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Chronische Rhinosinusitis

Rotztransplantation bessert verstopfte Nase

Stuhltransplantationen sind schon etabliert. Nun haben schwedische und australische Forschende untersucht, ob auch das Nasenmikrobiom aus therapeutischen Gründen transplantiert werden kann. Bei chronischer Rhinosinusitis erwies sich die Maßnahme als erfolgreich.
Christina Hohmann-Jeddi
30.03.2023  13:00 Uhr

Bei der chronischen Rhinosinusitis ist die Schleimhaut der Nase und Nasennebenhöhlen dauerhaft entzündet. Die Symptome sind neben einer vermehrten Sekretbildung vor allem eine behinderte Nasenatmung, Druck- und Schwellungsgefühl im Gesicht sowie Geruchs- und Geschmacksstörungen. Was die dauerhafte Entzündung auslöst, sei noch unklar, heißt es in einer Publikation einer schwedisch-australischen Forschungsgruppe im Fachjournal »International Forum of Allergy & Rhinology«. Vermutet werde eine Störung in der Mikrobiota der Nasenschleimhaut.

Da man keinen einzelnen Problemkeim als Verursacher identifizieren konnte, entschlossen sich die Forschenden um Dr. Anders Mårtensson von der Universität Lund und seine Kollegen von der Universität in Brisbane zu einem radikaleren Ansatz: Die Transplantation des Nasensekrets von Gesunden.

In der Pilotstudie erhielten 22 Patienten mit chronischer Rhinosinusitis ohne Polypen zunächst für 13 Tage Antibiotika und anschließend an fünf aufeinanderfolgenden Tagen eine Nasenmikrobiom-Transplantation von einem gesunden Spender. Diesen Donor hatten sich die meisten Probanden selbst gesucht und in der Regel auf den Ehepartner oder nahe Freunde zurückgegriffen. Die Patienten wurden zu Beginn der Studie, nach der Antibiotikatherapie und drei Monate nach der Transplantationsreihe auf bestehende Symptome, die Mikrobiom-Zusammensetzung und inflammatorische Zytokine untersucht.

Das Ergebnis: Bei 16 Teilnehmenden waren die nasalen Symptome drei Monate nach der Therapie so deutlich reduziert, dass die Verbesserung gemessen am Symptomscore SNOT-22 als klinisch bedeutsam angesehen wurde. Bei sechs Probanden trat dagegen keine klinisch bedeutsame Verbesserung ein. Im Mittel sank der SNOT-22 von 57 zu Studienbeginn auf 35 zum Studienende. Verbunden war dies mit einer dauerhaften Zunahme der Artenvielfalt im Nasenmikrobiom, berichtet das Team.

Allerdings gab es auch Nebenwirkungen der »Schnoddertransplantation«: Von den 22 behandelten Patienten berichteten 18 von Symptomen wie Schnupfen, verstopfte Nase, Husten und Halsschmerzen während der Therapie oder kurz danach. Sieben Probanden entwickelten gastrointestinale Symptome, vor allem Diarrhö. Von den ursprünglich 25 rekrutierten Patienten wollten drei nach der ersten Transplantation nicht zu weiteren Behandlungen wiederkommen.

»Viele Patienten, die wir für die Studie rekrutieren wollten, fanden zwar, dass es eklig klingt, waren aber bereit, für eine mögliche Besserung ihrer Beschwerden alles auszuprobieren«, berichtet Mårtensson in einer Mitteilung auf dem Portal forskning.se. Viele Betroffene hätten bereits seit Jahren Beschwerden und profitierten weder von Antibiotikatherapien noch von operativen Eingriffen. Er sei sehr erfreut darüber, dass 16 von 22, also eine Mehrheit der Probanden eine Besserung erlebt habe.

Die Zytokinanalyse zeigte gemischte Ergebnisse: Am Studienende waren die Spiegel von IL-17A, IFN-γ, IP-10 und MIP-1α deutlich erhöht im Vergleich zum Ausgangswert, was eine inflammatorische Reaktion auf das fremde Mikrobiom darstellen könnte. Reduziert war dagegen der Spiegel des proinflammatorischen IL-10, der bei Patienten mit chronischer Rhinosinusitis ohne Polypen erhöht ist.

Insgesamt ziehen die Forschenden das Fazit, dass eine Nasensekret-Transplantation eine neue Therapieoption für Patienten mit chronischer Rhinosinusitis ohne Polypen darstellen könnte, die ansonsten durch Antibiotika allein nur schlecht zu behandeln sind. Die Ergebnisse müssten noch in größeren, placebokontrollierten Studien belegt werden.

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