Phase-III-Studien mit Tolebrutinib |
Sven Siebenand |
26.04.2021 15:54 Uhr |
Forschende bei Sanofi erhoffen sich, dass der Brutonkinase-Hemmer Tolebrutinib sowohl die Neuroinflammation als auch die Neurodegeneration, die Marker für eine zunehmende Behinderung bei Menschen mit Multipler Sklerose sind, reduzieren könnte. / Foto: Adobe Stock/ Minerva Studio
B-Zellen spielen in der Pathogenese der Multiplen Sklerose (MS) eine wichtige Rolle und das Enzym Bruton-Tyrosinkinase wird insbesondere von B-Zellen exprimiert. Nachdem es Brutonkinase-Hemmer wie Ibrutinib und Acalabrutinib bereits im onkologischen Bereich auf dem Markt gibt, könnten Vertreter dieser Klasse eines Tages auch bei MS zum Einsatz kommen, etwa Fenebrutinib, Evobrutinib oder Tolebrutinib.
Letztgenannter Wirkstoff soll in einem breit angelegten Studienprogramm bei Patienten mit schubförmiger oder progredienter Form der MS getestet werden, wie Sanofi meldet. Dabei wird der Kinasehemer in einer Dosierung von 60 mg einmal täglich in zwei Phase-III-Studien bei Patienten mit schubförmiger MS (RRMS) erprobt. Primärer Endpunkt ist in diesen Studien die annualisierte Schubrate. Die Vergleichssubstanz ist Teriflunomid in einer Dosierung von 14 mg einmal täglich.
In einer weiteren Phase III-Studie wird Tolebrutinib bei der sekundär progredienten MS ohne aufgesetzte Schübe (SPMS) geprüft und eine vierte Phase-III-Studie untersucht die Substanz bei der primär progredienten MS (PPMS). In beiden Studien wird Tolebrutinib gegen Placebo getestet.
Tolebrutinib ist ZNS-gängig und kann oral eingenommen werden. Der Wirkstoff moduliert laut Sanofi sowohl Zellen des adaptiven Immunsystems (aktivierte B-Zellen) als auch solche des angeborenen Immunsystems (aktivierte Makrophagen und Mikrogliazellen des ZNS), von denen angenommen wird, dass sie unter anderem an der Neuroinflammation und Neurodegeneration im Gehirn und im Rückenmark beteiligt sind.