Richtig kombiniert und alles dicht? |
Schwer, die Übersicht zu behalten – alle getesteten Flaschen, Steckeinsätze, Verschlüsse und Kolbenpipetten auf einen Blick. / Foto: ZL, DAC/NRF
Dosiervorrichtungen für die »Entnahme über Kopf« der flüssigen Zubereitungen zum Einnehmen lösen bei Rezepturarzneimitteln früher verwendete Applikationshilfen wie Dosierlöffel, Messbecher oder auch Tropfeinsätze ab. Die Kolbenpipette zur genauen Volumendosierung benötigt aber einen fest sitzenden Steckeinsatz in der Flaschenmündung. Nicht nur deshalb lassen sich die unterschiedlichen Ausführungen der Komponenten nur bedingt miteinander kombinieren. Untersuchungen von DAC/NRF und ZL an 28-mm-Braunglasflaschen zur Praktikabilität und Dichtigkeit sind ein erster wichtiger Beitrag für mehr Transparenz und Rezeptursicherheit.
Von zehn gängigen Braunglasflaschen GL 28 und PP 28 der Größe 100 ml wurde der Innen- und Außendurchmesser der äußerlich sehr ähnlichen Gewindemündungen bestimmt. Zudem wurde die Kompatibilität jeder dieser Flaschen mit fünf unterschiedlichen Steckeinsätzen untersucht, dies jeweils in Kombination mit 21 verschiedenen Schraubverschlüssen. Die Praktikabilität wurde durch bloßes Einsetzen und Verschließen, die Dichtigkeit visuell nach Umschütteln mit farbiger Testflüssigkeit und im Unterdruck geprüft. Bei allen passenden Kombinationen wurde die einwandfreie Entnahme aus der Flasche mittels Applikationshilfe mit verschiedenen Trägermedien untersucht.
Kompatible Steckeinsätze für die jeweiligen Flaschenmündungen sind in der Tabelle dargestellt.
Flaschentyp | Steckeinsatz | Schraubverschlüsse |
---|---|---|
Braunglas, PP 28:»Veralflasche«, Caelo (1008), Durchmesser innen 19,37 mm | Baxter (H9384800)*,B. Braun (4608673) | HiperScan (9000146), K. HiperScan (9000262), Iphas (01128), PRI-PAC (80140), K, PRI-PAC (80170), O, PRI-PAC (80100), PRI-PAC (80102), Z & K (39229), K, Z & K (39035) |
Braunglas, PP 28: »apo-ident Sirupflasche«, HiperScan (9000215), Durchmesser innen 19,30 mm | Baxter (H9384800)*, B. Braun (4608673)*,Wepa (032349) | HiperScan (9000146), K. HiperScan (9000262), Iphas (01128), PRI-PAC (80140), K, PRI-PAC (80170), O, PRI-PAC (80100). PRI-PAC (80102), Z & K (39229), K, Z & K (39035) |
Braunglas, PP 28: »Euro-Medizinflasche«, PRI-PAC (10020), Durchmesser innen 19,33 mm | Baxter (H9384800)*,B. Braun (4608673) | HiperScan (9000146), K, HiperScan (9000262), Iphas (01128), PRI-PAC (80140), K, PRI-PAC (80140), O, PRI-PAC (80100), PRI-PAC (80102), Z & K (39229), K, Z & K (39023)**, O***, Z & K (39025)**, O***, Z & K (39035) |
Braunglas, PP 28: »apo-ident Medizinflasche«, HiperScan (9000137), Durchmesser innen 19,43 mm | Baxter (H9384800)*,B. Braun (4608673)*,Wepa (032349): | HiperScan (9000146), K, HiperScan (9000262), Iphas (01128), PRI-PAC (80140), K. PRI-PAC (80170), O, PRI-PAC (80100), PRI-PAC (80102), Z & K (39229), K, Z & K (39035) |
Braunglas, PP 28: »Kombi-Med.-Flasche«, Z & K (35010), Durchmesser innen 19,44 mm | Baxter (H9384800)*,B. Braun (4608673),Wepa (032349) | HiperScan (9000146), K, HiperScan (9000262), Iphas (01128), PRI-PAC (80140), K, PRI-PAC (80170), O, PRI-PAC (80100), PRI-PAC (80102), Z & K (39229), K, Z & K (39023), O, Z & K (39025), O, Z & K (39035) |
Braunglas, PP 28: »Euro-Medizinflasche«, IphaS (0132k), Durchmesser innen 19,68 mm | Baxter (H9384800),B. Braun (4608673),Wepa (032349),Z & K (39014)* | HiperScan (9000146), K, HiperScan (9000262), Iphas (01128), PRI-PAC (80140), K, PRI-PAC (80170), O, PRI-PAC (80100), PRI-PAC (80102) |
Braunglas, PP 28: »Sirup-Medizinflasche«, PRI-PAC, (10150), Durchmesser innen 19,62 mm | Baxter (H9384800),B. Braun (4608673)*,Z & K (39014) | HiperScan (9000146), K, HiperScan (9000262), Iphas (01128), PRI-PAC (80140), K, PRI-PAC (80170), O, PRI-PAC (80100), PRI-PAC (80102), Z & K (39035), Z & K (39229), K |
