Ruhe und eine Wärmflasche sind die Basismaßnahmen, um schnell über die kritischen Tage des Zyklus zu kommen. / Foto: Getty Images/Charday Penn
Starke Schmerzen gelten als häufigstes Menstruationsleiden vor allem junger Frauen. Tendenziell nimmt das allmonatliche Ungemach mit zunehmendem Alter ab, kann sich jedoch im Einzelfall bis zur Menopause durchziehen. Die krampfartigen Schmerzen werden vermutlich durch eine Prostaglandin- und Leukotrien-bedingte Ischämie der Gebärmutterschleimhaut verursacht. Sie können bis in den Rücken ausstrahlen und gar Übelkeit nach sich ziehen.
Als Mittel der Wahl zur Kupierung von Regelschmerzen gelten die nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) Naproxen, Ibuprofen und Diclofenac. In Studien waren sie Paracetamol überlegen. Daneben steht Butylscopolamin, auch mit Paracetamol als Kombinationspartner, als Spasmolytikum zur Verfügung. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass Magnesium (300 mg pro Tag) und Vitamin B1 (100 mg pro Tag) bei krampfartigen Regelschmerzen wirksam sind, allerdings liegt dazu bislang keine ausreichende Evidenz vor. Bei milderer Ausprägung oder unterstützend kann Wärme, zum Beispiel in Form einer Wärmflasche, Krämpfe im Unterleib lindern.
»Bauchschmerzen – unabhängig ob infolge eines Reizdarms, eines Magen-Darm-Infekts oder der Menstruation – sind ein Sonderfall von Schmerzen, denn sie erregen durch die Verkrampfung der Magen-Darm-Muskulatur Strukturen in der Wand des Verdauungstraktes, die auf mechanische Reize Schmerzen übermitteln. Hierbei kommt auch der Darmdehnung etwa durch vermehrte Flüssigkeitsansammlung beziehungsweise durch eine dehnungsinduzierte Sekretion vor Stenosen eine besondere Bedeutung zu«, erklärte Professor Dr. Thomas Frieling, Magen-Darm-Spezialist vom Helios Klinikum in Krefeld, bei einer digitalen Pressekonferenz des Unternehmens Sanofi.
Zu bedenken ist laut des Referenten, dass »Schmerzmittel die Weiterleitung von Schmerzsignalen ins Gehirn verhindern. Sie beseitigen also die Ursachen viszeraler Schmerzen nicht, sondern unterdrücken lediglich die Symptome«. Die Mehrheit der Betroffenen nutzten jedoch laut Patientenumfragen nicht verschreibungspflichtige Analgetika zur Symptomlinderung.
Im Sinne einer zielgerichteten Arzneimitteltherapie biete sich zur Linderung viszeraler Schmerzen im Magen-Darm- und im Urogenitaltrakt vielmehr eine Senkung des Muskeltonus durch Spasmolyse an, erklärte der Internist. »Dies hat den Vorteil, dass im Einzelfall die Ursache der Schmerzentstehung behandelt wird und nicht nur die Weiterleitung von Schmerzstoffen unterbunden wird.« Aufgrund ihres Wirkungsmechanismus gelten Spasmolytika wie Butylscopolamin als sehr gut geeignet, um krampfartige Bauchschmerzen zu lindern.
Butylscopolamin hemmt als Parasympatholytikum die Nerven- und Muskelaktivität über muskarinerge M2- und M3-Rezeptoren und blockiert die epitheliale Sekretion über M3-Rezeptoren. Die Wirkung von Acetylcholin, das die Muskeln erregt und zu einer gesteigerten Peristaltik führt, wird somit gehemmt. »Der muskelrelaxierende Effekt erklärt die spasmolytische und schmerzlindernde Wirkung. Der antisekretorische Effekt dürfte den Effekt noch unterstützen, besonders bei Reizdarm-Problematik«, führte Frieling aus. Bereits nach 15 Minuten beginnt die krampflösende Wirkung.
Der Mönchspfeffer ist in der Frauenheilkunde keine Unbekannte. Trockenextrakte aus seinen Früchten werden seit jeher gegen Beschwerden des Prämenstruellen Syndroms (PMS) und Zyklusunregelmäßigkeiten eingesetzt, auch eine krampflösende Wirkkomponente ist in vitro nachgewiesen. Entsprechende Präparate gibt es hierzulande zwar schon lange, doch erst seit rund zwei Jahren eine Zubereitung, die der Well-established-use-Monographie der Europäischen Arzneimittelagentur EMA entspricht.
Der Extrakt, der sich in Studien besonders effektiv zeigte, stammt ursprünglich aus der Schweiz und war in Deutschland nicht erhältlich. Dabei wurden Tagesdosierungen von 20 mg Trockenextrakt verwendet. In Agnucaston® 20 mg sind die Wirkstoffe des Mönchspfeffers fünffach höher konzentriert als in allen bisher in Deutschland erhältlichen Präparaten. Agnolyt®, Femicur®, Agnus sanol® oder das ursprüngliche Agnucaston® enthalten zwar ähnliche Trockenextrakte, allerdings weiterhin eine niedrigere Extrakt-Tagesmenge von 4 mg. Wegen der schwächeren Studienlage rechnet sie die EMA dem traditional use zu. Die Einnahme sollte durchgängig über den gesamten Zyklus erfolgen.
Auch in Sachen Wirkmechanismus des Mönchspfeffers hat sich etwas getan: Forscher berichteten vor kurzer Zeit im Fachjournal »Planta Medica« über die hemmende Wirkung eines ethanolischen Mönchspfeffer-Fruchtextrakts auf bedeutende Endothelzellfunktionen bei der Angiogenese. Diese Blutgefäßneubildung spielt eine zentrale Rolle bei der Erneuerung der Uterusschleimhaut im Zuge des Menstruationszyklus. Zwar sind das nur erste präklinische In-vitro-Daten, doch sie sind ein zusätzlicher Puzzlestein des Wirkmechanismus auf molekularer Ebene. Sie könnten ein weiterer Erklärungsansatz für die Wirksamkeit bei PMS und Regelbeschwerden sein.
Schafgarbenkraut wird dagegen schon lange traditionell bei schmerzhaften Krämpfen im Magen-Darm-Bereich und während der Menstruation eingesetzt. Präklinische Daten zeigen einen spasmolytischen Effekt auf die glatte Muskulatur sowie einen analgetischen Effekt. Klinisch stützt dies eine doppelblinde randomisierte Studie mit 90 Teilnehmerinnen. Dabei linderte ein Schafgarbenkraut-Trockenextrakt die schmerzhaften Menstruationskrämpfe ab der ersten Behandlung signifikant. Kadezyklus® mit Schafgarbe zur akuten Anwendung kann laut Herstellerangaben immer dann eingenommen werden, wenn die Periode krampfartig verläuft, also akut, wenn Schmerzen auftreten. Auch die kombinierte Einnahme mit Analgetika oder mit Butylscopolamin sei möglich.