Phoenix und Noventi kündigen eigene Plattform an |
Benjamin Rohrer |
25.01.2021 10:20 Uhr |
Das Portal »gesund.de« von Noventi/Phoenix soll noch im zweiten Quartal an den Start gehen. / Foto: privat
Zu der Apotheken-Initiative »Pro AvO« gehörten ursprünglich fünf große Unternehmen aus dem Apothekenmarkt: der Dienstleistungskonzern Noventi, die beiden Großhändler Gehe und Sanacorp, der Automatenhersteller Rowa sowie der Wort&Bild-Verlag. Die Kooperationspartner hatten große Pläne und wollten eine gemeinsame E-Rezept-Plattform mit dazugehöriger Handy-App ins Leben rufen. Mit »Apora« gab es sogar schon einen Namen. Doch als im vergangenen Jahr der Großhandelskonzern Phoenix hinzukam, war dann erst einmal nichts mehr zu hören von den gemeinsamen Plänen.
Nun ist klar: Noventi und Phoenix haben in den vergangenen Monaten an eigenen Plänen geschmiedet. Zuletzt hatten beide bekanntgegeben, dass sie ein gemeinsames Joint Venture gegründet haben. Am heutigen Montag kündigen die neuen Partner nun an, dass die gemeinsame Plattform im zweiten Quartal 2021 starten soll. Konkret soll die »Gesundheitsplattform« den Namen »gesund.de« tragen und sowohl als Handy-App als auch über den Browser erreichbar sein. Ziel der Plattform sei es, die Patienten mit den Leistungserbringern zu verknüpfen. Denn laut Mitteilung sollen nicht nur Apothekern, sondern auch Ärzte, Pflegedienste, Sanitätshäuser und sogar Krankenkassen an die Plattform angeschlossen werden.
Das neue Joint Venture von Phoenix/Noventi trägt den Namen »Gesundheit für Deutschland GmbH & Co KG« und sitzt in München. Der Noventi-Konzern hatte sich für seine Digital-Aktivitäten zuletzt auch personell prominent verstärkt: Der ehemalige Gehe-Chef Peter Schreiner ist nun für alle Digital-Aktivitäten bei Noventi verantwortlich. Im neuen Joint Venture entsenden Phoenix und Noventi jeweils einen Top-Manager, die zusammen gleichberechtigte Geschäftsführer der Kooperation sind: Der Apotheker Sven Simons vertritt Noventi, Maximilian Achenbach den Großhändler Phoenix.
Zum 1. Juli dieses Jahres soll es in Deutschland möglich sein, E-Rezepte über die von der Gematik entwickelte Infrastruktur abzuwickeln. Noventi/Phoenix wollen bis dahin ihre Plattform den Nutzern anbieten. Welche Funktionen die erste Version der Plattform haben soll, ist unklar. In ihrer heutigen Mitteilung erklären die beiden Konzerne, dass die Patienten über das Portal Arzttermine organisieren, E-Rezepte, Befunde oder Rechnungen speichern und bei Bedarf direkt mit Leistungserbringern teilen können. In weiteren Ausbaustufen soll es auch möglich sein, Symptome mit einem Schmerztagebuch zu dokumentieren, einen Medikationsplan zu erstellen und Erinnerungen an die Medikamenten-Einnahme zu aktivieren.
Die beiden Kooperationspartner rufen die Leistungserbringer dazu auf, sich auf »gesund.de« für die Teilnahme an dem Portal zu registrieren. Interessant ist auch, dass beide Konzerne ihre eigenen App-Angebote »deine Apotheke« (Phoenix) und »callmyApo« (Noventi) in das neue Angebot einbringen – ob und wann die beiden Apps komplett eingestellt werden, wird aber nicht mitgeteilt. Auch wie es mit der Beteiligung von Noventi und Phoenix in »Pro AvO« weitergehen soll, ist unklar. In der Mitteilung heißt es dazu lediglich, dass »Pro AvO« das neue Joint Venture »unterstützt«. Peter Menk, Geschäftsführer bei »Pro AvO«, bestätigte in einer Mitteilung am heutigen Montag, dass«Pro AvO« den Start von »gesund.de« begrüße. »Mit dem Start von gesund.de können die Apotheken sicher sein, dass die Gesundheitsplattform rechtzeitig zur Einführung des E-Rezeptes fertig sein und in den Markt gehen wird«, zeigt sich Menk sicher. Noch wichtiger ist jedoch, dass diese Plattform auch von den Patienten und Kunden der Apotheken vor Ort tatsächlich im Alltag genutzt werden wird – weil sie Mehrwerte bietet«, so Menk.
Auf Nachfrage der PZ kündigte ein Noventi-Sprecher an, dass weitere »Pro AvO«-Mitglieder der neuen GmbH beitreten würden. Welche Firmen aus »Pro AvO« hinüber wechseln werden, ist aber nicht klar. »Weitere Gesellschafter von ›pro AvO‹ werden der ›Gesundheit für Deutschland‹ zeitnah beitreten. Die bisherigen Leistungen von ›pro AvO‹ werden natürlich nutzbar gemacht. Genauer können wir das momentan nicht sagen, da dort Kartellthemen berücksichtigt werden müssen.«
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.