Braunglas, PP 28: »Veralflasche«, Z & K (33020), Durchmesser innen 19,62 mm | Baxter (H9384800),B. Braun (4608673) | HiperScan (9000146), K, HiperScan (9000262), Iphas (01128), PRI-PAC (80140), K, PRI-PAC (80170), O, PRI-PAC (80100), PRI-PAC (80102), Z & K (39229), K, Z & K (39023), O, Z & K (39025), O, Z & K (39035) |
Braunglas, GL 28:»aponorm®-Medizinflasche«, Wepa (032321), Durchmesser innen 20,03 mm | Baxter (H9384800),B. Braun (4608673),Wepa (032349),Z & K (39017) | Wepa (032347), K Wepa (032343) Wepa (033130) |
Braunglas, PP 28: »Leichtgewicht-Medizinflasche«, Z & K (32010), Durchmesser innen 20,04 mm | Baxter (H9384800),B. Braun (4608673),Wepa (032349),Z & K (39017),Z & K (39014) | HiperScan (9000146), K, HiperScan (9000262), Iphas (01128), PRI-PAC (80140), K, PRI-PAC (80170), O, PRI-PAC (80100), PRI-PAC (80102), Z & K (39229), K, Z & K (39023), O, Z & K (39035) |
In Klammern sind jeweils die Artikelnummern angegeben sowie der Hinweis, ob die Schraubverschlüsse Kindersicherung (K) oder Originalitätssicherung (O) aufweisen.
Abkürzungen der Hersteller beziehungsweise Lieferanten der Packmittel und Applikationshilfen: Baxter (Baxter Deutschland GmbH, 85716 Unterschleißheim), B. Braun (B. Braun Melsungen AG, 34212 Melsungen), Caelo (Caesar & Loretz GmbH, 40721 Hilden), HiperScan (HiperScan GmbH, 01067 Dresden), Iphas (iphas Pharma-Verpackung GmbH, 52146 Würselen), PRI-PAC (PRI-PAC e. K., 52249 Eschweiler), Wepa (Wepa Apothekenbedarf GmbH & Co. KG, 56204 Hillscheid), Z & K (Zscheile & Klinger GmbH, 22419 Hamburg).
* Hineindrücken des Steckeinsatzes mit viel Kraft,
** Die Schraubkappen von Z & K mit den Artikelnummern 39023 und 39025 sind zur Kombination mit Gießring vorgesehen, können aber mit den genannten Steckeinsätzen verwendet werden,
*** Originalitätssicherung nur funktionstüchtig bei Kombination mit Steckeinsatz von B. Braun.
Im Folgenden wird auf einzelne Aspekte der Untersuchung detailliert eingegangen.
Die Flaschenmündungen mit GL-28- und PP-28-Gewinde haben zwar mit 28 mm denselben Außendurchmesser, die beiden Typen unterscheiden sich aber nach den Normen in Steigung, Zahl und Ausführung der Gewindegänge. Das verhindert die wechselseitige Austauschbarkeit der jeweils zugehörigen Schraubverschlüsse. Zudem variiert der Innendurchmesser je nach Flaschentyp, zum Teil innerhalb der Toleranz relevanter Normen, anscheinend aber auch gemäß herstellerinterner Festlegung. Das schränkt die Kompatibilität mit den verfügbaren Steckeinsätzen ein. In der Tabelle sind Gewindetyp und Mündungsinnendurchmesser der geprüften Flaschen aufgeführt.
Die Begleitinformation »für Durchmesser 28 mm« zu Steckeinsätzen gibt nur den Hinweis auf die beiden infrage kommenden Gewindetypen. In welche Flaschenmündungen sie passen, lässt sich durch bloße Inaugenscheinnahme ihrer unterschiedlichen Form und Materialbeschaffenheit nicht beurteilen. Die geprüften Flaschen können mit mindestens zwei, einige mit allen fünf der untersuchten Steckeinsätze kombiniert werden. Soweit sie sich nur mit viel Kraft vollständig in die Flasche drücken lassen, ist dies in der Tabelle kommentiert. Bereits vormontierte Gießringe oder Saugeinsätze müssen zuvor entfernt werden.
Abbildung 2: Geeignetes Verschlusssystem ohne Austritt der Prüflösung. / Foto: ZL, DAC/NRF
Schraubverschlüsse für GL-28- und PP-28-Flaschen sind zum Teil aus Hygienegründen bereits vormontiert. Ist ein kindergesicherter Verschluss vorgeschrieben, müssen sie ausgetauscht werden. Die Verschlüsse müssen dem Gewindetyp entsprechen und können nicht wechselseitig ausgetauscht werden. Nur bei großem Spiel lässt sich in Einzelfällen der »falsche« Verschluss aufschrauben, ist dann allerdings nicht dicht. Unter den Prüfmustern gab es einen solchen Fall mit zwei baugleichen GL-28-Schraubverschlüssen, die folglich nicht in der Tabelle aufgeführt sind.
