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Adalimumab-Biosimilars

Rüstet Abbvie zur Preisschlacht?

Seit dem 17. Oktober 2018 hat der Blockbuster Humira® von Abbvie Konkurrenz. In Deutschland und anderen europäischen Ländern sind die ersten Adalimumab-Biosimilars auf dem Markt. Doch Abbvie könnte sich in Europa mit drastischen Preisnachlässen die Marktdominanz sichern wollen.
Ev Tebroke
06.11.2018  12:52 Uhr

Der Preiskampf ist eröffnet: Nach dem Patentablauf des Blockbusters Humira sind seit dem 17. Oktober die Anbieter von Adalimumab-Biosimilars im Rennen um Marktanteile. Der bisherige Patentinhaber Abbvie scheint allerdings mittels aggressiver Preispolitik die Durchdringung des europäischen Markts mit Biosimilars ausbremsen zu wollen. Satte 80 Prozent Preisnachlass auf den Originalpreis soll der Hersteller gewährt haben, um in einem europäischen Land den Zuschlag für einen landesweiten Ausschreibungsvertrag zu sichern. Das berichten zahlreiche Mediendienste unter Berufung auf den Branchenkenner Ronny Gal vom US-Analysehaus Bernstein Research.

Branchenexperte Gal sieht die hohen Preisnachlässe im europäischen Markt als Strategie, um mittelfristig die Marktdominanz von Humira in den USA zu sichern. Dort kommen die Adalimumab-Biosimilars 2023 auf den Markt. Indem den Nachfolgeprodukten in Europa die Markdurchdringung erschwert würde und Humira marktdominierend bliebe, könnte Abbvie sein Produkt in den USA als erfolgreich promoten. Abbvie selbst wollte sich auf Anfrage der PZ nicht zu bereits erfolgten oder geplanten Preisnachlässen äußern.

Aktuell sind bislang in Deutschland drei Hersteller mit Adalimumab-Biosimilars in der Lauer-Taxe gelistet: Die Novartis-Tochter Sandoz schickt ihr Biosimilar Hyrimoz® ins Rennen. Biogen ist mit Imraldi® dabei und Amgen mit Amgevita®. Die Nachfolgepräparate sind bislang um einiges günstiger als das Referenzprodukt Humira.

Zum 15. November wollen Amgen und Sandoz ihre Preise erneut nach unten korrigieren, wie sie auf Anfrage der PZ mitteilten. Sandoz bietet dann im Vergleich zum Original Humira einen Preisnachlass zwischen 37 und 40 Prozent an, je nach Packungsgröße. Auch Amgen wird den Preis für sein Produkt senken und ist nach eigenen Angaben dann zwischen 36 bis 39 Prozent günstiger als das Referenzprodukt. Biogen sei mit Imraldi von Anfang an mit Preisen an den Markt gegangen, die zwischen 37 bis 40 Prozent unter denen des Referenzarzneimittels liegen, so ein Sprecher. Derzeit liegt der Verkaufspreis einer Packung mit sechs Fertigspritzen à 40 mg bei 3354,43 Euro. Das entsprechende Produkt von Abbvie war bislang mit einem Preis von 5231,36 Euro im ABDA-Artikelstamm gelistet. Aktuell ist es dort als nicht mehr im Verkehr gelistet. Allerdings ist die konzentrierte Nachfolgeformulierung verfügbar. Der aktuelle Preis für die Sechserpackung Fertigspritzen beträgt 5324,49 Euro.

Der monoklonale Antikörper Adalimumab wirkt als TNF-α-Blocker und damit stark entzündungshemmend. Es wird unter anderem bei rheumatischen Erkrankungen und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen angewendet. Humira kam 2003 auf den Markt und gilt als das weltweit umsatzstärkste Medikament. Nach Angaben des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) bescherte das Produkt dem Hersteller weltweit im Jahr 2017 einen Umsatz von rund 16 Milliarden Euro, allein in Deutschland war es gut 1 Milliarde Euro. /

Foto: Shutterstock/Sebra

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