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Angsterkrankungen
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Schutzmechanismus außer Kontrolle

Angst ist eine Emotion, die Menschen vor Gefahren schützt und dadurch einen starken evolutionären Vorteil bietet. Aber sie wird zur Qual, wenn sie den Alltag beherrscht. Wichtig ist eine konsequente Behandlung der Angsterkrankung, um eine Chronifizierung zu verhindern.
AutorKontaktMartina Hahn
AutorKontaktSibylle C. Roll
Datum 07.12.2025  08:00 Uhr

Fragen, die in der Beratung helfen können

Nicht selten fragen Menschen in der Apotheke nach Medikamenten gegen Stress und Unruhe oder nach Beruhigungs- oder Schlafmitteln. Durch einige Fragen kann das Apothekenteam im Beratungsgespräch eruieren, ob der Kunde an einer Angsterkrankung leiden oder ob Selbstmedikation ausreichen könnte.

PANIKSTÖRUNG: Haben Sie plötzliche Zustände, bei denen Sie in Angst und Schrecken versetzt werden, und bei denen Sie unter Symptomen wie Herzrasen, Zittern Schwitzen, Luftnot oder Todesangst leiden? Haben Sie Angst oder Beklemmungsgefühle in Menschenmengen, engen Räumen oder öffentlichen Verkehrsmitteln? Vermeiden Sie solche Situationen aus Angst?

GENERALISIERTE ANGSTSTÖRUNG: Fühlen Sie sich nervös oder angespannt, machen Sie sich häufig über Dinge mehr Sorgen als andere Menschen? Haben Sie das Gefühl, ständig besorgt zu sein und dies nicht unter Kontrolle zu haben? Befürchten Sie, dass ein Unglück passieren könnte?

SOZIALE PHOBIE: Haben Sie Angst in Situationen, in denen Sie befürchten, dass andere Menschen negativ über Sie urteilen, ihr Aussehen kritisieren oder Ihr Verhalten als dumm, peinlich oder ungeschickt ansehen könnten?

SPEZIFISCHE PHOBIE: Haben Sie starke Angst vor bestimmten Dingen oder Situationen wie Insekten, Spinnen, Hunden, Katzen, Naturgewalten, Blut, Verletzungen, Spritzen oder Höhen?

Diese Fragen können genutzt werden, um eine pharmako- oder psychotherapeutische Behandlung bei einer Angsterkrankung nicht zu verzögern. Bei Verdacht auf eine psychische Erkrankung muss der Patient unbedingt an einen Arzt oder Psychotherapeuten verwiesen werden. Die Abgabe von OTC-Arzneimitteln darf nie dazu führen, dass keine weitere Therapiemaßnahmen erfolgen.

Pharmakologische und andere Behandlungen

Medikamentöse Optionen bestehen vor allem aus selektiven Serotonin-(Noradrenalin-)Wiederaufnahmehemmern (SSRI/SSNRI) und Pregabalin (Tabelle Seite 34, Evidenzgrad 1 A) (1). In Ausnahmefällen können auch Clomipramin, Moclobemid, Opipramol oder Buspiron verwendet werden, deren Wirkung jedoch deutlich geringer ausfällt. Wichtig ist es, dass Benzodiazepine nicht eingesetzt werden, da diese schnell in die psychische Abhängigkeit führen (1).

Generalisierte Angststörung Soziale Phobie Panikstörung und Agoraphobie
Erstlinientherapie
SSRI/SSNRI:
Duloxetin, Escitalopram, Paroxetin, Venlafaxin
Pregabalin
SSRI/SSNRI:
Escitalopram, Paroxetin, Sertralin, Venlafaxin
SSRI/SSNRI:
Citalopram, Escitalopram, Paroxetin, Sertralin, Venlafaxin
Bei Unwirksamkeit oder nicht tolerierbaren Nebenwirkungen
anderes SSRI/SSNRI oder
Pregabalin
anderes SSRI/SSNRI anderes SSRI/SSNRI
Bei Unwirksamkeit oder nicht tolerierbaren Nebenwirkungen
Buspiron
Opipramol
Moclobemid Clomipramin
Bei Unwirksamkeit oder nicht tolerierbaren Nebenwirkungen*)
Agomelatin
Quetiapin
Mirtazapin, Olanzapin, Opipramol, Pregabalin, Tranylcypromin Fluoxetin, Olanzapin, Opipramol, Pregabalin
Tabelle: Algorithmus zur medikamentösen Behandlung von Angsterkrankungen, immer kombiniert mit Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie); adaptiert nach S3-Leitlinie »Behandlung von Angststörungen«, AWMF-Reg. Nr. 051-028

