| Jennifer Evans |
| 21.04.2020 14:48 Uhr |
Lob und Kritik für den Bundesgesundheitsminister: Friedemann Schmidt (r.) hat eine Bilanz aus den vergangenen zwei Jahren gezogen. / Foto: Imago/Oryk HAIST
Vor dem Hintergrund der Coronavirus-Krise zeigt sich in Schmidts Augen, dass Spahn ein »besonnener und zugleich entschlossener Krisenmanager vor und hinter den Kulissen« ist. Als Beispiel nennt der ABDA-Präsident die kurzfristigen Ausnahmen von der Biozidverordnung. Dadurch ist es Apotheken nun möglichen, Desinfektionsmittel in ihren Laboren selbst herzustellen. Auch der Appell, die Zahl der Arzt- und Apothekenbesuche zu minimieren, sei Spahn zuzuschreiben, der die Verantwortung für das Gesundheitswesen auf viele Schultern verteilen wolle.
Wenn es um Gesetze geht, dann spricht Schmidt in Bezug auf Spahn von einem »legislativen Dauersprint« und fühlt sich an die Entwicklung von Softwareprodukten erinnert. »Es geht nicht darum, immer gleich ‚das große Ganze‘ zu liefern, sondern darum, zwar schrittweise, dafür aber zügig voranzukommen und Gesetzentwürfe ‚unterwegs‘ im politischen Prozess zu testen und von etwaigen Fehlern zu befreien«, so Schmidt in der Zeitschrift »iX-Forum«. Dieser schrittweise Ansatz bringe stets einen intensiven Austausch zwischen Exekutive und Legislative als Entwickler sowie den Kassen und Heilberuflern als Anwender mit sich.
In Schmidts Augen ist Spahn ein Stratege, der aber auch Position bezieht und sich gleichzeitig als Mittler versteht. Allerdings bemängelt er, dass es bereits seit Juli 2019 einen Kabinettsbeschluss der Bundesregierung für das VOASG gebe, es aber noch nicht in Kraft getreten ist. »Der Kabinettsbeschluss war gebunden an eine Vorabstimmung mit der Europäischen Kommission hinsichtlich der Binnenmarkt-Verträglichkeit des VOASG«, so der ABDA-Präsident. Diese Rückmeldung stehe aber noch aus. Seiner Ansicht nach ist es höchste Zeit, den überfälligen Gesetzentwurf dennoch dem Bundestag zuzuleiten.
Schmidt pocht auf die Apothekenreform, weil sich insbesondere in der aktuellen Krise zeige, wie sehr die vielen tausend inhabergeführten Apotheken vor Ort »eine der wichtigsten, stabilsten und zugleich flexibelsten Säulen» des deutschen Gesundheitssystems seien. »Sie ordnungspolitisch abzusichern und gesundheitspolitisch zu fördern, ist eine raison d’etre«, betont er. Und nur eine »klare Zukunftsperspektive« stellt seiner Auffassung nach einen Anreiz für junge Pharmazeuten dar, sich in der Arzneimittelversorgung zu engagieren.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.