»Plattformen müssen Apotheken-beherrscht bleiben« |
Benjamin Rohrer |
11.09.2021 15:15 Uhr |
Beim diesjährigen WLAT diskutierten BAK-Präsident Thomas Benkert (Leinwand), Noweda-Chef Michael P. Kuck und AKWL-Vize Frank Dieckerhoff über die Leistungen der Apotheker in der Pandemie. / Foto: AKWL/Peter Leßmann
Bei einer Podiumsdiskussion auf dem diesjährigen westfälisch-lippischen Apothekertag (WLAT) ließen Noweda-Chef Michael P. Kuck, Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer sowie Frank Dieckerhoff, Vize-Präsident der Apothekerkammer Westfalen-Lippe den bisherigen Verlauf der Coronavirus-Pandemie Revue passieren. Dieckerhoff ging auf die Aktivitäten der Apothekerinnen, Apotheker und PTA in den nordrhein-westfälischen Impfzentren ein. Die Kammer habe kurzerhand ein digitales Notdienst-Tool in ein Portal umgewandelt, bei dem sich freiwillige Helfer registrieren konnten.
Noweda-Chef Kuck erklärte, welchen Anteil der pharmazeutische Großhandel an der Impfstoff-Verteilung hat. Viele Prozesse bei der Auslieferung seien gänzlich neu erfunden worden – innerhalb kürzester Zeit. Kritik übte der Noweda-Chef am Bundesgesundheitsministerium (BMG), weil dieses die Großhändler recht kurzfristig über die Impfstoff-Auslieferung informiert habe.
Verärgert zeigte sich Kuck hinsichtlich der Vorwürfe gegen Apotheken und Großhändler was die Masken-Abgabepreise betrifft. »Diejenigen, die behaupten, dass Apotheken zu hohe Maskenpreise gefordert haben, haben überhaupt keine Ahnung, was am Markt los war oder sie wollen es instrumentalisieren.« Kuck beschrieb, wie komplex die Maskenbeschaffung war und dass teilweise Einkaufspreise über 13 Euro im Weltmarkt gefordert wurden. Großhändler und Apotheken hätten »ein paar Cent« aufgeschlagen.
BAK-Präsident Benkert lobte explizit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ABDA-Geschäftsstelle in Berlin. Insbesondere der Pharmazie-Bereich von Christiane Eckert-Lill habe teilweise fast täglich neue Vorgaben aus dem BMG erhalten, unter anderem zur Impfstoff-Verteilung, und diese in Handlungshinweisen an Apotheken – teilweise in Nachtschichten – weitergegeben.
Schließlich ging es in der Diskussion auch um die anstehenden Aufgaben und Umstellungen, die mit der Digitalisierung verbunden sind. Dieckerhoff forderte die Politik auf, dass die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen bei der E-Rezept-Einführung so ausgestaltet sind, dass die freie Apothekenwahl erhalten bleibt.
Noweda-Chef Kuck warnte die Apotheken davor, sich Apotheken-Plattformen anzuschließen, die von Fremdkonzernen gesteuert werden. »Der Kanal der Plattformen muss Apotheker-beherrscht bleiben. Schauen Sie sich genau an, wer hinter welcher Plattform steckt, bevor Sie sich anschließen. Denn irgendwann könnten große Konzerne wie Amazon diese Plattformen einfach aufkaufen.«
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