Rechtzeitig auf Toleranz polen |
Bei leichteren Beschwerden, die das Kind im Alltag nur wenig beeinträchtigen, empfiehlt Allergologe Klimek, in der Offizin ein Antihistaminikum abzugeben. »Die Darreichungsform sollte sich an den vorherrschenden Symptomen orientieren, also eher lokal als oral.« Als weiteren Tipp gibt Klimek Nasenduschen mit definierten Salzlösungen (wie von Emser, Infectopharm/Pädia, Pari) oder isotonischer Kochsalzlösung mit auf den Weg. »Nasenspülungen empfehle ich generell. Durch ihren reinigenden und spülenden Effekt kann man es auch mal hinbekommen, beschwerdefrei zu sein. Ihre regelmäßige Nutzung kann den Gebrauch von Antiallergika senken und ist in jedem Fall eine gut verträgliche Therapieergänzung.«
Sind die Beschwerden stärker ausgeprägt, sodass sie den Tagesverlauf behindern und regelmäßig auftreten, sieht Klimek die nasalen Steroide vorne. Sie punkten vor allem deshalb, weil sie neben der symptomatischen Hilfe auch das entzündliche Geschehen eindämmen. »Da haben wir als Ärzte mehr Möglichkeiten. Einige Steroide wie Mometason sind für Kinder ab 3 Jahre zugelassen, sind dann aber verschreibungspflichtig. Genauso wie Budesonid, Flunisolid und solche mit einer fixen Azelastin/Fluticason-Kombination. Mometason, Fluticason und Beclometason sind in Tagesdosen von 200 µg beziehungsweise 400 µg ab 18 Jahren rezeptfrei erhältlich. Erfahrungen zeigen, dass Corticoid-Nasensprays im jugendlichen Alter die schonendsten Therapiemöglichkeiten darstellen.«
Die nasalen Glucocorticoide sollten zum Einsatz kommen, wenn die Nasensymptomatik im Vordergrund steht. »Das ist vor allem bei einer Hausstauballergie sehr typisch. Dabei ist die Nase extrem trocken, die Schleimhaut geschwollen, bildet aber extrem wenig Sekret. Eigentlich denkt man gar nicht an eine Allergie«, weiß Klimek zu berichten. Die Erfahrung zeige, dass durch eine adäquate Behandlung der Nase auch die Augensymptomatik zurückgehe. Werden Augentropfen dennoch nötig, rät Klimek zu solchen ohne Konservierungsstoffen, Substanzen wie Benzalkoniumchlorid haben selbst ein allergisches Potenzial.
Auch die vorbeugende Applikation der nasalen Steroide hält Klimek für angebracht. »Der Patient ist gut beraten, schon vor der Pollensaison mit den Nasensprays zu beginnen. Wenn man etwa genau weiß, dass man auf Birkenpollen allergisch reagiert, sollte man einige Wochen zuvor beginnen zu sprühen. Die Symptome fallen dann reduzierter aus. So gerät der Patient quasi gar nicht mehr in das Entzündungsstadium.«
Die Grafik veranschaulicht die häufigsten Varianten der spezifischen Immuntherapie bei saisonaler Allergie etwa durch Gräserpollen. Abkürzungen: SCIT: subkutane Immuntherapie (Einzelstriche: Injektionen); SLIT: sublinguale Immuntherapie (Balken: tägliche Anwendung unter der Zunge). Eine kombinierte prä-/kosaisonale Immuntherapie wird zum Beispiel vier Monate vor und während der Saison häufig als SLIT durchgeführt. Quelle: modifiziert nach Weißbuch Allergie in Deutschland, Klimek, L., Vogelberg, C., Werfel, T., 2018 / Foto: PZ/Stephan Spitzer