Prophylaxe mit Antibiotika? |
Doxycyclin wird in ersten klinischen Studien zur Präexpositionsprophylaxe von einer Chlamydien-Infektion und Syphilis erprobt. / Foto: Adobe Stock/Tobias Arhelger
Weltweit wurde in den vergangenen Jahren eine Zunahme bakterieller, sexuell übertragbarer Krankheiten beobachtet, insbesondere bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM). Belegt ist ein Zusammenhang mit einer verbesserten Kontrolle der HIV-Infektion durch medikamentöse Vorbeugemaßnahmen nach dem Prinzip des Schutzes durch Therapie (Treatment as Prevention) und der Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Mit Letzterer soll eine Neuinfektion HIV-negativer Menschen verhindert werden, indem diese regelmäßig ein Kombipräparat aus Tenofovir und Emtricitabin einnehmen. Studien zeigen, dass HIV-PrEP-Nutzer seltener Kondome verwenden und bei ihnen die Gefahr der Infektion mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten steigt.
Zu den häufigsten STD zählen die Chlamydien-Infektion, die Gonorrhö und die Syphilis. Während Gonokokken bereits weitestgehend resistent gegen Doxycyclin sind, ist das Tetracyclin der zweiten Generation Mittel der Wahl zur Behandlung von Chlamydien und in der Behandlung der Syphilis eine bevorzugte Alternative bei Penicillin-Allergien. Darüber hinaus kann es auch zur Behandlung anderer bakterieller STD eingesetzt werden.
Eignet sich Doxycyclin auch zur Prophylaxe dieser Erkrankungen? Dafür spricht, dass der Arzneistoff ein breites Wirkspektrum mit Abdeckung intrazellulärer und atypischer Erreger und eine hohe orale Bioverfügbarkeit hat. Die typischen unerwünschten Arzneimittelwirkungen wie gastrointestinale Störungen und Phototoxizität sind in der Praxis nur selten der Grund für mangelnde Adhärenz und vor allem bei einer einmaligen Gabe nicht von großer klinischer Bedeutung. Die tägliche Einnahme von Doxycyclin über mehrere Wochen wird in der Malaria-Prophylaxe (in Deutschland off Label) mit gutem Erfolg eingesetzt und von Leitlinien empfohlen. Auch in anderen Indikationen wie Akne und Rosacea wird Doxycyclin erfolgreich über lange Zeiträume zur täglichen Anwendung verschrieben. Dem Nutzen einer Prophylaxe steht neben den potenziellen Nebenwirkungen die Gefahr einer Resistenzentwicklung gegenüber, vor allem bei längerfristigem Einsatz. Hier sind viele Fragen noch offen.
In zwei randomisierten Studien wurden im Wesentlichen zwei Dosierungsschemata untersucht: die kontinuierliche Einnahme von 100 mg pro Tag (PrEP analog zur Malaria-Prophylaxe) versus einer Einnahme bei Bedarf mit einmalig 200 mg innerhalb von 24 bis maximal 72 Stunden nach kondomlosem beziehungsweise risikoreichem Sex maximal dreimal pro Woche (Postexpositionsprophylaxe, PEP). Ob es sich hierbei um die effektivsten Einnahmeschemata handelt, kann noch nicht beantwortet werden. Die Therapieregime wurden in den bisherigen Studien aufgrund von Erfahrungswerten und den aktuellen Leitlinien zur Therapie der entsprechenden STD festgelegt.