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Reform in Neuseeland

Regierung will Personalmangel in Apotheken stoppen

Es mangelt an Apothekern in Neuseeland, die Auswirkungen sind deutlich zu spüren und der Druck auf das Gesundheitsministerium ist groß. Eine Reform soll nun die Zukunft des Berufsstands sichern.
Jennifer Evans
04.05.2022  13:00 Uhr

Es muss etwas passieren, um den »katastrophalen Personalmangel« in der Branche anzugehen. Das hob kürzlich das neuseeländische Gesundheitsministerium hervor. Einem Bericht des Nachrichtenportals Stuff zufolge müssen derzeit viele Offizinen ihre Öffnungszeiten kürzen, weil ihnen schlichtweg die Mitarbeiter fehlen. Aber auch die gestiegenen Gehälter machen den Inhabern von Vor-Ort-Apotheken zu schaffen. Demnach müssen sie rund 40 Prozent mehr Geld bieten, um im Markt als Arbeitgeber überhaupt noch wettbewerbsfähig zu sein.

Nicht nur angesichts diverser Zusatzleistungen, die während der Covid-19-Pandemie auf die Mitarbeiter zukamen, auch generell hat die Arbeitsmenge und der Stresspegel in den Apotheken zugenommen. Vor allem die alternde Bevölkerung, die »immer mehr Verordnungen für verschreibungspflichtige Präparate« bedeute, spannten die Situation in Neuseeland erheblich an, berichtet ein Apotheker gegenüber Stuff.

Eine Lanze für den belasteten Berufsstand bricht auch Hesham Al-Sallami, Associate Professor für klinische Pharmazie an der Universität von Otago. »Viele realisieren nicht, welch riesigen Bedarf an Apothekern und pharmazeutischen Dienstleistungen die Covid-19-Pandemie ausgelöst hat, gepaart mit dem Arbeitskräftemangel in den vergangenen rund fünf Jahren«, sagte er dem Nachrichtenportal.

Bis 2031 rund 500 Apotheker mehr

Das Gesundheitsministerium geht derzeit davon aus, dass die Zahl der Apotheker in den kommenden zehn Jahren steigen wird. Demnach haben Analysen gezeigt, dass es im Jahr 2031 rund 4500 Apotheker im Land geben wird, davon etwa 3500 Vollzeitstellen. Das entspräche in etwa 500 Pharmazeuten mehr als derzeit.

Eine Ministeriumssprechern sagte gegenüber Stuff, man finanziere bereits Praktikumsplätze für Pharmazeuten und investiere in postgraduale Weiterbildungen, um den Nachwuchs auf dem Weg in den Beruf zu unterstützen. Zudem hat die neuseeländische Regierung offenbar das Thema Honorar für pharmazeutische Dienstleistungen auf ihrer Agenda. Eine Gesundheitsreform, die für September 2022 geplant ist, soll nämlich laut der Sprecherin unter anderem regeln, wie künftig neue pharmazeutische Dienstleistungen in das Gesundheitssystem integriert und in Zukunft honoriert werden können.

Dabei kämpfen die neuseeländischen Apotheker – wie auch in vielen anderen Ländern – gegen den Widerstand der Ärzte. Die PZ hatte bereits darüber berichtet, dass die Berufsgruppen dort noch einen Schritt aufeinander zu gehen müssen, um die neuen Services künftig erfolgreich etablieren zu können.

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