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NDMA-Verunreinigung

Rote-Hand-Brief für Ranitidin von AL und Stada

Die Präparate Ranitidin AL und Ranitidin Stada  sollen nicht mehr in der Indikation Zollinger-Ellison-Syndrom angewendet werden. Für die lebenslange Hochdosistherapie würde die akzeptable Aufnahmemenge des Nitrosamins NDMA überschritten werden, informiert ein Rote-Hand-Brief. 
Daniela Hüttemann
12.11.2019  11:14 Uhr

Ranitidin ist ein Histamin-H2-Rezeptorantagonist. Zugelassen ist der Wirkstoff zur Behandlung von Patienten mit Geschwüren im Zwölffingerdarm, bei gutartigen Magengeschwüren, Refluxösophagitis und dem Zollinger-Ellison-Syndrom. Bei letzerem handelt es sich um eine schwere Ulkuskrankheit unter Vorhandensein eines Gastrin-produzierenden Tumors (Gastrinoms) in der Bauchspeicheldrüse oder im Zwölffingerdarm. Das Zollinger-Ellison-Syndrom gilt mit circa 5 bis 10 Fällen pro einer Million Menschen pro Jahr als sehr selten. Neben operativen Maßnahmen werden vor allem Octreotid zur Reduktion der Gastrin-Sekretion sowie Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) eingesetzt. Ranitidin gilt als zweite Wahl; auf eine Chemotherapie spricht die Erkrankung in der Regel nicht an.

Vor Kurzem hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Zulassungsinhaber über eine potenzielle Verunreinigung aller auf dem Markt befindlichen Ranitidin-Produkte mit NDMA (N-Nitrosodimethylamin) informiert. Die Internationalen Agentur für Krebsforschung der WHO und der EU stufen die Substanz als wahrscheinlich krebserregend beim Menschen ein. Gegenwärtig sei jedoch von keinem akuten Patientenrisiko aufgrund der gefundenen Verunreinigung auszugehen.

Aus toxikologischer Sicht sei bei einer Therapiedauer von ein bis zehn Jahren eine tägliche Aufnahme von bis zu 643 ng NDMA pro Tag noch akzeptabel, informiert Stada und AL jetzt in einem gemeinsamen Rote-Hand-Brief. Dieser Wert reduziere sich jedoch auf 96 ng NDMA pro Tag bei lebenslanger Therapie.

Die Unternehmen haben den NDMA-Gehalt verschiedener Chargen von Ranitidin AL 150 und 300 mg sowie Ranitidin Stada 150 und 300 mg bestimmt. »Die Untersuchungen ergaben, dass bei den üblichen Dosierungen und Anwendungszeiten, wie sie zur Behandlung von Duodenal- und Magenulzera sowie der Refluxösophagitis Anwendung finden, der Tagesgrenzwert von NDMA nicht überschritten wird«, berichten die Hersteller. Beim Zollinger-Ellison-Syndrom werden jedoch Tagesdosen von 900 mg und mehr empfohlen und das bei lebenslanger Therapie. Hier würde der NDMA-Grenzwert überschritten werden.

Da die Unternehmen das Verunreinigungsproblem offensichtlich noch nicht in den Griff bekommen haben,  sollen die Präparate nun nicht mehr beim Zollinger-Ellison-Syndrom eingesetzt werden, auch wenn diese Indikation derzeit noch in den Fach- und Gebrauchsinformation enthalten sei. »Neu verpackte Chargen werden die Indikation Zollinger-Ellison-Syndrom nicht mehr enthalten, solange die hierfür erforderlichen NDMA-Grenzwerte nicht eingehalten werden können«, versichern die Hersteller.

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