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Verhalten und Stoffwechsel

Schlafmangel als Dickmacher

Zahlreiche Studien belegen: Wer zu wenig schläft, hat ein erhöhtes Risiko für Übergewicht. Warum das so ist, zeigen Erkenntnisse aus der evidenzbasierten Forschung. Unabhängig von einer Gewichtszunahme steigt außerdem das Risiko für Diabetes.
AutorKontaktChristian Benedict
Datum 10.08.2025  08:00 Uhr

Müder Kopf, schwerfälliger Körper

Wie beeinflusst Schlafmangel körperliche Aktivität im Alltag? Das wurde in einem Experiment untersucht, das Forschende der Universität Uppsala gemeinsam mit Kollegen von der Universität zu Lübeck durchgeführt haben (16).

Dazu wurden 15 gesunde Männer unter zwei Bedingungen getestet: Zwei Nächte mit normaler Schlafdauer (etwa 7 Stunden) und zwei Nächte mit eingeschränktem Schlaf, der nur rund 4,5 Stunden andauerte. Mit Bewegungssensoren wurde über den gesamten Tag die spontane körperliche Aktivität der Probanden aufgezeichnet. Das Ergebnis: Schon nach zwei kurzen Nächten war nicht nur die Gesamtaktivität geringer, sondern auch die Intensität der Bewegungen verschob sich in Richtung »Energiesparmodus«.

Langfristig ist das problematisch: Weniger körperliche Aktivität bedeutet weniger Fitness und damit ein erhöhtes Risiko für Übergewicht. Kurz gesagt: Schlafmangel macht uns nicht nur müde im Kopf, sondern auch schwerfällig im Körper.

Deutlich erhöhte Kalorienaufnahme

Wer dauerhaft mehr Kilokalorien zu sich nimmt, als er oder sie verbraucht, wird aufgrund der positiven Energiebilanz an Gewicht zunehmen.

Experimentelle Studien zeigen, dass Menschen, bei denen die Zeit im Bett auf 3,5 bis 5,5 Stunden begrenzt war, im Durchschnitt etwa 250 Kilokalorien pro Tag mehr konsumieren als nach Nächten mit ausreichend Schlaf, bei denen die Zeit im Bett mindestens 7 Stunden betrug (7). Hochgerechnet auf ein Jahr entspricht die Mehraufnahme mehr als 90.000 Kilokalorien – äquivalent zu etwa 50 Packungen Butter à 250 g.

Weitere Studien deuten zudem darauf hin, dass sich Menschen mit dauerhaft verkürztem Schlaf ballaststoffärmer ernähren (17). Das kann sich nicht nur negativ auf die Darmflora, sondern auch auf das Körpergewicht auswirken. Hinzu kommt: Kurzschläfer neigen dazu, ihr Essensfenster in die späten Abendstunden auszudehnen (18). Essen zu später Stunde, wenn der Körper metabolisch auf »Sparflamme« läuft, könnte einen weiteren Mechanismus der Gewichtszunahme darstellen.

Doch damit nicht genug: Eine Studie, in der Proben aus menschlichem Fettgewebe analysiert wurden, deutet darauf hin, dass bereits eine Nacht ohne Schlaf ausreicht, um Stoffwechselprozesse im Fettgewebe messbar zu verändern – zugunsten einer erhöhten Fetteinlagerung (19).

Zwar ist die Datenlage zum Energieverbrauch bei Schlafmangel uneinheitlich – einige Studien berichten von einem erhöhten, andere von einem unveränderten oder reduzierten Kalorienumsatz (7). Doch die konsistenten Befunde zur gesteigerten Energieaufnahme, zusammen mit der breiten epidemiologischen Studienlage, erlauben eine klare Schlussfolgerung: Schlafmangel kann zu einer positiven Energiebilanz führen, mit langfristigen Folgen für das Körpergewicht (1, 2, 7).

Mit der zuvor beschriebenen Evidenzlage drängt sich die Frage auf, ob Menschen, die gewöhnlich zu wenig schlafen, davon profitieren können, ihre Schlafdauer zu verlängern. Ist es möglich, dadurch Gewicht zu regulieren, ganz ohne Diät oder Sport? Eine Studie aus den USA hat das untersucht (20). Übergewichtige Erwachsene mit einer üblichen Schlafdauer von weniger als 6,5 Stunden pro Nacht wurden entweder dazu angeleitet, ihre Zeit im Bett auf 8,5 Stunden zu verlängern, oder führten ihr gewohntes Schlafverhalten fort. Die Studie fand unter realen Alltagsbedingungen statt, ohne Vorgaben zu Ernährung oder Bewegung.

Das macht die Ergebnisse besonders bemerkenswert. Obwohl die Schlafverlängerung im Durchschnitt »nur« rund 1,2 Stunden pro Nacht betrug, war der Effekt deutlich: Die Teilnehmenden der Schlafverlängerungsgruppe senkten ihre tägliche Energieaufnahme um durchschnittlich 270 Kilokalorien – und das ohne bewusste Veränderung ihres Essverhaltens. Der Energieverbrauch hingegen blieb unauffällig. Entsprechend resultierte aus der Reduktion der Kalorienaufnahme eine negative Energiebilanz und ein messbarer Gewichtsverlust.

Die Implikation dieser Studie ist beachtlich, auch für Apotheker, die ihren Kunden mit Rat und Tat zur Seite stehen: Mehr Schlaf könnte sich ganz ohne Kalorienzählen als einfache und nachhaltige Unterstützung in der Prävention und Behandlung von Übergewicht erweisen.

Themenbereich Was bekannt ist Was die Forschung gezeigt hat Implikationen Wie geht es weiter?
Körperliche Aktivität Schlafmangel reduziert spontane Aktivität und Bewegung. Schon zwei Nächte mit Schlafmangel senken die Gesamtaktivität und Intensität der Bewegungen. Schlaf fördern, um die körperliche Aktivität als Präventionsmaßnahme zu erhalten oder zu steigern Studien zur langfristigen Wirkung von Schlafmangel auf das Bewegungsverhalten und die Fitness
Energiebilanz Eine positive Energiebilanz führt zu Gewichtszunahme.
Schlafmangel führt zu einem Mehrkonsum von etwa 250 kcal/Tag.
Schlafmangel begünstigt Übergewicht durch erhöhten Kalorienkonsum, veränderte Essenszeiten und Stoffwechselveränderungen im Fettgewebe. Schlaf als ergänzenden Hebel neben Ernährung und Bewegung zur Gewichtskontrolle nutzen Untersuchung von Schlafinterventionen zur nachhaltigen Verbesserung der Energiebilanz
Schlafverlängerung als Therapie Mehr Schlaf wird empfohlen, ist aber oft schwer umzusetzen. Eine Verlängerung der Schlafdauer bei Kurzschläfern reduzierte die Kalorienaufnahme um 270 kcal/Tag und führte zu messbarem Gewichtsverlust (Studie aus den USA). Beratung zu Schlafhygiene als Teil der Übergewichtsprävention und -therapie
Apotheker sind wichtige Ansprechpartner
Entwicklung praxisnaher Programme zur Schlafverlängerung und Integration in multimodale Therapieansätze
Tabelle 2: Kurzüberblick – Einfluss von Schlafmangel auf gewichtsrelevante Gesundheitsfaktoren
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