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Herzenssache

Prävention schenkt Lebensjahre

Die aktualisierte europäische Leitlinie zur kardiovaskulären Prävention empfiehlt einen individualisierten und praxisnahen Ansatz. Die gesteckten Ziele sollen die Patienten nicht überfordern und die Adhärenz verbessern.
Nicole Schuster
27.03.2022  08:00 Uhr

Blutdruck senken

Ein hoher Blutdruck ist nachweislich eine Hauptursache sowohl für atherosklerotisch bedingte als auch für nicht atherosklerotische Erkrankungen wie die Herzinsuffizienz. Für alle Patienten sollte der systolische Blutdruck (SBP) in einem ersten Schritt auf einen Wert unter 140 mmHg gesenkt werden. Der optimale SBP liegt dann für jüngere Patienten im Bereich von 120 bis 130 mmHg. Bei Über-70-Jährigen hängen die schlussendlichen Zielwerte von den individuellen Risikofaktoren ab und welche Werte Patienten tolerieren (Tabelle 2). Bei sehr alten (über 80 Jahre) oder gebrechlichen Patienten kann eine sanftere Senkung des Blutdrucks besser verträglich sein. Für den diastolischen Druck (DBP) ist ein Wert unter 80 mmHg erstrebenswert (1).

Personengruppen Präventionsziele Intensivierte/zusätzliche Präventionsziele
»gesunde« Menschen, je nach Alter
< 50 bis 69 Jahre SBP < 140 bis 130 mmHg, wenn toleriert
LDL-C < 2,6 mmol/l (100 mg/dl)
SBP < 130 mmHg, wenn toleriert
LDL-C < 1,8 mmol/l (70 mg/dl) und ≥ 50 Prozent Reduktion bei Patienten mit hohem Risiko
LDL-C < 1,4 mmol/l (55 mg/dl) und ≥ 50 Prozent Reduktion bei Patienten mit sehr hohem Risiko
≥ 70 Jahre SBP < 140 mmHg, wenn toleriert
LDL-C < 2,6 mmol/l (100 mg/dl)
spezifischer Umgang mit Risikofaktoren
Patienten mit chronischer Nierenkrankheit (CKD)
SBP < 140 bis 130 mmHg, wenn toleriert
LDL-C < 2,6 mmol/l (100 mg/dl) und ≥ 50 Prozent Reduktion
LDL-C < 1,8 mmol/l (70 mg/dl) bei Patienten mit hohem Risiko und
LDL-C < 1,4 mmol/l (55 mg/dl) bei Patienten mit sehr hohem Risiko
Patienten mit familiärer Hypercholesterolämie
SBP < 140 bis 130 mmHg, wenn toleriert
LDL-C < 2,6 mmol/l (100 mg/dl) und ≥ 50 Prozent Reduktion
LDL-C < 1,8 mmol/l (70 mg/dl) bei Patienten mit hohem Risiko und
LDL-C < 1,4 mmol/l (55 mg/dl) bei Patienten mit sehr hohem Risiko
Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus
gut kontrollierter kurzzeitiger DM (weniger als 10 Jahre), kein Hinweis auf Endorganschäden und keine zusätzlichen ASCVD-Risikofaktoren
ohne manifeste ASCVD oder schwere Endorganschäden SBP < 140 bis 130 mmHg, wenn toleriert
LDL-C < 2,6 mmol/l (100 mg/dl)
HbA1c < 53 mmol/mol (7,0 Prozent)
SBP < 130 mmHg, wenn toleriert
LDL-C < 1,8 mmol/l (70 mg/dl) und ≥ 50 Prozent Reduktion SGLT2-Inhibitor oder GLP1-Rezeptoragonist
neue Behandlungen wie duale antithrombozytäre Therapie (DAPT) erwägen
mit manifester ASCVD und/oder schweren Endorganschäden SBP < 140 bis 130 mmHg, wenn toleriert
LDL-C < 1,8 mmol/l (70 mg/dl)
HbA1c < 64 mmol/mol (8,0 Prozent)
SGLT2-Inhibitor oder GLP1-Rezeptoragonist
CVD: Thrombozytenaggregationshemmung
SBP < 130 mmHg, wenn toleriert
LDL-C < 1,4 mmol/l (55 mg/dl) und ≥ 50 Prozent Reduktion
SGLT2-Inhibitor oder GLP1-Rezeptoragonist
neue Behandlungen wie duale antithrombozytäre Therapie (DAPT) erwägen
Patienten mit manifester atherosklerotisch bedingter kardiovaskulärer Erkrankung (ASCVD)
SBP < 140 bis 130 mmHg, wenn toleriert
intensivierte orale Lipidtherapie mit dem Ziel einer LDL-C-Reduktion um ≥ 50 Prozent und LDL-C < 1,8 mmol/l (70 mg/dl)
Thrombozytenaggregationshemmung
SBP < 130 mmHg, wenn toleriert
LDL-C < 1,4 mmol/l (55 mg/dl)
Tabelle 2: Die wichtigsten Präventionsziele im Überblick gemäß der ESC-Leitlinie (1); für alle zu empfehlen sind Rauchstopp und Lebensstiloptimierung. CVD: kardiovaskuläre Erkrankung; LDL-C: LDL-Cholesterol; SBP: systolische

