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Verhalten und Stoffwechsel

Schlafmangel als Dickmacher

Zahlreiche Studien belegen: Wer zu wenig schläft, hat ein erhöhtes Risiko für Übergewicht. Warum das so ist, zeigen Erkenntnisse aus der evidenzbasierten Forschung. Unabhängig von einer Gewichtszunahme steigt außerdem das Risiko für Diabetes.
AutorKontaktChristian Benedict
Datum 10.08.2025  08:00 Uhr

Laut Daten des Robert-Koch-Instituts hat jeder zweite Erwachsene in Deutschland Übergewicht (definiert als BMI ≥25 kg/m²), darunter leidet etwa jeder fünfte an Adipositas (BMI ≥30 kg/m²). Doch nicht nur die Waage bereitet Sorgen: Nur rund die Hälfte der Erwachsenen schläft an Werktagen die empfohlenen 7 bis 9 Stunden (Grafik). Am Wochenende sind es immerhin etwa 60 Prozent.

Schlafmangel ist ein wachsendes Problem: Epidemiologische Studien zeigen, dass zu wenig Schlaf insbesondere für Menschen, die ihr Gewicht im gesunden Bereich halten möchten, eine große Herausforderung darstellt. So belegt eine Übersicht aus dem Jahr 2020 mit rund 155.000 Teilnehmern aus zwölf Studien, dass Kurzschläfer ein um den Faktor 1,4 erhöhtes Risiko haben, später an Adipositas zu erkranken (1).

Die Verbindung zwischen unzureichendem Schlaf und Gewicht betrifft jedoch nicht nur Erwachsene: Eine Analyse von 33 Studien aus dem Jahr 2021 mit fast 58.000 Kindern und Jugendlichen zeigt, dass auch bei den Jüngsten zu kurze Nächte das Risiko für Übergewicht und Adipositas erhöhen. Je kürzer der Schlaf, desto größer das Risiko – das gilt für Kleinkinder ab einem Jahr ebenso wie für Schulkinder. Im Gegensatz dazu wirkt längerer Schlaf schützend gegen Übergewicht (2).

Diese Zusammenhänge über alle Altersgruppen hinweg verdeutlichen, wie wichtig gesunder Schlaf als zentraler Faktor für die Prävention von Übergewicht und Adipositas ist. Angesichts der steigenden Inzidenzen gewinnt das Thema nicht nur für die individuelle Gesundheit, sondern auch für das öffentliche Gesundheitswesen eine immer größere Bedeutung.

Dabei zeigen Betroffene aus unterschiedlichen Lebenssituationen – von Eltern mit unruhigen Kleinkindern bis hin zu Nachtschichtarbeitern – häufig ein auffälliges Verlangen nach süßen und kalorienreichen Lebensmitteln. Dieses Phänomen wirft die Frage auf, welche biologischen Mechanismen hinter dem Zusammenhang von Schlafmangel, Essverhalten und Stoffwechselstörungen stecken.

Essen als Stressventil

Eine Studie mit 124 jungen und 94 älteren Erwachsenen zeigt: Schlafmangel erhöht das subjektive Stressempfinden (3). Essen wirkt dann wie ein kleiner Stressdämpfer und hilft, innere Anspannung abzubauen (4). Es liegt daher nahe, dass vermehrtes Essen nach kurzen Nächten als eine Form emotionaler Selbstfürsorge verstanden werden kann. Doch Vorsicht: Wird diese »Selbstpflege« zur Gewohnheit und führt dauerhaft zu einer erhöhten Kalorienaufnahme, kann daraus eine ungewollte Gewichtszunahme entstehen.

Lakritz, Gummibärchen, Saures und Süßes: Geschmackvolle Leckereien aktivieren unser Belohnungssystem – ein Netzwerk im Gehirn, das für Motivation, Lustempfinden und Lernen zuständig ist (5). Wird es etwa durch Zucker stimuliert, schüttet es Dopamin aus. Eingeübte Verhaltensmuster – wie unbändiges Verlangen nach Junkfood – werden dann wie von selbst in Gang gesetzt. Der Gegenspieler, die Vernunft, sitzt im präfrontalen Cortex, dem Bereich direkt hinter der Stirn (5). Hier wird geplant, abgewogen und kontrolliert.

