Quälgeist im Ohr |
In den meisten Fällen geht einem Tinnitus eine akustische Einschränkung im Hörsystem voraus. Initiieren gesunde Probanden eine solche, indem sie Ohrstöpsel tragen, können sie vorübergehend Phantomtöne hören. Entfernen sie die Ohrstöpsel wieder, verschwindet auch wieder der künstlich erzeugte Tinnitus (4).
Bei älteren Menschen ist meistens eine Altersschwerhörigkeit der Grund dafür, dass ein Tinnitus entsteht. Weitere Tinnitusauslöser im Ohrbereich sind veränderte Druckverhältnisse im Ohr, zum Beispiel beim Fliegen oder Tauchen.
Morbus Menière ist eine Erkrankung des Innenohrs, die mit Schwindelattacken, Schwerhörigkeit, Ohrensausen und auch Ohrgeräuschen einhergeht (Kasten). Eine sehr seltene Ursache für einen Tinnitus ist das Akustikusneurinom, ein gutartiger Tumor am Hörnerv, der außer Phantomtönen am betroffenen Ohr auch einen wiederholten Hörverlust auslösen kann.
Morbus Menière ist eine Erkrankung des Gleichgewichts- und Hörorgans, die durch die Menière’sche Trias, das heißt einen meist fortschreitenden Hörverlust, Tinnitus und Schwindelanfälle, charakterisiert ist.
Die Schwindelattacken dauern mindestens 20 Minuten an, können sich aber auch als stundenlang anhaltender, schwerer Drehschwindel mit unstillbarem Erbrechen äußern. Die unheilbare Krankheit kann zu Schwerhörigkeit und einen durch die Schwindelanfälle beziehungsweise die Angst vor dem nächsten Schub stark eingeschränkten Alltag führen.
Ursächlich liegt eine Störung im Innenohr zugrunde. Bei den Patienten staut sich (Lymph-)Flüssigkeit in den Gehör- und Gleichgewichtsschläuchelchen und es entwickelt sich ein endolymphatischer Hydrops mit Überdruck. Das verursacht Störungen im Gleichgewichts- und Hörorgan. Einige Patienten bemerken ein Druck- und Völlegefühl im Ohr.
Um die Symptome eines akuten Menière-Anfalls zu lindern, kann gegen den Schwindel und das Erbrechen Dimenhydrinat genommen werden. Bettruhe ist empfehlenswert, um Stürze zu vermeiden. Diuretika sollen durch ihre entwässernde Wirkung erreichen, dass der Endolymphhydrops reduziert wird. Der Nutzen ist jedoch ebenso wenig wie der der Gabe des durchblutungsfördernd wirkenden Betahistins belegt.
Prophylaktisch kann auch eine wiederholte transtympanale Applikation von Glucocorticoiden oder des allerdings ototoxischen Gentamicins versucht werden. Letzteres reduziert irreversibel die Erregbarkeit der Gleichgewicht-Sinneszellen in den Bogengängen des Innenohrs. Als Nebenwirkung kann sich die Hörfähigkeit jedoch weiter verschlechtern.
Eine Hörminderung mit Tinnitus kann sich auch aus einem Lärmschaden entwickeln. Diesen riskieren häufig jüngere Menschen, die sich ständig schallender Musik über Kopfhörer aussetzen oder wiederholt Diskotheken oder laute Konzerte besuchen. In den Sinneszellen des Hörorgans führt die Lärmbelastung zu Stoffwechselstörungen, die deren Funktion beeinträchtigen. In der Folge lösen sie auch ohne Geräuschquelle Signale aus.
Mehr und mehr junge Menschen erleben Hörminderungen mit einem Tinnitus nach Besuchen lauter Konzerte oder Diskotheken. / Foto: Adobe Stock/Melinda Nagy
Nach der Beschallung nehmen einige Menschen noch ein Ohrenklingeln wahr. Innerhalb von 24 Stunden bildet sich das in der Regel zurück, bei ständiger Lärmbelastung können sich allerdings bleibende Schäden wie eine Hörminderung oder ein Tinnitus einstellen.
Auch Ohrenschmalzblockaden können nicht nur das Hörvermögen vermindern, sondern zudem von einem Tinnitus begleitet sein. Entfernt ein Arzt den Pfropf fachgerecht, verschwindet meist auch wieder das Pfeifen und Rauschen im Ohr. Weitere mögliche Auslöser für einen Tinnitus sind Schäden am Mittelohr sowie Funktionsstörungen der Halswirbelsäule oder des Kiefergelenks.
Nicht zuletzt kann ein Tinnitus auch infolge eines Hörsturzes auftreten, bei dem Betroffene schlagartig, meist einseitig nichts mehr hören. Als Ursache werden Durchblutungsstörungen vermutet. Oft gehen einem Hörsturz Vorboten wie Hörschwankungen und Halleffekte voraus. Schwindel, Ohrgeräusche sowie Druck- und Völlegefühl im betroffenen Ohr können begleitend auftreten.
Bei der idiopathischen Form ist die Ätiologie unklar. Der sekundäre Hörsturz lässt sich hingegen auf einen konkreten Auslöser wie ein Knalltrauma, Stoffwechselstörungen, psychogene Ursachen, Gefäßprozesse, Intoxikationen oder auch Autoimmunprozesse zurückführen. Bei den meisten Patienten bildet sich der akute Hörsturz von allein zurück (5, 6).