Wie stabil sind Ibuprofen-Suspensionen aus der Rezeptur? |
Apotheken können mit der Herstellung von Individualrezepturen Versorgungslücken bei Fertigarzneimitteln überbrücken. / Foto: Getty Images/Luis Alvarez
Aufgrund der im Sommer aufgetretenen Lieferengpässe von Paracetamol- und Ibuprofen-haltigen Arzneimitteln für Kinder hat das DAC/NRF eine Ibuprofen-haltige Suspension in den Konzentrationen 20 mg/ml und 40 mg/ml entwickelt (siehe DAC/NRF-Rezepturhinweis Ibuprofen). Für die Herstellung der Suspensionen mit der Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen (NRF S. 52.) können sowohl die Rezeptursubstanz als auch Fertigarzneimittel verwendet werden. Da für diese Suspensionen keinerlei Stabilitätsdaten vorliegen, überprüfte das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) die Stabilität der Suspensionen über zwei Monate.
Die Suspensionen wurden gravimetrisch mit Fantaschale und Pistill gemäß dem dreistufigen Schema für Suspensionszubereitungen nach DAC/NRF-Text I.6.3.2 hergestellt. Es wurden jeweils Suspensionen mit pulverisiertem Ibuprofen (Hersteller: Caelo) und mit 800-mg-Ibuprofen-Tabletten (IBU 800 von 1APharma) in den Konzentrationen 20 mg/ml (entspricht 2 Prozent) und 40 mg/ml (entspricht 4 Prozent) zubereitet. Die sorgfältig gemörserten Tabletten wurden im Überschuss eingesetzt, um Gehaltsschwankungen auszugleichen. Je drei Proben der gefertigten Zubereitungen wurden in Klarglas-Medizinflaschen abgefüllt und über zwei Monate bei 25 °C und 60 Prozent relativer Feuchte gelagert. Zur Simulation der Anwendung durch den Patienten wurden alle Zubereitungen über zwei Wochen arbeitstäglich für 30 Sekunden händisch geschüttelt. Der Wirkstoffgehalt wurde nach 7, 14 und 28 Tagen sowie nach zwei Monaten mittels HPLC-UV-Analytik bei 220 nm bestimmt.
Alle vier Rezepturen sind über zwei Monate stabil und weisen einen Wirkstoffgehalt zwischen 90 und 110 Prozent auf (Abbildung 1 und Tabelle). Bisher war die Aufbrauchsfrist seitens DAC/NRF aufgrund der fehlenden Daten auf vier Wochen begrenzt worden, durch die vorliegende Untersuchung kann die Aufbrauchsfrist nun auf zwei Monate ausgeweitet werden. Nach drei Monaten ist eine weitere Gehaltsbestimmung geplant, da aufgrund der bisherigen Daten auch noch nach drei Monaten eine ausreichende Stabilität wahrscheinlich ist.
Zubereitung | Wirkstoffgehalt zum Startzeitpunkt (t0)(Mittelwert, n = 3) | Wirkstoffgehalt nach zwei Monaten (t56)(Mittelwert, n = 3) |
---|---|---|
Ibuprofen-Suspension 2 % aus Rezeptursubstanz | 96,6 % | 100,4 % |
Ibuprofen-Suspension 4 % aus Rezeptursubstanz | 100,2 % | 101,9 % |
Ibuprofen-Suspension 2 % aus FAM | 102,4 % | 103,2 % |
Ibuprofen-Suspension 4 % aus FAM | 102,7 % | 103,8 % |
Abbildung 1: Stabilität der Ibuprofen-Suspensionen, Wirkstoffgehalt bezogen auf den deklarierten Gehalt über zwei Monate (56 Tage) / Foto: PZ
Alle hergestellten Suspensionen ließen sich über zwei Monate gut aufschütteln und bildeten kein festes Sediment. Allerdings ist bei den Zubereitungen mit Rezeptursubstanz eine deutliche Flotation des Wirkstoffs an der Oberfläche der Suspensionen zu beobachten. Durch Schütteln ließen sich die Suspensionen aber leicht wieder homogenisieren, was die ermittelten Gehaltswerte bestätigten.
Abbildung 2: Suspensionen mit Rezeptursubstanz und Fertigarzneimitteln nach sieben Tagen Lagerung, links Ibuprofen-Suspension 4 % mit Rezeptursubstanz, rechts mit Fertigarzneimittel / Foto: ZL
Dennoch ist eine Tendenz sichtbar, dass sich die untersuchten Suspensionen mit den 800-mg-Tabletten etwas besser homogenisieren lassen. Dies äußerte sich in einer geringeren mittleren relativen Standardabweichung in den Gehaltsbestimmungen der untersuchten Proben (0,5 Prozent bei den verwendeten Fertigarzneimittel gegenüber 2,5 Prozent bei der verwendeten Rezeptursubstanz). Vermutlich könnten mit mikronisiertem Ausgangsstoff bessere Ergebnisse erzielt werden, dieser ist aber derzeit nicht im Handel verfügbar.
Nichtsdestotrotz sind beide Herstellungsvarianten zu empfehlen und können in der Apotheke umgesetzt werden. Um eine gleichmäßige Dosierung zu erhalten, ist es aber aufgrund der Ergebnisse zwingend erforderlich, den Patienten auf ausreichendes Schütteln hinzuweisen. Hierzu sollten Apotheken eine ausreichend große Braunglasflasche einsetzen und als Applikationshilfe eine Kolbenpipette mit Steckeinsatz verwenden.