Pfundner: »Wir müssen uns zusammentun« |
Jennifer Evans |
14.08.2020 15:30 Uhr |
Nicht überraschend ist, dass er in seinem Vortrag eine Lanze für die forschenden Pharmaunternehmen brach. Von 2011 bis 2017 bekleidete er das Amt des Vorstandsvorsitzenden des Verbands forschender Pharmaunternehmen (vfa), heute ist Pfundner im vfa-Präsidium vertreten. Die Pharmaindustrie benötigt seiner Auffassung nach »innovationsfreundliche Rahmenbedingungen« für das derzeitige hochriskante Geschäft. Von 100 Unternehmen, die versuchten, ein neues Produkt zu entwickeln, würde es in der Regel nur eines bis zum Markt schaffen. Den Grund dafür sieht Pfundner im zunehmenden Wettbewerbsdruck. Dieser verkürze zudem den Zeitraum, in dem eine patentierte Innovation hochprofitabel sei. Der nachhaltige Nutzen eines neuen Medikaments zeige sich allerdings erst nach Ablauf der Exklusivitätsperiode. Vor diesem Hintergrund hält er den Einsatz von Steuergeldern während der Krise für gerechtfertigt, um die Produktion und die Belieferung ausreichender Mengen von Tests, Impfstoffen und Medikamenten schnell sicherzustellen.
Außerdem hebt er den Wert von Gesundheitsdaten für die Industrie hervor. Aus ihnen entstünde das Wissen, das den »eigentlichen Wert eines Medikaments« ausmache. In diesem Zusammenhang wirbt der Roche-Vorstand für die Bedeutung digitaler Vernetzung. »Wir brauchen einen klaren, unverpixelten Blick auf die Patienten, einen Blick durch eine Linse für alle, die mit den Patienten in Berührung kommen.«
Für das Krisenmanagement der Politik findet Pfundner nur lobende Worte. Sie habe ihre Macht nicht ausgenutzt sowie insgesamt viel Flexibilität gezeigt. Als Beispiel nennt er: »Innerhalb von nur zwei Monaten hat sie die Agenda für ihre gerade begonnene EU-Ratspräsidentschaft völlig neu arrangiert.«
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.