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PhiP im HV

Selbstmedikation bei Blasenentzündung

Ibuprofen gegen Schmerzen

Schmerzen im Unterleib und beim Wasserlassen lassen sich meist schnell durch das analgetisch und antiphlogistisch wirksame Ibuprofen lindern. In einer Studie wurde eine dreitägige Ibuprofen-Gabe (3 × 400 mg) mit der Einmalgabe des Antibiotikums Fosfomycin bei Frauen mit einer unkomplizierten Harnwegsinfektion verglichen. Unter Ibuprofen waren etwa 70 Prozent der Patientinnen nach einer Woche beschwerdefrei, unter antibiotischer Behandlung waren es hingegen etwa 80 Prozent. Rund zwei Drittel der Probandinnen mit rein symptomatischer Behandlung benötigten kein Antibiotikum.

Pflanzliche Hilfe

Auch einige Phytopharmaka können zur unterstützenden Behandlung bei akuter Zystitis angewendet werden, etwa die Kombination aus Kapuzinerkressekraut und Meerrettichwurzel. Aus den enthaltenen Senfölglykosiden werden in der Blase antimikrobielle Isothiocyanate (Senföle) freigesetzt. Am verträglichsten ist die Einnahme nach dem Essen, da Senföle den Magen-Darm-Trakt reizen können. Die aktuelle S3-Leitlinie zu unkomplizierten HWI aus dem Jahr 2017 empfiehlt die Kombination zur Prophylaxe häufig rezidivierender Infekte genauso wie die antibakteriell wirkenden Bärentraubenblätter. Der entscheidende Inhaltsstoff ist das Prodrug Arbutin, aus dem pathogene Keime in der Blase bakteriostatisches Hydrochinon freisetzen – unabhängig vom pH-Wert des Urins. Da Arbutin lebertoxisch wirkt, begrenzt die Leitlinie die prophylaktische Anwendung auf maximal einen Monat.

Noch keinen Einzug in die Leitlinie haben hingegen Cranberry-Präparate gefunden. Allerdings sieht das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) einen Hinweis auf einen Nutzen von Cranberry im Vergleich zu Placebo hinsichtlich einer Verringerung der Rezidivrate der Zystitis. Proanthocyanidine sollen das Anhaften pathogener Keime an der Blasenwand erschweren.

Die Dreierkombination aus Tausendgüldenkraut, Liebstöckelwurzel und Rosmarinblättern zeigt in vitro entzündungshemmende, schmerzlindernde, krampflösende sowie antiadhäsive Eigenschaften. Daneben können klassische Blasen- und Nierentees, beispielsweise mit Ackerschachtelhalm, Birkenblättern oder Goldrutenkraut, die Durchspülung der Harnwege anregen.

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