Abbildung 3: Ungeeignetes Verschlusssystem ohne Dichteinlage, Austritt der Prüflösung sichtbar. / Foto: ZL, DAC/NRF
Auch die »richtigen« Kappen passen nicht notwendigerweise mit dem eingesetzten Steckeinsatz zusammen. Zu Undichtigkeiten kommt es fast immer bei Schraubverschlüssen ohne flexible Dichteinlage aus Polyethylenschaum. Eine solche verhindert sowohl den Übertritt der Flüssigkeit in Hohlräume zwischen Steckeinsatz und Kappe als auch den Austritt aus dem Verschluss (Abbildungen 2 und 3). Für alle passenden Flasche-Steckeinsatz-Kombinationen gibt es aber kompatible Optionen, hierunter auch kindergesicherte Alternativen.
Die nach als »dicht« bewerteten Kombinationen aus Flasche, Steckeinsatz und Verschluss wurden der Dichtigkeitsprüfung bei vermindertem Außendruck (um 0,6 bar) unterzogen. Die mit Dichteinlage versehenen Verschlüsse bestanden auch diesen Test.
Für alle Applikationshilfen war die Entnahme über Kopf mit den verwendeten Trägermedien (konserviert wässrig, ölig und viskos wässrig) unproblematisch. Auf Kolbenpipetten und deren Besonderheiten wird im zweiten Teil dieser Publikation eingegangen.
Die Untersuchung zeigt, dass es zur Verpackung oraler Liquida nicht reicht, eine 28-mm-Glasflasche nach Größe auszuwählen und Dosierhilfe und Verschluss dem Zufall zu überlassen. Gewindeart und Mündungsinnendurchmesser der Flasche, Eignung des Steckeinsatzes für das Flaschenmundstück zur Dosierung mit Kolbenpipetten, sichere flächige Abdichtung durch die Schraubverschlüsse und gegebenenfalls Kindersicherung sind kritische Punkte, auf die bereits bei der Bestellung zu achten ist. Die Transparenz über die spezifischen Kombinationsmöglichkeiten muss dann aber auch bei der Eingangsprüfung und deren Dokumentation, bei der Kennzeichnung der gelagerten Packmittelvorräte bis hin zur Verwendung im Rezepturbetrieb der Apotheke erhalten bleiben. Der Austausch vormontierter Verschlussteile, Gießringe gegen Steckeinsätze oder einfache Schraubverschlüsse gegen kindergesicherte, ist bei Bedarf zu beachten.
Die Systematik der Tabelle bildet die Reihenfolge der Packmittelauswahl bei der Herstellung ab: Flaschentyp (alphabetisch gelistet nach Lieferanten, sortiert nach Größe des Innendurchmessers), passender Steckeinsatz und Schraubverschluss. Die Tabelle ist nur eine Momentaufnahme, unterstützt aber sehr wohl die Auswahl aktuell geeigneter Kombinationen. Das ist mehr, als der DAC/NRF-Bezugsquellennachweis leisten kann, und deshalb eine sinnvolle Ergänzung. Sie ist als Handlungshilfe auch konkreter als die im Juni 2019 aktualisierte Leitlinie der Bundesapothekerkammer (BAK) zur Prüfung und Lagerung der Primärpackmittel.
Die BAK-Leitlinie fordert ein Prüfzertifikat mit relevanten Angaben zu Qualitätsmerkmalen. Bei Flaschen sind dies unter anderem Gewindetyp, Nennvolumen, Glasart und Nominalwerte zu Mündungsinnendurchmesser und Füllvolumen (»Randvollvolumen«). Bei Steckeinsätzen sind vor allem die Kombinationsmöglichkeiten mit Flaschenmündungen wichtig. Bei Schraubverschlüssen sind der Gewindetyp und die Schaumeinlage Kriterien. Gemessen am Anspruch der BAK-Leitlinien sind weitere Verbesserungen möglich. Der geschärfte Blick der Apotheken hilft, die Qualität der Primärpackmittel transparent zu machen. Die apothekereigenen Laboratorien DAC/NRF und ZL werden diese Entwicklung weiter unterstützen.
Eine ausführliche Version dieses Textes steht im Abonnentenbereich des DAC/NRF und auf der ZL-Homepage zur Verfügung.
Wir danken den Firmen Caelo, HiperScan, Iphas, PRI-PAC, Wepa Apothekenbedarf und Zscheile & Klinger für die Überlassung der untersuchten Muster an Flaschen, Verschlüssen und Applikationshilfen. Zugleich weisen wir darauf hin, dass mit der Nennung in der Tabelle kein Anspruch auf vollständige Berücksichtigung aller Hersteller oder Lieferanten verbunden sein kann. Die Auswahl der Packmittel ergab sich aus dem Standardsortiment der Firmen. Deren Teilnahme war freigestellt.