Ist der Mensch übermüdet, leidet die Selbstkontrolle. Studien zeigen: Schlafmangel macht impulsiver (6). Nahrungsreize, insbesondere Süßes und Herzhaftes, aktivieren nach Schlafentzug verstärkt das Belohnungssystem – ein Grund, warum wir gerade dann häufiger und ungehemmter zugreifen (7). Emotionale Impulse übernehmen dann die Hauptrolle – und ehe man sich versieht, liegt die dritte Tafel Schokolade im Einkaufswagen.

Eine kleine Studie einer Forschungsgruppe der Universität Uppsala in Schweden mit jungen erwachsenen Männern konnte zeigen: Nach einer durchwachten Nacht füllten sie ihren virtuellen Einkaufswagen in einem Supermarktspiel mit deutlich mehr – und weniger gesundem – Essen als nach einer Nacht mit ausreichend Schlaf (8).

Als Konsequenz drängt sich auf, dass es sich nicht empfiehlt, übermüdet einzukaufen. Leben Kinder im gleichen Haushalt, könnten sie indirekt unter dem Schlafmangel und infolgedessen unter dem Einkaufsverhalten ihrer Eltern leiden, etwa durch eine ungesündere Lebensmittelauswahl. Ob sich ähnliche Effekte auf das Einkaufsverhalten auch nach Nächten mit verkürztem oder qualitativ schlechtem Schlaf beobachten lassen, ist denkbar, jedoch bislang nicht ausreichend erforscht.

Weniger Schlaf, mehr Appetit

Was passiert mit Hunger- und Sättigungshormonen, wenn wir dem Körper Schlaf rauben? In einer vielbeachteten Studie aus dem Jahr 2004, veröffentlicht in den Annals of Internal Medicine, konnten die Belgierin Professor Dr. Eve Van Cauter und die Französin Dr. Karine Spiegel zeigen: Bereits kurzfristiger Schlafmangel bringt das hormonelle Gleichgewicht spürbar aus dem Takt (11).

Zwölf gesunde junge Männer schliefen unter kontrollierten Bedingungen zwei Nächte lang nur 4 Stunden, und zwei weitere Nächte jeweils 10 Stunden. Ernährung und Bewegung blieben konstant. Das Ergebnis: Nach dem Schlafentzug sank der Leptinspiegel um 18 Prozent, der Ghrelinspiegel stieg um 28 Prozent (Kasten S. 28). Zugleich erhöhte sich der Appetit auf kalorien- und kohlenhydratreiche Lebensmittel – gemessen mit einer einfachen subjektiven Skala von gering bis stark.

Doch damit nicht genug: In einer Studie konnte die Forschungsgruppe aus Uppsala zeigen, dass Schlafmangel auch die Konzentration körpereigener Endocannabinoide erhöht (12). Sie fördern auf natürliche Weise Appetit und Genuss – ein Grund, warum wir bei Müdigkeit besonders empfänglich für Snacks, Pizza und Co. sind.

Ein weiteres Detail unterstreicht den Einfluss von Schlaf auf das Essverhalten: Nach einer durchwachten Nacht verzögert sich der GLP-1-Anstieg nach dem Frühstück um etwa 90 Minuten (13). Das bedeutet: Das wichtige »Stopp«-Signal für das Essen kommt verspätet im Gehirn an, und bis dahin haben wir womöglich schon mehr gegessen, als nötig gewesen wäre.