In der Indikation »Unruhezustände bei ängstlicher Verstimmung«, aber nicht bei Angsterkrankungen kommen als pflanzliche Alternative vor allem Lavendelölkapseln in Betracht.

Neben medikamentösen Therapien spielen psychotherapeutische Verfahren eine zentrale Rolle.

Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat den höchsten Empfehlungsgrad in der S3-Leitlinie. Hier geht es vor allem um die Angstexposition, das heißt: Es wird in gestufter Weise eine Angst auslösende Situation aufgesucht. Das nächste Mal wird diese auslösende Situation länger oder allein aufgesucht und das muss immer wiederholt werden – solange, bis die Angst in diesen Situationen abnimmt. Es geht hier um Lernerfahrungen, dass in bestimmten Situationen keine Gefahr droht. Diese Lernerfahrung muss mehrmals wiederholt werden, um Wirkung zu entfalten.

Nobelpreisträger Eric Kandel belegte bereits 1998, dass Psychotherapie eine Veränderung der Genexpression anstößt und damit direkt in die Pathophysiologie eingreift. Neuere Studien zeigen etwa bei der Panikstörung eine Erhöhung der MAO-A-Methylierung bei Klienten, die auf eine KVT ansprechen.

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGa) dienen vor allem zur Überbrückung von Wartezeiten auf Psychotherapieplätze oder können begleitend zur Psychotherapie eingesetzt werden, ersetzen diese aber nicht. Psychotherapeuten, Haus- und Fachärzte können DiGa verordnen. Hier geht es insbesondere um psychoedukative Inhalte, die sich an der KVT orientieren. Es gibt mehrere zugelassene Produkte, die auf der Website vom Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medizinprodukte eingesehen werden können.

Daneben gibt es auch Entspannungstechniken, die bei generalisierter Angsterkrankung eingesetzt werden können. Dreimal wöchentliches Ausdauertraining unterstützt die Genesung ebenfalls und sollte empfohlen werden (1).

Die Virtual Reality Exposure Therapy (VRET) ist inzwischen wissenschaftlich anerkannt und effektiv in der Behandlung von Phobien, sozialer Angst, Panikstörungen und posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) (17, 25). Studien zeigen vergleichbare Effekte zu klassischen Expositionstherapien, mit dem Vorteil hoher Kontrolle und besserer Zugänglichkeit (27). Der große Vorteil liegt darin, dass Therapeut und Patient die Praxis nicht verlassen müssen, da die Orte/Gegenstände virtuell aufgesucht werden. Die VRET hat sich daher bereits etabliert. Ein Hemmnis ist der Anschaffungspreis der Soft- und Hardware, sodass das Verfahren nur in wenigen Zentren und Praxen derzeit Anwendung findet.

Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) ist eine nicht invasive Methode, bei der mithilfe von Magnetfeldern gezielt bestimmte Bereiche des Gehirns stimuliert werden. Dabei werden schnelle Magnetimpulse auf den Kopf abgegeben, die die Nervenzellen in diesen Regionen aktivieren oder hemmen können. Diese Stimulation kann dazu beitragen, die Funktion bestimmter Hirnareale zu verbessern oder zu normalisieren. Die Anwendung erfolgt täglich für wenige Minuten. Erste Metaanalysen zeigen eine positive Wirkung der transkraniellen Magnetstimulation auf Angsterkrankungen (4). Die rTMS hat sich zur Standardtherapie etabliert, die in vielen Kliniken angeboten wird.

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