In der ESC-Präventionsleitlinie scheint dem SBP mehr Bedeutung zuzukommen. Der diastolische Blutdruck (DBP) ist aber nicht »egal«, wie Laufs, der auch Vorstandsvorsitzender der D-A-CH-Gesellschaft Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist, erklärt: »In den meisten Fällen geht eine Erhöhung des diastolischen Blutdrucks mit einer Erhöhung des systolischen einher. Für den klinischen Alltag und vor allem für die Kommunikation mit dem Patienten kann es einfacher sein, sich nur auf den systolischen zu konzentrieren.« Dies reiche vor allem bei älteren Patienten in den meisten Fällen auch für die Risikostratifizierung aus. Der DBP steigt in der Regel bis zum Alter von 50 Jahren an und fällt danach wieder (21).

Lebensstilinterventionen sind bei allen Patienten mit hochnormalem Blutdruck (130 bis 139/85 bis 89 mmHg) oder Bluthochdruck (ab 140/90 mmHg) indiziert, da sie eine medikamentöse Behandlung hinauszögern oder ergänzen können. Fünf Hauptklassen von Antihypertensiva senken darüber hinaus nachweislich das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse:

  • Angiotensin-Converting-Enzyme-(ACE-)Hemmer,
  • Angiotensin-Rezeptorblocker (ARB, Sartan),
  • Betablocker,
  • Calciumkanalblocker (CCB) und
  • Thiazide oder Thiazid-ähnliche Diuretika.

Die Kombination aus einem ACE-Hemmer oder Sartan mit einem Calciumkanalblocker oder Thiazid/Thiazid-ähnlichem Diuretikum ist die bevorzugte Anfangstherapie für die meisten Patienten mit Bluthochdruck. Das Apothekenteam kann auf Kombinationspräparate hinweisen. Je weniger Tabletten zu schlucken sind, desto besser ist meist die Adhärenz. Das gilt besonders, wenn eine Eskalation auf drei Arzneistoffe erforderlich ist, meist eine Kombination aus einem ACE-Hemmer oder Sartan mit einem Calciumkanalblocker und einem Thiazid/Thiazid-ähnlichen Diuretikum.

Betablocker sind Mittel der Wahl, wenn eine spezifische Indikation wie Herzrhythmusstörungen oder Herzinsuffizienz mit reduzierter linksventrikulärer Ejektionsfraktion (HFrEF) vorliegt oder als Alternative zu einem ACE-Hemmer oder Sartan bei Frauen im gebärfähigen Alter (1).

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