Selbstmedikation bei Obstipation |
Erste Wahl in der Therapie von Obstipation ist eine ballaststoffreiche Ernährung. Gegebenenfalls kann dies durch Weizenkleie, Leinsamen (Lini Semen), oder Flohsamenschalen (Plantaginis Ovatae semen) ergänzt werden. Sogenannte Quellstoffe sind reich an Ballaststoffen, die der Darm nicht verdauen kann. Stattdessen binden sie dort Flüssigkeit, quellen und lösen einen Defäkationsreiz aus. Wichtig ist, parallel zur Einnahme zwei bis drei Liter täglich zu trinken. Sonst könnte der Darminhalt verklumpen und einen Ileus verursachen. Um Nebenwirkungen wie Blähungen vorzubeugen, einschleichend dosieren und auf ein- bis dreimal täglich ein bis zwei Teelöffel steigern. Der mild laxierende Effekt setzt in der Regel nach ein bis zwei Tagen ein.
Osmolaxanzien wirken ähnlich. Es sind Stoffe, die die Darmwand nicht durchdringen können und osmotisch Wasser im Darmlumen binden. Zu den gängigen Osmolaxanzien zählen Zuckeralkohole wie Lactulose und Macrogole. Letztere gelten als besser verträglich, da Nebenwirkungen wie Blähungen und Bauchschmerzen ausbleiben. Salinische Osmolaxanzien wie Natriumsulfat (Glaubersalz) oder Magnesiumsulfat (Bittersalz) sind inzwischen obsolet und werden nur noch in Ausnahmefällen beispielsweise zur Darmentleerung vor einer Darmspiegelung eingesetzt.
Substanzen, die die Wasserresorption aus dem Darmlumen hemmen (antiresorptiv) und gleichzeitig den Wassereinstrom fördern (hydragog), werden auch als Kontaktlaxanzien bezeichnet. Oral eingenommen wirken sie nach circa acht bis zwölf Stunden, weshalb sich eine Einnahme vor dem Zubettgehen empfiehlt. Zu den synthetischen Vertretern gehören Bisacodyl und Natriumpicosulfat.
Bisacodyl ist ein Prodrug, das erst im Darm in seine Wirkform überführt wird. Daher sind Dragees magensaftresistent überzogen. Wichtig: Nüchtern einnehmen, nicht zusammen mit Milch und zeitlichen Abstand zu Antazida einhalten. Die laxierende Wirkung tritt bei oraler Einnahme nach circa fünf bis zehn Stunden ein. Zäpfchen bieten den Vorteil, dass sie bereits innerhalb einer halben Stunde wirken.
Natriumpicosulfat wird erst durch Dickdarmbakterien aktiviert, weshalb es nicht magensaftresistent überzogen werden muss und auch in Form von Tropfen verfügbar ist. Mit dem Wirkeintritt ist nach acht bis zwölf Stunden zu rechnen.
Zu den pflanzlichen Vertretern zählen Anthrachinonhaltige Drogen, die sich hinsichtlich ihrer Wirkstärke einteilen lassen: Aloe > Sennesblätter > Faulbaumrinde > Sennesfrüchte > Rhabarberwurzel. Sie wirken sehr stark und sind manchmal mit durchfallartigen Stühlen verbunden. Sie können zu starken Nebenwirkungen wie kolikartigen Schmerzen führen. Außerdem stehen sie in Verdacht, mutagen und kanzerogen zu sein. Aus diesen Gründen werden sie inzwischen nur noch selten eingesetzt. Bei Schwangeren, in der Stillzeit und bei Kindern unter zwölf Jahren sind sie kontraindiziert.