Online-Hilfe bei Vaginismus und Endometriose |
Christina Hohmann-Jeddi |
01.02.2023 09:00 Uhr |
Unterleibsschmerzen, die auch im Zusammenhang mit der Regelblutung auftreten, sind das Hauptsymptom bei Endometriose. / Foto: Adobe Stock/New Africa
Vaginismus ist ein Verkrampfen der Scheiden- und Beckenbodenmuskulatur, das den Geschlechtsverkehr erschwert, wenn nicht sogar unmöglich macht. Die Beschwerden sind psychisch bedingt etwa durch Angst vor Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder einer Schwangerschaft, traumatische Erlebnisse oder anderen emotionalen Stress. Entsprechend wird mit Psycho- und Sexualtherapie behandelt und es werden Entspannungstechniken geübt. Zudem kann die Penetration mit sogenannten Vaginaldilatoren geübt werden, um die Angst zu vermindern.
Unterstützend können betroffene Frauen das Online-Programm »HelloBetter Vaginismus Plus« nutzen. Der zwölfwöchige Kurs ist verordnungs- und erstattungsfähig und soll helfen, das vaginale Einführen beim Sex und in anderen Situationen, etwa zur Tampon-Applikation, zu erleichtern. Der Kurs besteht aus acht verhaltenstherapeutischen Einheiten von jeweils einer Stunde Dauer, zusätzlich steht noch eine Auffrischungseinheit für vier Wochen nach Kursende zur Verfügung. In den Einheiten werden Entspannungstechniken vermittelt, das vaginale Einführen und die Selbstentdeckung des eigenen Körpers geübt.
Das Online-Programm »HelloBetter Vaginismus Plus« verbindet Verhaltenstherapie-Ansätze mit Information und Entspannungstechniken. / Foto: HelloBetter
Laut dem Anbieter, dem Get.On-Institut für Online-Gesundheitstrainings aus Berlin, ist die Wirksamkeit des Onlinekurses durch eine klinische Studie belegt. Sie konnte zeigen, dass bei 31 Prozent der Teilnehmerinnen nach Abschluss des Kurses wieder vaginales Einführen beim Geschlechtsverkehr möglich war. Schmerzen, sexuelle Ängste und belastende Gedanken wurden deutlich verringert.
Auch für eine der häufigsten Unterleibserkrankungen bei Frauen, die Endometriose, gibt es eine als DiGA anerkannte App. Die »Endo-App« der Firma Endo Health mit Sitz in Chemnitz steht seit Oktober 2022 auf der BfArM-Liste. Sie soll Patientinnen ganzheitlich therapiebegleitend unterstützen.
Bei Endometriose handelt es sich um eine chronische gutartige Erkrankung, bei der Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter vorkommt und dort Probleme verursacht. Hauptsymptom der Erkrankung sind Unterleibsschmerzen, die auch zusammen mit der Regelblutung auftreten.
Wie die Gebärmutterschleimhaut verändert sich auch das Endometriose-Gewebe im Laufe des Zyklus. Meist kommen die Endometriose-Herde im Bauchraum vor und können sich etwa außen an der Gebärmutter oder an den Eierstöcken festsetzen, selten sind andere innere Organe wie die Lunge betroffen. Die Ursache der Erkrankung ist noch unbekannt. Heilen lässt sich Endometriose nicht vollständig, aber die Beschwerden lassen sich durch Schmerztherapie, hormonelle Verhütung oder die Entfernung der Endometriose-Herde oder der Gebärmutter behandeln.
Die Endo-App bietet Patientinnen ein spezialisiertes Symptom- und Aktivitätstagebuch sowie eine individuelle Auswertung. Zusätzlich stehen in der App leitliniengerechte Übungen und Lernmodule zu der Erkrankung und zur multimodalen Schmerztherapie zur Verfügung. Themen wie Endometriose-Therapie, Schmerzbewältigung, Ernährung, Physiotherapie und Entspannungsübungen werden in der App angeleitet und erklärt.
Die Nutzung soll die Lebensqualität der Betroffenen verbessern, was in einer Beobachtungsstudie mit 106 Patientinnen laut Anbieter auch gezeigt wurde. Hier verbesserte sich schon nach zwei Wochen die Lebensqualität hochsignifikant, vor allem mit Blick auf die Kontrolle der Erkrankung beziehungsweise die Hilflosigkeit ihr gegenüber, auf Einschränkungen im Arbeitsleben und auf den Schmerz. Die Verbesserungen waren nicht auf die Zyklusphasen der Benutzerinnen oder externe Einflüsse zurückzuführen.