Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign

Dysmenorrhö
-
Regelschmerzen lösen oder hemmen?

Vor allem die jüngeren Frauen haben mitunter krampfartige Schmerzen während der Periode. Die Einnahme eines Analgetikums scheint dann naheliegend. Dabei könnte das Butylscopolamin ursächlicher wirken. Und auch die Pflanzenheilkunde hat Plausibles zu bieten. 
AutorKontaktElke Wolf
Datum 14.05.2024  07:00 Uhr

Starke Schmerzen gelten als häufigstes Menstruationsleiden vor allem junger Frauen. Tendenziell nimmt das allmonatliche Ungemach mit zunehmendem Alter ab, kann sich jedoch im Einzelfall bis zur Menopause durchziehen. Die krampfartigen Schmerzen werden vermutlich durch eine Prostaglandin- und Leukotrien-bedingte Ischämie der Gebärmutterschleimhaut verursacht. Sie können bis in den Rücken ausstrahlen und gar Übelkeit nach sich ziehen.

Als Mittel der Wahl zur Kupierung von Regelschmerzen gelten die nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) Naproxen, Ibuprofen und Diclofenac. In Studien waren sie Paracetamol überlegen. Daneben steht Butylscopolamin, auch mit Paracetamol als Kombinationspartner, als Spasmolytikum zur Verfügung. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass Magnesium (300 mg pro Tag) und Vitamin B1 (100 mg pro Tag) bei krampfartigen Regelschmerzen wirksam sind, allerdings liegt dazu bislang keine ausreichende Evidenz vor. Bei milderer Ausprägung oder unterstützend kann Wärme, zum Beispiel in Form einer Wärmflasche, Krämpfe im Unterleib lindern.

Spezielle Schmerzen

»Bauchschmerzen – unabhängig ob infolge eines Reizdarms, eines Magen-Darm-Infekts oder der Menstruation – sind ein Sonderfall von Schmerzen, denn sie erregen durch die Verkrampfung der Magen-Darm-Muskulatur Strukturen in der Wand des Verdauungstraktes, die auf mechanische Reize Schmerzen übermitteln. Hierbei kommt auch der Darmdehnung etwa durch vermehrte Flüssigkeitsansammlung beziehungsweise durch eine dehnungsinduzierte Sekretion vor Stenosen eine besondere Bedeutung zu«, erklärte Professor Dr. Thomas Frieling, Magen-Darm-Spezialist vom Helios Klinikum in Krefeld, bei einer digitalen Pressekonferenz des Unternehmens Sanofi.

Zu bedenken ist laut des Referenten, dass »Schmerzmittel die Weiterleitung von Schmerzsignalen ins Gehirn verhindern. Sie beseitigen also die Ursachen viszeraler Schmerzen nicht, sondern unterdrücken lediglich die Symptome«. Die Mehrheit der Betroffenen nutzten jedoch laut Patientenumfragen nicht verschreibungspflichtige Analgetika zur Symptomlinderung.

Im Sinne einer zielgerichteten Arzneimitteltherapie biete sich zur Linderung viszeraler Schmerzen im Magen-Darm- und im Urogenitaltrakt vielmehr eine Senkung des Muskeltonus durch Spasmolyse an, erklärte der Internist. »Dies hat den Vorteil, dass im Einzelfall die Ursache der Schmerzentstehung behandelt wird und nicht nur die Weiterleitung von Schmerzstoffen unterbunden wird.« Aufgrund ihres Wirkungsmechanismus gelten Spasmolytika wie Butylscopolamin als sehr gut geeignet, um krampfartige Bauchschmerzen zu lindern.

Butylscopolamin hemmt als Parasympatholytikum die Nerven- und Muskelaktivität über muskarinerge M2- und M3-Rezeptoren und blockiert die epitheliale Sekretion über M3-Rezeptoren. Die Wirkung von Acetylcholin, das die Muskeln erregt und zu einer gesteigerten Peristaltik führt, wird somit gehemmt. »Der muskelrelaxierende Effekt erklärt die spasmolytische und schmerzlindernde Wirkung. Der antisekretorische Effekt dürfte den Effekt noch unterstützen, besonders bei Reizdarm-Problematik«, führte Frieling aus. Bereits nach 15 Minuten beginnt die krampflösende Wirkung.

Neues vom Mönchspfeffer

Der Mönchspfeffer ist in der Frauenheilkunde keine Unbekannte. Trockenextrakte aus seinen Früchten werden seit jeher gegen Beschwerden des Prämenstruellen Syndroms (PMS) und Zyklusunregelmäßigkeiten eingesetzt, auch eine krampflösende Wirkkomponente ist in vitro nachgewiesen. Entsprechende Präparate gibt es hierzulande zwar schon lange, doch erst seit rund zwei Jahren eine Zubereitung, die der Well-established-use-Monographie der Europäischen Arzneimittelagentur EMA entspricht.

Der Extrakt, der sich in Studien besonders effektiv zeigte, stammt ursprünglich aus der Schweiz und war in Deutschland nicht erhältlich. Dabei wurden Tagesdosierungen von 20 mg Trockenextrakt verwendet. In Agnucaston® 20 mg sind die Wirkstoffe des Mönchspfeffers fünffach höher konzentriert als in allen bisher in Deutschland erhältlichen Präparaten. Agnolyt®, Femicur®, Agnus sanol® oder das ursprüngliche Agnucaston® enthalten zwar ähnliche Trockenextrakte, allerdings weiterhin eine niedrigere Extrakt-Tagesmenge von 4 mg. Wegen der schwächeren Studienlage rechnet sie die EMA dem traditional use zu. Die Einnahme sollte durchgängig über den gesamten Zyklus erfolgen.

Auch in Sachen Wirkmechanismus des Mönchspfeffers hat sich etwas getan: Forscher berichteten vor kurzer Zeit im Fachjournal »Planta Medica« über die hemmende Wirkung eines ethanolischen Mönchspfeffer-Fruchtextrakts auf bedeutende Endothelzellfunktionen bei der Angiogenese. Diese Blutgefäßneubildung spielt eine zentrale Rolle bei der Erneuerung der Uterusschleimhaut im Zuge des Menstruationszyklus. Zwar sind das nur erste präklinische In-vitro-Daten, doch sie sind ein zusätzlicher Puzzlestein des Wirkmechanismus auf molekularer Ebene. Sie könnten ein weiterer Erklärungsansatz für die Wirksamkeit bei PMS und Regelbeschwerden sein.

Schafgarbenkraut wird dagegen schon lange traditionell bei schmerzhaften Krämpfen im Magen-Darm-Bereich und während der Menstruation eingesetzt. Präklinische Daten zeigen einen spasmolytischen Effekt auf die glatte Muskulatur sowie einen analgetischen Effekt. Klinisch stützt dies eine doppelblinde randomisierte Studie mit 90 Teilnehmerinnen. Dabei linderte ein Schafgarbenkraut-Trockenextrakt die schmerzhaften Menstruationskrämpfe ab der ersten Behandlung signifikant. Kadezyklus® mit Schafgarbe zur akuten Anwendung kann laut Herstellerangaben immer dann eingenommen werden, wenn die Periode krampfartig verläuft, also akut, wenn Schmerzen auftreten. Auch die kombinierte Einnahme mit Analgetika oder mit Butylscopolamin sei möglich.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa