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Astra-Zenecas Covid-19-Vakzine

Schutzwirkung bis zu 90 Prozent mit Vektorimpfstoff

Astra-Zeneca meldet heute erste Wirksamkeitsdaten seines Corona-Impfstoffkandidaten AZD1222, der zusammen mit der Universität Oxford entwickelt wurde. 90, 70 oder 62 Prozent Wirksamkeit – Verwirrung lösten dabei signifikant unterschiedliche Ergebnisse aus, die von zwei Studien mit unterschiedlichem Studiendesign stammen. Das Unternehmen hatte sich zu einer gepoolten Auswertung entschlossen.
Theo Dingermann
23.11.2020  13:30 Uhr

Auf Basis von 131 Covid-19-Fällen hat heute die Firma Astra-Zeneca eine Zwischenanalyse basierend auf zwei klinischen Studie mit dem Impfstoffkandidaten AZD1222 veröffentlicht. Die Daten stammten aus der Phase II/III-Studie COV002, die in Großbritannien durchgeführt wird, und der Phase III-Studie COV003, die derzeit in Brasilien läuft. Danach erreicht der Impfstoffkandidat den primären Endpunkt leicht. Unter den Infizierten waren keine Krankenhausaufenthalte erforderlich. Generell wurden auch keine schweren Fälle der Krankheit gemeldet.

Hinsichtlich des Ausmaßes der Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten herrschte zunächst Konfusion. Der Grund lag darin, dass eine gepoolte Analyse vorgenommen wurde. COV002 ist eine einfach verblindete, multizentrische, randomisierte, kontrollierte Phase II/III-Studie zur Beurteilung der Sicherheit, Wirksamkeit und Immunogenität von AZD1222 bei 12.390 Probanden. Die bisher getesteten Studienteilnehmer sind 18 Jahre oder älter. Sie sind gesund oder an einer gut eingestellten chronischen Krankheit erkrankt.

Diese Probanden erhielten eine oder zwei intramuskuläre Dosen einer halben Dosis (circa 2,5 x1010 Viruspartikel) oder einer vollen Dosis (circa 5 x 1010 Viruspartikel) von AZD1222. Die Kontrollgruppe wurde mit dem Meningokokken-Konjugatimpfstoff »MenACWY« geimpft.

COV003 ist eine einfach verblindete, multizentrische, randomisierte, kontrollierte Phase-III-Studie zur Beurteilung der Sicherheit, Wirksamkeit und Immunogenität von AZD1222 bei 10.300 Probanden in Brasilien. Auch hier sind die bisher getesteten Studienteilnehmer 18 Jahre oder älter und entweder gesund oder an einer gut eingestellten chronischen Krankheit erkrankt.

Diese Probanden erhielten nach dem Zufallsprinzip entweder zwei intramuskuläre Dosen einer vollen Dosis (circa 5 x 1010 Viruspartikel) von AZD1222 oder in der Kontrollgruppe den Meningokokken-Konjugatimpfstoff »MenACWY« und ein Kochsalzlösungs-Placebo als zweite Dosis.

Wirksamkeit liegt zwischen 62 und 90 Prozent je nach Impfregime

Die Zwischenergebnisse der beiden Studien ergaben unterschiedliche Wirksamkeitslevel. Wurde nach dem Dosierungsschema der COV002-Studie verfahren, ergab sich auf Basis von 2.741 ausgewerteten Fällen eine Impfstoffwirksamkeit von 90 Prozent. Nach diesem Schema wird zunächst nur eine halbe Dosis AZD1222 verimpft, gefolgt von einer vollen Dosis im Abstand von mindestens einem Monat.

Nach dem Dosierungsschema der COV003-Studie, bei dem die Probanden zwei volle Dosen AZD1222 im Abstand von mindestens einem Monat verabreicht wurde, ergab sich auf Basis von 8.895 ausgewerteten Fällen eine Wirksamkeit von 62 Prozent.

Die kombinierte Analyse aus beiden Dosierungsschemata (n=11.636) ergab eine durchschnittliche Wirksamkeit von 70 Prozent. Alle Ergebnisse waren statistisch signifikant (p  ≤  0,0001). Es wurden keine schwerwiegenden Sicherheitsereignisse im Zusammenhang mit dem Impfstoff berichtet. AZD1222 wurde in beiden Dosierungsschemata gut vertragen.

Der Leiter der Impfstoffstudie in Oxford, Professor Dr. Andrew Pollard, ist zuversichtlich: »Diese Ergebnisse zeigen, dass wir über einen wirksamen Impfstoff verfügen, der viele Leben retten wird. Eines unserer Dosierungsschemata scheint zu 90 Prozent vor schweren Covid-19-Verläufen zu schützen.«

»Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass wir einen hochwirksamen Impfstoff mit einem guten Sicherheitsprofil haben«, sagte auch Dr. Klaus Hinterding, Vice President Medical & Regulatory von Astra-Zeneca Deutschland.  Er betonte, dass in der Studie keine schweren Fälle von Covid-19 oder Krankenhauseinweisungen in der Verum-Gruppe auftraten.

Auch unabhängige Experten äußerten sich positiv. Professor Dr. Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin sowie Leiter der dortigen Spezialeinheit für hochansteckende lebensbedrohliche Infektionen an der München Klinik Schwabing, kommentiert: »Eine weitere gute Nachricht aus der Impfstoffentwicklung: Neben zwei mRNA-Impfstoffen steht jetzt ein Vektor-basierter Impfstoff kurz vor der Zulassung. Die heute veröffentlichten Daten zum adenoviralen Impfstoff AZD1222 reihen sich ein in eine Kette von Nachrichten, die eine baldige Impfung für große Teile der Weltbevölkerung wahrscheinlich werden lässt.«

Wieso schützt die niedrigere Dosis besser?

Auch Professor Dr. Leif-Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung der Charité – Universitätsmedizin Berlin, sprach von einem »weiteren tollen Erfolg der Impfstoffforschung«. Er äußerte auch eine Vermutung, warum in der Studiengruppe, die zunächst nur mit einer halben Dosis geimpft wurde, das vorläufige Ergebnis besser war als in der höher dosierten Studie: »Ich könnte mir vorstellen, dass durch die geringere Anfangsdosis etwas weniger Immunantworten gegen den Vektor selber, also gegen das ChAdOx-Adenovirus, ausgebildet werden. Dadurch könnte möglicherweise bei der zweiten Gabe in der höheren Dosis eine bessere Wirkung erreicht werden.«

Dies sei jedoch aktuell reine Spekulation. »Es bleibt für den Moment eine interessante und letztlich positive Beobachtung, die Hoffnung gibt, dass der Impfstoff eine gute Wirksamkeit erreichen kann«, so Sander. Die Wissenschaftlergemeinde wartet nun auf die Bereitstellung der Primärdaten. Zudem handelt es sich um eine erste Zwischenanalyse. Die genaue Schutzwirkung wird sich erst nach Studienende ermitteln lassen.

Bis zu 3 Milliarden Dosen Impfstoff

Astra-Zeneca teilte mit, dass es nun unverzüglich die Einreichung der Daten bei Behörden auf der ganzen Welt vorbereitet, mit dem Ziel, möglichst zeitnah mindestens eine bedingte Zulassung zu erhalten. In der EU läuft bereits seit dem 1. Oktober ein Rolling-Review-Verfahren. Astra-Zeneca war hier das erste Unternehmen, das eine Zulassung beantragt hat. Erst vergangene Woche hatte es vielversprechende Phase-II-Daten zu ADZ1222 im Fachjournal »The Lancet« veröffentlicht. Wie Vektorimpfstoffe funktionieren, lesen Sie hier.

Das Unternehmen setze alles daran, diesen Impfstoff nach Zulassung möglichst schnell, breit und gerecht zur Verfügung zu stellen, versprach Dr. Hans Sijbesma, Geschäftsführer von Astra-Zeneca Deutschland. »Das tun wir zum einen, indem wir den Impfstoff während der Pandemie ohne Profit zur Verfügung stellen. Zum anderen wird die einfache Versorgungskette des Impfstoffs helfen, dies weltweit zu ermöglichen.« Die Herstellung schreite gut voran. Astra-Zeneca rechnet mit einer Kapazität von bis zu 3 Milliarden Dosen des Impfstoffs im Jahr 2021 auf fortlaufender Basis.

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