Quälgeist im Ohr |
In erster Linie setzen die Leitlinienautoren aber auf Information und Beratung. Durch das »Counselling« (engl.; dt. = Beratung) sollen Betroffene über Umgangsstrategien mit ihrem Tinnitus aufgeklärt werden und lernen, die Aufmerksamkeit von den Ohrgeräuschen wegzulenken. Ziel ist es, dass sie sich den Phantomtönen weniger ausgeliefert fühlen und deren Anwesenheit akzeptieren.
Mittel der Wahl dafür sei die kognitive Verhaltenstherapie. »Die Leitlinie hebt auch die Bedeutung von Selbsthilfegruppen noch einmal hervor und empfiehlt Patienten, sich einer anzuschließen«, sagt Rudolph. Wenn der subjektive chronische Tinnitus erhebliche Auswirkungen auf den Beruf hat, komme eine medizinische Reha in einer auf Tinnitus spezialisierten Klinik in Betracht. Rudolph: »Die Deutsche Tinnitus-Liga berät ihre Mitglieder hier sehr umfangreich, hält viele Broschüren zu unterschiedlichen Themengebieten und einen Klinikwegweiser sowie eine Liste von Selbsthilfegruppen vor.«
Für andere Therapien wie die Tinnitus-Retraining-Therapie, musiktherapeutische Ansätze oder Sound-Therapien ist laut Leitlinie kaum beziehungsweise kein Nutzen belegt. Die Wirksamkeit von diverese Hirnregionen anregenden Verfahren wie die der transkraniellen Magnetstimulation des auditorischen Kortex sei fraglich (3), auch für Akupunktur fehle eine Evidenz.
Bei der Hyperbaren Sauerstofftherapie (HBO) atmen Patienten reinen Sauerstoff in einer speziellen Therapie-Kammer ein, in der sie einem relativen Überdruck ausgesetzt sind. Das soll den Sauerstoffgehalt des Blutes verbessern und so einen vermeintlichen Sauerstoffmangel im Innenohr ausgleichen. Der Experte sagt dazu: »Es finden sich Einzelfälle, in denen die HBO geholfen hat, aber es finden sich auch Berichte, in denen die HBO einen Tinnitus ausgelöst hat, wenn Patienten aus anderen Gründen in die Überdruckkammer gegangen sind.«
Die DTL setzt sich als gemeinnützige Selbsthilfeorganisation für Patienten mit Tinnitus, Hörsturz, Hyperakusis und Morbus Menière und deren Angehörige ein. Auf der Internetseite finden sich sowohl Informationen für Betroffenen als auch für Fachleute. Zu erreichen ist die DTL unter:
Postfach 210351, 42353 Wuppertal
Telefon: 0202 24652-0 (Zentrale)
Telefax: 0202 24652-20
E-Mail: dtl@tinnitus-liga.de
Internet: www.tinnitus-liga.de