Sein Verkaufsschlager – die Tropenapotheke |
Laboratorium der Firma Dr. Kade in der Oranienbaum-Apotheke um 1900. / Foto: Firma Dr. Kade
Franz Lutze kam am 19. April 1857 als Sohn eines Kaufmanns in Preußisch Holland (Ostpreußen) auf die Welt. Nach dem Besuch des Gymnasiums und der Realschule in Elbing bis zur Secunda begann er 1872 seine Apothekerlehrzeit bei Otto R. Martens in Preußisch Holland. Seine Lehre beendete er bei Apotheker U. Techner in Elbing, der ihm »regen Eifer für die Erwerbung einiger Kenntnisse in der Chemie, Botanik, Pharmacognosie und Physik« bescheinigte. Am 30. September 1875 erhielt Lutze sein Zeugnis als Apothekergehilfe. Danach arbeitete er, wie damals üblich, in verschiedenen Apotheken, zum Beispiel in Deutsch-Eylau, Kempen (Provinz Posen), Thorn, Mewe an der Weichsel, Duisburg, in Fraulautern an der Saar, in Pillau und in Bischofswerda (1).
Am 20. November 1878 immatrikulierte sich Lutze an der Universität Leipzig, wo er unter anderem Organische Chemie bei Hermann Kolbe (1818–1884), Pharmakognosie bei Justus Radius (1797–1884), Botanik bei August Joseph Schenk (1815–1891) und Pharmazie bei dem Apotheker und Professor Christoph Heinrich Hirzel (1828–1908) belegte (2). Zu Lutzes akademischen Lehrern zählten somit bedeutende Fachvertreter wie der Chemiker Kolbe, dem wir die Synthese der Salicylsäure verdanken. Hirzel war der erste Vertreter der Pharmazie in Leipzig (3).
Franz Lutze starb im Jahr 1923. Zu den wichtigen Präparaten, die der Apotheker und Firmengründer von Dr. Kade, einführte zählen unter anderem Asthmolysin, das Hämorrhoidenmittel Posterisan sowie Antiallergika und Spasmolytika. / Foto: Firma Dr. Kade
Im Jahr 1880 erhielt Lutze die Approbation als Apotheker und übernahm im ostpreußischen Gumbinnen eine Apotheke. Die Tätigkeit füllte ihn aber nicht aus, wie er schrieb: »Die geringe Befriedigung, welche mir die rein geschäftliche Seite meines Berufes bot, war die Veranlassung, daß ich mich nach Aufgabe dieser Art von Selbstständigkeit wieder dem Studium zuwandte und in Königsberg […] weitere drei Semester dem Studium der Chemie oblag« (4). Dort studierte er bei dem Agrikulturchemiker Karl Heinrich Leopold Ritthausen (1826–1912), der sich auch mit Pflanzenchemie beschäftigte (5).
In seinem Lebenslauf bemerkte Lutze: »Ich beabsichtigte, dieses Studium nach genügender Erweiterung meiner Kenntnisse durch die Promotion zum Abschluss zu bringen.« Seine Promotion erfolgte aber erst 1892 in Rostock mit der Arbeit »Beiträge zur Kenntnis des Hydrastins«. Die Untersuchungen dazu hatte er am Pharmakologischen Institut Berlin unter Leitung des Privatdozenten Martin Freund und des Pharmakologieprofessors Oskar Liebreich (1839–1908) durchgeführt (6). Mit einem Secunda-Abschluss einer Realschule war die Promotion an einer preußischen Universität jedoch nicht möglich, weshalb sie in Rostock erfolgte. Lutzes Dissertation war der Alkaloidchemie gewidmet, Hydrastin ist das Alkaloid der Kanadischen Orangenwurzel Hydrastis canadensis. Gutachter der Dissertation war der Rostocker Chemieprofessor August Michaelis (1847–1916) (7).