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Opioidtherapie

Schmerzpatienten begleiten

Chronische Schmerzen beeinträchtigen das Leben der Betroffenen dramatisch. Häufig bleiben Opioidanalgetika als einzige Behandlungsoption. Die Beratung der Patienten zur richtigen Anwendung und zu Fragen der Arzneimitteltherapiesicherheit stellt eine pharmazeutische Herausforderung dar.
Katja Renner
15.07.2021  11:00 Uhr

Analgetisch, aber nicht antiphlogistisch

Orientierung für den Einsatz von Opioidanalgetika gibt weiterhin das Stufenschema der WHO zur Tumorschmerztherapie (Grafik). Nach Intensität, Lokalisation und Art der Schmerzen werden drei Stufen unterschieden. Mittelstarke Opioide wie Tilidin und Tramadol werden in der zweiten Stufe und die starken Analgetika wie Morphin, Fentanyl oder Buprenorphin in Stufe 3 empfohlen. Alle Opioide wirken analgetisch, dämpfend und atemdepressiv, aber nicht antiinflammatorisch wie nicht-steroidale Antiphlogistika (NSAR), die ebenso wie Metamizol in der ersten Stufe des WHO-Schemas genannt werden.

Opioide binden als Agonisten oder Partialagonisten mit unterschiedlicher Affinität an die körpereigenen Opioidrezeptoren und hemmen so die Schmerzweiterleitung im zentralen Nervensystem, also im Rückenmark und im Gehirn. Opioidrezeptoren gibt es außerdem auch in der Peripherie; hier können die Substanzen Nebenwirkungen, zum Beispiel Obstipation, hervorrufen.

Opioide werden bei mittelstarken bis starken Schmerzen häufig mit Koanalgetika wie Nicht-Opioidanalgetika, Antidepressiva und Antikonvulsiva kombiniert. Letztere sind insbesondere bei neuropathischen Schmerzen angezeigt.

WHO-Stufe 2: Tilidin und Tramadol

Zu den mittelstarken Substanzen gehören Tilidin und Tramadol. Tilidin wird mit dem Opioidrezeptor-Antagonisten Naloxon kombiniert, um das Abhängigkeits- und Nebenwirkungsrisiko zu reduzieren. Das Prodrug Tilidin wird in der Leber zur eigentlichen Wirkform Nortilidin metabolisiert.

Tilidin kann in Tropfen- oder Tablettenform angewendet werden. Mit den Tropfen wird eine rasch eintretende Wirkung mit geringer Dauer von etwa zwei bis drei Stunden erreicht. Dies ist für akute Schmerzen oder Schmerzspitzen sinnvoll. Für eine anhaltende Analgesie sind Retardformulierungen mit einer Wirkdauer von zwölf Stunden besser geeignet. Aufgrund des Missbrauchsrisikos unterliegen Tilidin-Tropfen der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV).

Tramadol wirkt Opioid-agonistisch und hemmt die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin. Diese Begleitwirkung ist vorteilhaft bei der Behandlung von neuropathischen Schmerzen. Auf der anderen Seite sind pharmakodynamische Wechselwirkungen mit serotonergen Substanzen möglich und unbedingt zu beachten. Pharmakokinetische Interaktionen können mit Inhibitoren von CYP 2D6, zum Beispiel Fluoxetin, Paroxetin und Bupropion, auftreten. Es resultieren höhere Plasmaspiegel von Tramadol.

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) ordnet Tramadol als Therapieoption für einige Tage oder wenige Wochen zur kurzfristigen Analgesie ein, bevor zu einem Arzneimittel der WHO-Stufe 3 übergegangen wird.

Tramadol steht als retardierte und nicht-retardierte orale Darreichungsform zur Verfügung. Retardtabletten werden normalerweise zweimal, die Tropfen und unretardierte Arzneiformen wegen der kurzen Halbwertszeit drei- bis sechsmal täglich eingenommen. Außerdem kann Tramadol intravenös, subkutan oder rektal angewendet werden.

Bei Einsatz der mittelstarken Opioide sollte der sogenannte Ceiling-Effekt beachtet werden. Dies bedeutet: Im oberen Dosierungsbereich ist irgendwann durch weitere Dosissteigerung keine weitere Analgesie mehr zu erreichen, die Nebenwirkungsrate steigt jedoch trotzdem. Wenn die Wirksamkeit der Tageshöchstdosen also nicht ausreicht, sollte frühzeitig auf stark wirksame Opioide gewechselt werden (4).

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