Die Rolle des Mikrobioms

Der menschliche Darm beherbergt rund 100 Billionen (1014) Mikroorganismen – das sind mehr, als unser Körper Zellen besitzt (etwa 30 bis 40 Billionen). Das Darmmikrobiom besteht überwiegend aus Bakterien, aber auch aus Viren, Pilzen und Archaeen. Dank enormer methodischer Fortschritte seit der Jahrtausendwende – etwa in der DNA-Sequenzierung oder in Tiermodellen mit keimfreien Mäusen, die gezielt mit bestimmten Mikroben besiedelt werden – haben Forschende weitgehende Einblicke in die Bedeutung dieses Mikrokosmos gewonnen.

Heute wissen wir: Die Zusammensetzung der Mikrobiota sowie ihre Fähigkeit, funktionelle Stoffwechselprodukte herzustellen, beeinflusst die körperliche und geistige Gesundheit entscheidend (14). Besonders wichtig sind dabei kurzkettige Fettsäuren wie Acetat, Propionat und Butyrat, die entstehen, wenn lösliche Ballaststoffe im Dickdarm durch Bakterien fermentiert werden. Sie versorgen die Darmzellen mit Energie, stärken die Darmbarriere, regulieren das Immunsystem und wirken auf Appetit, Blutzucker und Entzündungsprozesse im Körper.

Eine einseitige Ernährung oder orale Antibiotikatherapien können das mikrobielle Gleichgewicht aus dem Takt bringen. Die möglichen Folgen reichen von Blähungen und Verdauungsproblemen bis hin zu einem verlangsamten Stoffwechsel, Energieverlust oder systemischen Entzündungen.

Besonders spannend: Studien an Mäusen und Menschen legen nahe, dass bestimmte Bakteriengruppen, etwa aus der Familie der Firmicutes, zur Entstehung von Adipositas beitragen könnten. Offenbar gelingt es ihnen, mehr Energie aus der Nahrung zu extrahieren – ein Vorteil in Hungerzeiten, der in der heutigen Überflussgesellschaft zum Nachteil werden kann.

Auch der Schlaf scheint ein Taktgeber für die menschliche Darmflora zu sein. In einer schwedischen Studie zeigte sich: Schon zwei Nächte mit deutlich verkürztem Schlaf führten bei gesunden Männern zu messbaren Veränderungen in der Mikrobiota-Zusammensetzung, unter anderem zu einem Anstieg von Firmicutes (15).

Kurz gesagt: Schlafmangel beeinflusst nicht nur das Hungergefühl, sondern verschiebt auch das Mikrobiom in eine Richtung, die in früheren Studien mit Übergewicht und Stoffwechselstörungen verknüpft wurde.

Themenbereich Was bekannt ist Was die Forschung gezeigt hat Implikationen Wie geht es weiter?
Epidemiologie Jeder zweite Erwachsene in Deutschland ist übergewichtig.
Nur etwa 50 Prozent der Erwachsenen schlafen ausreichend (7–9 Stunden).
Kurzschläfer haben ein 1,4-fach erhöhtes Risiko für Adipositas (Studie mit 155.000 Teilnehmern).
Auch bei Kindern erhöht Kurzschlaf das Risiko für Übergewicht deutlich.
Schlafqualität und -dauer sollten als wichtige Faktoren in der Prävention von Übergewicht betrachtet werden. weitere Langzeitstudien zu Schlafdauer und Gewichtsentwicklung in verschiedenen Altersgruppen
Verhalten und Essgewohnheiten Schlafmangel erhöht subjektiven Stress und Heißhunger.
Impulsivität und das Belohnungssystem dominieren bei Kurzschlaf.
Schlafentzug führt zu vermehrtem Konsum energiereicher, kohlenhydratreicher Lebensmittel.
Nach Schlafmangel neigen Menschen zu ungesünderen Einkaufsentscheidungen.
Beratung: nicht übermüdet einkaufen gehen, Bewusstseinsbildung für impulsives Essverhalten bei Schlafmangel Entwicklung von Interventionsprogrammen, die Schlafhygiene und Ernährung kombinieren
Hormonelle Mechanismen Leptin dämpft Appetit. Ghrelin steigert Hunger.
GLP-1 fördert Sättigung und reguliert den Blutzucker.
Schlafmangel senkt den Leptinspiegel um 18 Prozent und erhöht den Ghrelinspiegel um 28 Prozent (Van Cauter et al., 2004).
Der GLP-1-Anstieg nach dem Essen verzögert sich bei Schlafmangel.
Die Förderung von ausreichendem Schlaf kann das hormonelle Gleichgewicht stabilisieren und den Appetit regulieren. Erforschung weiterer hormoneller Veränderungen bei chronischem Schlafmangel
Darmmikrobiota Mikrobiota beeinflusst Gesundheit, Stoffwechsel und Gewicht.
Mikrobiota reagiert empfindlich auf Lebensstilfaktoren.
Schlafmangel verändert Mikrobiota-Zusammensetzung, zum Beispiel Anstieg von Firmicutes, die mit Übergewicht assoziiert sind. Schlafoptimierung kann Teil einer Strategie zur Erhaltung einer gesunden Darmflora sein. Vertiefte Analysen zu Mikrobiota-Veränderungen durch Schlafmangel bei verschiedenen Populationen
Tabelle 1: Kurzüberblick – Einfluss von Schlafmangel auf gewichtsrelevante Gesundheitsfaktoren

