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Dosisberechnung

Rote-Hand-Brief für liposomales Irinotecan

Beim Krebsmittel Onivyde® hat sich die Bezeichnung des enthaltenen Irinotecans verändert. Dadurch kann es zu Fehlern bei der Berechnung der Dosierung kommen. Davor warnt Hersteller Servier in einem Rote-Hand-Brief.
PZ
28.10.2019  13:22 Uhr

Onivyde enthält als Wirkstoff liposomal formuliertes Irinotecan. Es handelt sich um ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung für die Chemotherapie. Die Bezeichnung ändert sich von Onivyde 5mg/ml auf Onivyde 4,3 mg/ml. Die Menge der Wirksubstanz in der Durchstechflasche bleibt zwar unverändert. Aber: »Die Stärke von Onivyde wird nun als wasserfreies Irinotecan als freie Base (4,3 mg/ml) und nicht mehr als Irinotecan-Hydrochlorid x 3 H2O (5mg/ml) ausgedrückt«, warnt nun Hersteller Servier in einem Rote-Hand-Brief. »Daher wird die empfohlene Anfangsdosis jetzt auf Grundlage von 70 mg/m2 Irinotecan als freie Base berechnet.« Die Änderung erfolgt aufgrund einer internationalen Harmonisierung der Stärkeangaben, meldet die Arzneimittelkommission Deutscher Apotheker (AMK). Die neuen Packungen sollen ab dem 1. November in Deutschland erhältlich sein.

Servier liefert dazu eine Umrechnungstabelle. Der Unterschied zwischen der gegebenen Onivyde-Dosis, ob als Salz (Anfangsdosis 80mg/m2) oder als freie Base (Anfangsdosis 70 mg/m2) ausgedrückt, betrage etwa 2 Prozent. Wenn versehentlich der falsche Dosierungs-Algorithmus verwendet werde, könne die verabreichte Dosis jedoch um 16 Prozent abweichen.

Apotheker sollen alle noch vorhandenen Bestände von Onivyde 5mg/ml aufbrauchen, bevor sie Packungen mit Onivyde 4,3mg/ml abgeben und alte und neue Packungen getrennt lagern. Dies sei wichtig, um die Koexistenz von alten und neuen Packungen zu limitieren. Zur besseren Unterscheidung wurde das Packungsdesign verändert. Die Farbe des Streifens, der die Stärke an den Seiten der Packung umgibt, ist nun blau (neu) statt grün (alt). »Wenn Sie beide Versionen auf Lager haben, bewahren Sie die alten grün-markierten Packungen getrennt von den neuen blau-markierten auf«, werden die Apotheker aufgefordert.

Alle Beteiligten informieren

Zudem sollen sie die Information über die geänderte Bezeichnung der Stärke und der Dosisberechnung an das gesamte medizinischen Fachpersonal weiterleiten, das bei der Vorbereitung der Infusionsbeutel beteiligt ist. Ärzte müssen ihr Behandlungsprotokoll entsprechend ändern und bei der Verordnung immer angeben, ob die freie Base oder das Salz als Grundlage für die Berechnung der Dosis verwendet wurde. Auch die Apotheker müssen diese Angabe stets machen.

Auch Anleitungen für die Vorbereitung der Infusionslösung sind entsprechend zu ändern. Bei der Präparation muss kontrolliert werden, dass immer die korrekte Bezeichnung der Stärke verwendet wird, um das Volumen, das aus der Durchstechflasche zu entnehmen ist, zu bestimmen. Da die Durchstechflaschen in den alten und neuen Packungen die identische Menge an Wirksubstanz enthalten, bleibt das Volumen, das verabreicht wird, unverändert und alle Durchstechflaschen können verwendet werden, um die Infusion vorzubereiten.

Vor der Gabe der Infusion muss das verabreichende Personal immer noch einmal kontrollieren, ob die Infusionslösung korrekt zubereitet wurde und die Angaben auf der Infusionslösung den Anweisungen des verordnenden Arztes entsprechen.

Onivyde ist zur Behandlung des metastasierten Adenokarzinoms des Pankreas in Kombination mit 5- Fluorouracil (5-FU) und Leucovorin (LV) bei erwachsenen Patienten zugelassen, deren Erkrankung unter einer Gemcitabin-basierten Therapie fortgeschritten ist. Falls die Patienten homozygot für das Allel UGT1A1*28 des Stoffwechselenzyms UDP-Glycosyltransferase  sind, sollte jetzt eine reduzierte Anfangsdosis von 50 mg/m2 Onivyde freie Base (neue Bezeichnung) in Erwägung gezogen werden, empfiehlt der Rote-Hand-Brief. Dies entspreche der früheren Dosisbezeichnung von 60 mg/m2 Irinotecan-Hydrochlorid x 3 H2O).

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