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Neue COPD-Leitlinie

Rauchstopp, Bewegung und Medikamente

Die Nationale Versorgungsleitlinie zur chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) ist überarbeitet worden. Für Apotheker besonders interessant ist das Kapitel zur medikamentösen Therapie.
Annette Rößler
18.08.2021  17:00 Uhr

COPD ist eine zumeist fortschreitende chronische Erkrankung, bei der die Atemwege verengt sind und sich auch durch Bronchodilatatoren nicht vollständig erweitern lassen. Sie geht einher mit einer obstruktiven Bronchitis und/oder einem Lungenemphysem. Hauptsymptome sind Husten, Atemnot und Auswurf. Der größte Risikofaktor für COPD ist das Rauchen: 80 bis 90 Prozent der Patienten sind aktive Raucher oder haben in der Vergangenheit geraucht.

Dementsprechend legt die Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) großen Wert auf die Tabakentwöhnung. »Eine relevante Verbesserung der COPD kann nur mit totaler Abstinenz erreicht werden. Deshalb soll rauchenden Patient*innen mit COPD dringend die vollständige und dauerhafte Abstinenz empfohlen werden«, heißt es in dem entsprechenden Kapitel. Das Angebot für die Tabakentwöhnung soll ausdrücklich sowohl verhaltenstherapeutische als auch medikamentöse Maßnahmen umfassen. Zur Auswahl eines geeigneten Medikaments verweist die NVL auf die S3-Leitlinie Rauchen und Tabakabhängigkeit, die in erster Linie Nikotinersatztherapie, Bupropion und Vareniclin nennt. E-Zigaretten als Entwöhnungshilfe sehen sowohl die Autoren der S3-Leitlinie als auch die der NVL sehr kritisch.

Wer nicht gut Luft bekommt, neigt dazu, körperlich inaktiv zu werden. Genau das ist aber bei COPD kontraproduktiv. Bewegung im Alltag und körperliches Training beeinflussen den Krankheitsverlauf positiv und helfen vor allem älteren Erkrankten, die Autonomie zu erhalten. Dies sollen Angehörige der Gesundheitsberufe COPD-Patienten vermitteln, sie dazu motivieren, sich zu bewegen, und ihnen ein angeleitetes körperliches Training empfehlen, das der jeweiligen Leistungsfähigkeit angepasst ist.

Zwei Behandlungspfade

Zur medikamentösen Therapie stehen kurz- und langwirksame Anticholinergika (SAMA und LAMA), kurz- und langwirksame β2-Sympathomimetika (SABA und LABA) sowie inhalative Corticosteroide (ICS) zur Verfügung. Welcher Patient sollte was bekommen? Hier unterscheidet die NVL zwei Behandlungspfade abhängig davon, ob die Schwere der Hauptsymptome oder das Erleben von Exazerbationen im Vordergrund steht.

Dominiert die Symptomatik, kann bei lediglich leicht bis mittelschwer ausgeprägten Beschwerden ein SAMA oder SABA bei Bedarf oder ein LAMA oder LABA als Basistherapie verordnet werden oder sogar ganz auf Medikamente verzichtet werden. Bei mittelschwerer bis schwerer Symptomatik lautet die Empfehlung LAMA oder LABA beziehungsweise bei Bedarf auch beides.

Stehen Exazerbationen im Vordergrund, soll ein LAMA entweder als Monotherapie oder in Kombination mit einem LABA gegeben werden. Bleibt der erwünschte Therapieerfolg trotz LAMA/LABA-Kombi aus, kann ein ICS hinzugenommen werden. In diesem Fall soll die Indikation regelmäßig überprüft werden und das Corticoid abgesetzt werden, wenn die Zahl der Eosinophilen unter 100 Zellen/µl liegt und keine klinischen asthmatischen Komponenten vorhanden sind oder wenn in der Vergangenheit unter ICS eine Pneumonie aufgetreten ist. Eine weitere Eskalation der Therapie bei unzureichend kontrollierten Exazerbationen ist mit Roflumilast möglich, wobei der PDE-4-Hemmer als vierter Arzneistoff zu einer LAMA/LABA/ICS-Therapie hinzugenommen werden oder das ICS bei bestehenden Kontraindikationen ersetzen kann.

Essenziell für eine erfolgreiche Pharmakotherapie ist in jedem Fall die richtige Inhalationstechnik. »Es soll sichergestellt werden, dass die Patientin oder der Patient die korrekte Handhabung demonstriert und eingeübt hat«, lautet die Empfehlung der NVL. Hier sind nicht nur die verordnenden Ärzte in der Pflicht, sondern auch das Apothekenpersonal. Konkret bedeutet das: Bei der Abgabe eines Inhalators lieber einmal mehr nachfragen, ob der Patient mit der Anwendung vertraut ist, und sich davon auch durch Vorführen überzeugen. Zur Unterstützung der Beratung stehen Informationsblätter für Patienten zur Verfügung, die kostenlos heruntergeladen werden können. Sie behandeln auch die richtige Inhalationstechnik.

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