Müder Kopf, schwerfälliger Körper

Wie beeinflusst Schlafmangel körperliche Aktivität im Alltag? Das wurde in einem Experiment untersucht, das Forschende der Universität Uppsala gemeinsam mit Kollegen von der Universität zu Lübeck durchgeführt haben (16).

Dazu wurden 15 gesunde Männer unter zwei Bedingungen getestet: Zwei Nächte mit normaler Schlafdauer (etwa 7 Stunden) und zwei Nächte mit eingeschränktem Schlaf, der nur rund 4,5 Stunden andauerte. Mit Bewegungssensoren wurde über den gesamten Tag die spontane körperliche Aktivität der Probanden aufgezeichnet. Das Ergebnis: Schon nach zwei kurzen Nächten war nicht nur die Gesamtaktivität geringer, sondern auch die Intensität der Bewegungen verschob sich in Richtung »Energiesparmodus«.

Langfristig ist das problematisch: Weniger körperliche Aktivität bedeutet weniger Fitness und damit ein erhöhtes Risiko für Übergewicht. Kurz gesagt: Schlafmangel macht uns nicht nur müde im Kopf, sondern auch schwerfällig im Körper.

Deutlich erhöhte Kalorienaufnahme

Wer dauerhaft mehr Kilokalorien zu sich nimmt, als er oder sie verbraucht, wird aufgrund der positiven Energiebilanz an Gewicht zunehmen.

Experimentelle Studien zeigen, dass Menschen, bei denen die Zeit im Bett auf 3,5 bis 5,5 Stunden begrenzt war, im Durchschnitt etwa 250 Kilokalorien pro Tag mehr konsumieren als nach Nächten mit ausreichend Schlaf, bei denen die Zeit im Bett mindestens 7 Stunden betrug (7). Hochgerechnet auf ein Jahr entspricht die Mehraufnahme mehr als 90.000 Kilokalorien – äquivalent zu etwa 50 Packungen Butter à 250 g.

Weitere Studien deuten zudem darauf hin, dass sich Menschen mit dauerhaft verkürztem Schlaf ballaststoffärmer ernähren (17). Das kann sich nicht nur negativ auf die Darmflora, sondern auch auf das Körpergewicht auswirken. Hinzu kommt: Kurzschläfer neigen dazu, ihr Essensfenster in die späten Abendstunden auszudehnen (18). Essen zu später Stunde, wenn der Körper metabolisch auf »Sparflamme« läuft, könnte einen weiteren Mechanismus der Gewichtszunahme darstellen.

