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AV Mecklenburg-Vorpommern

Pharmazeutische Dienstleistungen: die Chancen nutzen

Auf der gestrigen Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern in Rostock zeigte sich der Vorsitzende, Axel Pudimat, grundsätzlich zufrieden mit dem von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vorgelegten Referentenentwurf zum Apotheken-Stärkungsgesetz.
Christiane Berg
11.04.2019  13:02 Uhr

Es sei kontraproduktiv, alles schlecht zur reden. Im Gegenteil: »Wir sollten deutlich sehen, dass Teile der Vorschläge sich so lesen, als seien sie von der ABDA selbst geschrieben«, so der Verbandsvorsitzende mit Blick auf »viele seltsame Kommentare« im Netz.  Dort werde derzeit nur zu häufig die Meinung vertreten, »wir hätten intensiver auftreten und mehr Forderungen stellen müssen, dann wären die Wünsche der Apothekerschaft wahr geworden«, so könne er hier nur von »Realitätsverlust« sprechen. »Gesetze werden von der Politik und nicht von der ABDA gemacht«. Das bedeute, dass nicht alles, was vernünftig und richtig ist, politisch auch umgesetzt wird.

»Seit zweieinhalb Jahren ist Holland offen und wir versuchen die Arzneimittelpreise gegen die Grenzüberschreiter zu verteidigen«. Die berufspolitischen Gremien der Apothekerschaft hätten in dieser Zeit viel und umfassend diskutiert und dabei auch unter Einschätzung der gesellschaftlichen und politischen Bereitschaft zur Implementierung des Rx-Versandverbots praktisch alle denkbaren Meinungen und Argumente berücksichtigt. »Ich persönlich halte den eingeschlagenen Kurs der ABDA für vernünftig und unterstützenswert und wir sollten jetzt unsere Chancen nutzen, etwas zu erreichen«, konstatierte er.

Für Pudimat bemerkenswert war, dass der Minister sich in München auf dem Apothekertag der Diskussion mit den Apothekern gestellt hat und auch, dass er mit seinen Vorschlägen in die Mitgliederversammlung der ABDA gekommen ist. »Das kann nur jemand, der voll im Stoff steht, die Gesundheitsbranche perfekt kennt und politisch taktisch Erfahrung hat«. Spahn suche angesichts harter Interessenspolitik im Gesundheitswesen nach politisch möglichen Kompromissen. Das sei für uns kein bequemer Politikstil, aber Spahn wolle ja die Apotheke vor Ort nicht abschaffen. Jetzt gelte es zu sehen, was politisch mehrheitsfähig ist, so Pudimat.

»Spahn lässt es an Tempo nicht missen. Im Gegenteil: Es wird noch viele weitere Gesetzesvorhaben geben und dabei Schlag auf Schlag gehen. An uns liegt es, dran zu bleiben«, unterstrich Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie der ABDA, in einem Gast-Referat. »Seit zweieinhalb Jahren diskutieren wir nun intensiv alle Modalitäten einer möglichen Reform des Apotheken- und Arzneimittelwesens wohl wissend, dass es um die Weichenstellungen für die Zukunft geht«. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, dass auch die Apotheker selbst an Ihre Zukunft glauben und nicht ständig den »Untergang des Abendlandes beschwören«, betonte Korf. »Das ist tödlich, denn sonst glauben auch Ärzte und Patienten irgendwann nicht mehr an Sie«.

Korf empfahl einen »Perspektivenwechsel als Lockerungsübung«. 

Machbarkeit und Potenzial überprüfen

Ob Versorgung pflegebedürftiger Menschen und AMTS oder Medikationsanalyse und Prävention: Der Vorschlag von Spahn, zusätzliche Dienstleistungen einzuführen und zu honorieren, sei daher besonders zu begrüßen, argumentierte Korf. Jetzt müsse es darum gehen, diese Dienstleistungen hinsichtlich ihrer Machbarkeit wie nötiges Finanzvolumen, neue Kosten, zeitnahe flächendeckende Implementierung und ihrer Potenzials wie der Patientenorientierung, des gesellschaftlicher Mehrwert, sowie der Sichtbarkeit zu überprüfen.

»Die bevorstehende Reform ist auf absehbare Zeit die einzige realistische Möglichkeit zur Umsetzung der eigenständigen Vergütung pharmazeutischer Dienstleistungen. Dem sollten wir uns alle bewusst sein«, so Korf. »Auch wenn der Referentenentwurf noch optimierungsbedürftig und wenig präzise ist, so ist es unser Job ihn auszufüllen, sprich: entsprechende Angebote und Verbesserungsvorschläge zu machen. Wenn wir den zukunftsweisenden Weg beschreiten wollen, dann haben wir jetzt Gelegenheit dazu«.

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