Extrakte aus Mönchspfefferfrüchten |
Der Mönchspfeffer erhielt seinen Namen, weil man früher dachte, dass die Pflanze den Geschlechtstrieb dämpft. / Foto: Imago/Manngold
Die Monographie zu Mönchspfefferfrüchten wurde am 27. März 2018 veröffentlicht und trägt die Referenznummer EMA/HMPC/606742/2017. Bei Mönchspfefferfrüchten handelt es sich um die ganzen, reifen, getrockneten Früchte von Vitex agnus-castus L. aus der Familie der Lamiaceae, die gemäß Europäischem Arzneibuch mindestens 0,08 Prozent des methoxylierten Flavonols Casticin enthalten. Mönchspfefferfrüchte werden nicht als Droge – beispielsweise zur Herstellung eines Tees – angewendet, sondern ausschließlich in Form von Extraktzubereitungen. Die HMPC-Monographie führt drei Trockenextrakte und eine Tinktur auf. Ein Trockenextrakt hat den Status well-established Use, während die Tinktur und die anderen beiden Trockenextrakte dem traditional Use zugeordnet werden.
Der als well-established Use bewertete Trockenextrakt ist charakterisiert durch ein Droge-Extrakt-Verhältnis (DEV) von 6 bis 12:1, wird mit 60-prozentigem (m/m) Ethanol als Auszugsmittel hergestellt und zu einer festen Arzneiform für die orale Anwendung verarbeitet. Zugelassene ist der Trockenextrakt zur Behandlung des prämenstruellen Syndroms in einer Dosierung von einmal täglich 20 mg.
Verschiedene Arbeitsgruppen zeigten in präklinischen Studien inhibitorische Effekte auf die Prolaktinausschüttung sowie dopaminerge Effekte. Am Menschen wurde die Reduzierung erhöhter Prolaktinspiegel durch Mönchspfefferfrüchte nicht abschließend bewiesen. Widersprüchliche Ergebnisse gibt es bezüglich einer Bindung am Estrogenrezeptor und zur Präferenz gegenüber dem β- oder α-Rezeptorsubtyp. Darüber hinaus gibt es einige Hinweise bezüglich einer β-Endorphin-ähnlichen Aktivität (möglicherweise durch µ-Opioid-Rezeptorbindung). In präklinischen Studien an Ratten zeigten sich Hinweise auf eine Lebertoxizität des Extrakts.
Unter die Bewertung als traditional Use fallen die pulverisierte Droge, eine Tinktur und zwei Trockenextrakte (siehe Tabelle 1). Sie sind zugelassen als traditionelle Arzneimittel auf Basis langjähriger Erfahrung zur Linderung von leichten Symptomen in den Tagen vor der Menstruation (prämenstruelles Syndrom).
Tabelle 1: Zugelassene Indikation als traditionelles Arzneimittel auf Basis langjähriger Erfahrung: Zur Linderung von leichten Symptomen in den Tagen vor der Menstruation (prämenstruelles Syndrom). / Foto: Avoxa
Für die Zubereitungen gemäß des well-established Use als auch des traditional Use gilt:
In Tabelle 2 findet sich eine Auswahl an Präparaten, die auf dem deutschen Markt verfügbar sind (gemäß ABDA-Artikelstamm). Sie sind oft unabhängig von der HMPC-Monographie beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zugelassen beziehungsweise nachzugelassen.
Tabelle 2: Beispiele für Fertigarzneimittel mit Mönchspfefferfrüchten (Monopräparate) / Foto: Avoxa
Für die Bewertung relevante Studien:
1. Schellenberg R. Treatment for the premenstrual syndrome with agnus castus fruit extract: prospective, randomised, placebo controlled study. BMJ 2001, 322:134-137
2. Schellenberg R, Zimmermann C, Drewe J, Hoexter G, Zahner C. Dose-dependent efficacy of the Vitex agnus-castus extract Ze 440 in patients suffering from premenstrual syndrome. Phytomedicine 2012, 19(14):1325-1331