Doch damit nicht genug: Eine Studie, in der Proben aus menschlichem Fettgewebe analysiert wurden, deutet darauf hin, dass bereits eine Nacht ohne Schlaf ausreicht, um Stoffwechselprozesse im Fettgewebe messbar zu verändern – zugunsten einer erhöhten Fetteinlagerung (19).

Zwar ist die Datenlage zum Energieverbrauch bei Schlafmangel uneinheitlich – einige Studien berichten von einem erhöhten, andere von einem unveränderten oder reduzierten Kalorienumsatz (7). Doch die konsistenten Befunde zur gesteigerten Energieaufnahme, zusammen mit der breiten epidemiologischen Studienlage, erlauben eine klare Schlussfolgerung: Schlafmangel kann zu einer positiven Energiebilanz führen, mit langfristigen Folgen für das Körpergewicht (1, 2, 7).

Mit der zuvor beschriebenen Evidenzlage drängt sich die Frage auf, ob Menschen, die gewöhnlich zu wenig schlafen, davon profitieren können, ihre Schlafdauer zu verlängern. Ist es möglich, dadurch Gewicht zu regulieren, ganz ohne Diät oder Sport? Eine Studie aus den USA hat das untersucht (20). Übergewichtige Erwachsene mit einer üblichen Schlafdauer von weniger als 6,5 Stunden pro Nacht wurden entweder dazu angeleitet, ihre Zeit im Bett auf 8,5 Stunden zu verlängern, oder führten ihr gewohntes Schlafverhalten fort. Die Studie fand unter realen Alltagsbedingungen statt, ohne Vorgaben zu Ernährung oder Bewegung.

Das macht die Ergebnisse besonders bemerkenswert. Obwohl die Schlafverlängerung im Durchschnitt »nur« rund 1,2 Stunden pro Nacht betrug, war der Effekt deutlich: Die Teilnehmenden der Schlafverlängerungsgruppe senkten ihre tägliche Energieaufnahme um durchschnittlich 270 Kilokalorien – und das ohne bewusste Veränderung ihres Essverhaltens. Der Energieverbrauch hingegen blieb unauffällig. Entsprechend resultierte aus der Reduktion der Kalorienaufnahme eine negative Energiebilanz und ein messbarer Gewichtsverlust.

Die Implikation dieser Studie ist beachtlich, auch für Apotheker, die ihren Kunden mit Rat und Tat zur Seite stehen: Mehr Schlaf könnte sich ganz ohne Kalorienzählen als einfache und nachhaltige Unterstützung in der Prävention und Behandlung von Übergewicht erweisen.

Themenbereich Was bekannt ist Was die Forschung gezeigt hat Implikationen Wie geht es weiter?
Körperliche Aktivität Schlafmangel reduziert spontane Aktivität und Bewegung. Schon zwei Nächte mit Schlafmangel senken die Gesamtaktivität und Intensität der Bewegungen. Schlaf fördern, um die körperliche Aktivität als Präventionsmaßnahme zu erhalten oder zu steigern Studien zur langfristigen Wirkung von Schlafmangel auf das Bewegungsverhalten und die Fitness
Energiebilanz Eine positive Energiebilanz führt zu Gewichtszunahme.
Schlafmangel führt zu einem Mehrkonsum von etwa 250 kcal/Tag.
Schlafmangel begünstigt Übergewicht durch erhöhten Kalorienkonsum, veränderte Essenszeiten und Stoffwechselveränderungen im Fettgewebe. Schlaf als ergänzenden Hebel neben Ernährung und Bewegung zur Gewichtskontrolle nutzen Untersuchung von Schlafinterventionen zur nachhaltigen Verbesserung der Energiebilanz
Schlafverlängerung als Therapie Mehr Schlaf wird empfohlen, ist aber oft schwer umzusetzen. Eine Verlängerung der Schlafdauer bei Kurzschläfern reduzierte die Kalorienaufnahme um 270 kcal/Tag und führte zu messbarem Gewichtsverlust (Studie aus den USA). Beratung zu Schlafhygiene als Teil der Übergewichtsprävention und -therapie
Apotheker sind wichtige Ansprechpartner
Entwicklung praxisnaher Programme zur Schlafverlängerung und Integration in multimodale Therapieansätze
Tabelle 2: Kurzüberblick – Einfluss von Schlafmangel auf gewichtsrelevante Gesundheitsfaktoren

Schlaf und Diabetes

Mit dauerhaft unzureichendem Schlaf steigt auch das Risiko für Folgeerkrankungen von starkem Übergewicht und Adipositas an, vor allem für Typ-2-Diabetes (T2D) (21). Es überrascht daher kaum, dass chronischer Schlafmangel in zahlreichen Studien mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von T2D in Verbindung gebracht wird (22).

Interessanterweise lässt sich dieser Zusammenhang nicht allein durch eine mögliche Gewichtszunahme erklären: Selbst, wenn der Einfluss des Körpergewichts statistisch herausgerechnet wird, bleibt das erhöhte Diabetesrisiko bestehen. Mit anderen Worten: Schlafmangel kann den Zuckerstoffwechsel auch unabhängig vom Körpergewicht negativ beeinflussen.

Wie das funktioniert, zeigen experimentelle Studien. Schon wenige Nächte mit reduziertem Schlaf genügen, um bei gesunden Menschen die Blutzuckerregulation zu stören, etwa nach einer Mahlzeit oder dem Trinken einer standardisierten Glukoselösung im Rahmen eines Glukosetests (23).

Die Forschung liefert mehrere Erklärungsansätze: Schlafmangel bringt das hormonelle Gleichgewicht aus dem Takt. Er kann die Nebennierenrinde zur vermehrten Ausschüttung von Cortisol anregen und gleichzeitig die Aktivität des Nebennierenmarks erhöhen, mit einer gesteigerten Freisetzung von Adrenalin und Noradrenalin (24, 25). Die Stresshormone wirken mehrfach auf den Zuckerstoffwechsel: Cortisol steigert die Gluconeogenese und Glykogenolyse in der Leber und hemmt die Glucoseaufnahme in die Muskulatur. Adrenalin wiederum fördert die Freisetzung von Glucagon aus der Bauchspeicheldrüse, das die Glucosefreisetzung aus der Leber zusätzlich antreibt (26). Die Folge: erhöhte Blutzuckerwerte, selbst bei Gesunden.

Doch nicht nur Stresshormone spielen eine Rolle. Auch die Freisetzung des im Darm produzierten Inkretins GLP-1, das nach dem Essen die Blutzucker- und Insulinantwort reguliert, verzögert sich nach Schlafentzug (13). Dies könnte erklären, warum in vielen Studien zur Schlafrestriktion besonders in der ersten Stunde nach Nahrungsaufnahme deutlich erhöhte Blutzuckerwerte gemessen wurden.

Fazit: Der Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Typ-2-Diabetes ist vielschichtig. Neben einer möglichen Gewichtszunahme spielen hormonelle Dysbalancen, veränderte Essgewohnheiten, eine verminderte körperliche Aktivität und eine gestörte Stoffwechsellage eine zentrale Rolle.

Für Diabetespatienten und Personen mit erhöhtem Risiko bedeutet das: Gesunder Schlaf ist mehr als Erholung, denn er trägt aktiv zur Stabilisierung des Stoffwechsels bei. Deshalb sollte er, ebenso wie Ernährung und Bewegung, ein fester Bestandteil der Diabetesprävention und -behandlung sein.

Insbesondere für Apotheker eröffnet sich hier eine wichtige Rolle als kompetente Gesundheitsberater: Im Kundengespräch können sie auf den Zusammenhang zwischen Schlaf, Gewicht und Diabetesrisiko hinweisen, Schlafprobleme thematisieren und praktische Tipps zur Schlafoptimierung geben. So leisten sie einen wertvollen Beitrag zur Gesundheitsprävention und unterstützen Menschen dabei, nachhaltige Veränderungen im Lebensstil umzusetzen.

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