschen ein Risiko für dosisabhängige Nebenwirkungen. Die Arzneistoffe sind ZNS-gängig und haben anticholinerge Effekte. Dadurch ist ein erhöhtes Risiko für Gleichgewichtsstörungen, Stürze, Verwirrtheitszustände oder kognitive Störungen möglich. Falls sie bei Patienten ab 65 Jahren eingesetzt werden, ist auf eine niedrige Dosis und eine kurze Anwendungsdauer unter zwei Wochen zu achten. In den PIM-Listen wird ihr Einsatz kritisch beurteilt. Pflanzliche Alternativen sind Baldrian, Hopfen, Lavendel oder Passionsblume. Hier ist auf den allmählichen Wirkeintritt zu verweisen.

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