Roches Reaktion auf Wettbewerb durch Biosimilars |
Theo Dingermann |
18.09.2019 11:36 Uhr |
Roche will in erster Linie durch die Entwicklung eigener neuer Medikamente wachsen und nicht durch Zukäufe. / Foto: Roche
In den nächsten Jahren rechnet Roche aufgrund des Wettbewerbs mit Biosimilars bei seinen drei Krebsmedikamenten Avastin®, Herceptin® und MabThera® mit Umsatzeinbußen in Höhe von rund 9,6 Milliarden Schweizer Franken (8,7 Milliarden Euro). Der Konzern zeigt sich jedoch zuversichtlich, diese Mindereinnahmen durch eigene innovative Arzneien, darunter beispielsweise Ocrevus® gegen Multiple Sklerose oder Hemlibra® gegen die Bluterkrankheit, mehr als ausgleichen zu können. Das erklärte William Anderson, Chef der Roche-Pharmasparte, am Montag bei einer Investorenveranstaltung in London.
Das Unternehmen geht nach eigenen Angaben davon aus, im kommenden Jahr 14 Blockbuster, also Arzneien mit einem Jahresumsatz von einer Milliarde Dollar oder mehr, auf dem Markt zu haben. Schätzungen von Analysten deuten an, dass die jüngst auf den Markt gebrachten und noch in der fortgeschrittenen Entwicklung befindlichen Medikamente Verkaufserlöse in der Größenordnung von 16,3 Milliarden Schweizer Franken (14,8 Milliarden Euro) erwirtschaften könnten.
»Ich bin zuversichtlich, dass wir eine starke Pipeline haben, die das Wachstum langfristig unterstützen wird«, sagte Konzernchef Severin Schwan der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Freitag veröffentlichten Interview. Roche will in erster Linie durch die eigene Entwicklung neuer Medikamente wachsen und nicht durch Zukäufe. Das allerdings schließt Akquisitionen nicht aus. So bemüht sich das Schweizer Unternehmen derzeit, die US-Gentherapiefirma Spark Therapeutics für 4,3 Milliarden Dollar zu übernehmen. Mit dem Zukauf würde Roche nicht nur sein Behandlungsangebot um Therapien gegen die Bluterkrankheit, Augen- und neurodegenerative Erkrankungen verbreitern, sondern auch ins Rennen um die Entwicklung von Gentherapien einsteigen.
Der Pharmakonzern Roche gehört zu den wenigen forschenden Arzneimittelherstellern, die sich klar gegen die Herstellung von Biosimilars positioniert haben. Auf den ersten Blick ist dies erstaunlich, denn zweifelsohne wäre das Unternehmen mit seinem großen Portfolio an Biopharmazeutika in der Lage, Biosimilars herzustellen und sich so an dem durchaus lukrativen Wettbewerb mit diesen hoch wirksamen Medikamenten zu beteiligen. Andererseits ist diese Haltung konsequent, wenn man ganz auf Innovationen im Arzneimittelbereich setzt.