Pharmaunternehmen ziehen positive Bilanz |
Daniela Hüttemann |
18.12.2018 13:46 Uhr |
Neue Arzneistoffe: Auch in diesem Jahr sind neben den klassischen Small Molecules wieder zahlreiche Biologika dabei. Foto: Fotolia/Matej Kastelic
Die Neueinführung von 36 Medikamenten mit neuem Wirkstoff in einem Jahr bewertet der vfa als überdurchschnittlich hoch. Im Schnitt seien es in den vergangenen Jahren 32 Neuheiten gewesen. Insgesamt sind die neuen Präparate bei mehr als 45 Krankheiten einsetzbar, davon auch einige seltene Erkrankungen. »Für viele Patienten bedeuten die neuen Medikamente bessere Behandlungsmöglichkeiten; für einige sogar die erste gezielte Therapie überhaupt«, sagt vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer.
Ein Drittel der Neulinge ist für Krebserkrankungen entwickelt worden. »Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland erkrankt im Laufe ihres Lebens an der einen oder anderen Form von Krebs«, erklärt dazu Fischer. »Für die Chancen der Betroffenen es wichtig, dass gegen jede Krebsart mehrere unterschiedliche Mittel zur Verfügung stehen. Damit können auch resistent gewordene Krebszellen erreicht werden.«
Völlig neu ist zum Beispiel die sogenannte CAR-T-Zelltherapie. Dabei werden dem Patienten die eigenen T-Zellen entnommen und im Labor gezielt verändert, um die Krebszellen besser anzugreifen zu können. Bislang komme diese Behandlung nur für wenige Patienten mit bestimmten Leukämien oder Lymphomen in Betracht und sie hat schwere Nebenwirkungen, schränkt der vfa ein. Diese könnten aber von Spezialisten beherrscht werden. Dafür besteht die Chance einer monate- oder sogar jahrelangen Tumorkontrolle.
Als außergewöhnlich bewertet der Branchenverband, dass in einem Jahr gleich zehn Medikamente für Patienten mit Stoffwechselerkrankungen herauskommen sind. Neben zwei weiteren Vertretern bereits bekannter Antidiabetikaklassen, Semaglutid (Ozempic®) und Ertugliflozin (Steglujan®), sind darunter auch Mittel gegen einige seltene angeborene Stoffwechselstörungen wie Mukoviszidose, Transthyretin-Amyloidose, bestimmte Lipodystrophien, verschiedene Störungen der Harnstoff-Bildung sowie Krankheiten Alpha-Mannosidose und das Sly-Syndrom. Insgesamt zählt der vfa 16 neue Orphan Drugs. Am Sly-Syndrom, das mit Knochendeformationen und Sehstörungen einhergeht, leiden weltweit weniger als 100 Menschen; es ist laut vfa damit eine der seltensten bekannten Krankheiten überhaupt. Mit Vestronidase alfa (Mepsevii®) steht nun erstmals ein dafür zugelassenes Medikament zur Verfügung. Auf Orphan Drugs entfallen nach Verbandsangaben pro Jahr nicht mehr als 3,7 Prozent der Arzneimittelausgaben der Krankenkassen.
Bemerkenswert ist auch die Einführung des von Erenumab (Aimovig®) als erster monoklonaler Antikörpers zur Vorbeugung von Migräne-Attacken sowie Ocrelizumab (Ocrevus®) als erstes Medikaments zur Therapie der primär progredienten Verlaufsform der Multiplen Sklerose. Erstmals kam zudem mit Letermovir (Prevymis®) ein spezifisches Medikament zur Prophylaxe einer Zytomegalievirus-Reaktivierung und -Erkrankung auf den Markt, allerdings nur für Empfänger einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation.
Die Profile der einzelnen Wirkstoffe können Sie in unserer Datenbank Neue Arzneistoffe detailliert nachlesen.