Notfälle in der Apotheke |
Ein epileptischer Anfall kann schockierend aussehen, endet aber meist von selbst. Wichtig ist, dass sich die Person bei den unkontrollierten Bewegungen nicht verletzt oder in die Zunge beißt. / Foto: Adobe Stock/DC Studio
Akute Notfälle hat wohl jedes Apothekenteam schon erlebt. Es kommen auch Patienten mit der Bitte um Unterstützung, die sich nicht bewusst sind, dass sie notfallmedizinisch versorgt werden müssen. Muss der Notarzt gerufen werden, sind wichtige Informationen anzugeben:
Unerlässlich ist es, auf mögliche Rückfragen der Rettungsstelle zu warten und diese möglichst exakt zu beantworten.
Anhand von Fallbeispielen werden in diesem Titelbeitrag verschiedene Notfallsituationen, mögliche Hintergründe und Erste-Hilfe-Maßnahmen vorgestellt.
Aufgeregt berichtet ein junger Mann von einer Frau, die wenige Schritte vor der Apotheke auf dem Bürgersteig zusammengebrochen liegt. Es ist schwer einzuschätzen, was mit ihr los ist. Der Notarzt wird gerufen. Da die Atmung gewährleistet ist, wird die Frau in die stabile Seitenlage gebracht.
Bei Bewusstlosigkeit muss zunächst geprüft werden, ob Atemgeräusche zu hören und Brustkorbbewegungen zu sehen sind. Anderenfalls besteht die Gefahr eines Herz-Kreislauf-Stillstands, der Reanimationsmaßnahmen erforderlich macht (Kasten).
Ist eine Person bewusstlos und reagiert nicht auf Ansprache oder Berührung, muss umgehend der Notarzt gerufen werden. Dann sollte die Atmung überprüft werden. Atembewegungen sind äußerlich durch Heben und Senken von Bauch und Brustkorb sowie durch Atemgeräusche und einen wahrnehmbaren Luftstrom erkennbar. Funktioniert die Atmung, wird die Person in die stabile Seitenlage gebracht. Dadurch wird der Mund zum tiefsten Punkt des Körpers, Erbrochenes oder Blut kann herausfließen, die Aspiration in die Atemwege wird verhindert. Mit zunehmender Bewusstlosigkeit schwinden wichtige Schutzreflexe (Schluck-, Hustenreflex), die die Atemwege freihalten. Ist die Atmung nicht mehr gewährleistet oder erkennbar, muss sofort mit der Reanimation begonnen werden:
Ist bei bewusstlosen Personen die Atmung nicht mehr erkennbar, muss sofort mit der Reanimation begonnen werden. / Foto: Adobe Stock/benjaminnolte
Die Ursachen einer Bewusstseinsstörung können vielfältig sein. Steigen die Außentemperaturen, können Dehydrierung, Sonnenstich oder Hitzschlag einen Zusammenbruch (Kollaps) bedingen. Bei 1 bis 2 Prozent zu wenig Körperflüssigkeit können sich Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Schwindel zeigen; dies muss zeitnah durch ausreichendes Trinken ausgeglichen werden. Kritische Symptome sind Verwirrtheit, Herzrasen oder Muskelkrämpfe: Der Notarzt ist zu rufen.
Ein Sonnenstich äußert sich durch lokale Überhitzung des Kopfes mit Kopfschmerzen und einem eher kühlen Körper sowie Schwindel, Übelkeit oder Erbrechen. Symptome eines Hitzschlags sind hohe Körpertemperatur über 40 °C, schneller Herzschlag, niedriger Blutdruck, rote trockene Haut ohne Schweiß, Übelkeit, Erbrechen und Krämpfe bis hin zum Koma. Hohe Außentemperaturen erhöhen das Mortalitätsrisiko vor allem bei Älteren, Pflegebedürftigen, Menschen mit Übergewicht und/oder chronischen Erkrankungen sowie Säuglingen und Kleinkindern.
Ist der Patient ansprechbar, sollte er in aufrechter Position Flüssigkeit bekommen. Bei einem Verdacht auf einen Hitzeschaden sind schnellstmöglich Kühlungsmaßnahmen erforderlich (Schatten, Kühlpacks, mit temperiertem Wasser übergießen, Luft zufächeln). Der Notarzt versorgt den Patienten mit parenteraler Rehydrierung, verabreicht bei zerebralen Krämpfen Benzodiazepine und veranlasst die stationäre Einweisung.
Genug Wasser zu trinken, ist an heißen Tagen aktive Kollapsprävention. / Foto: Adobe Stock/izzetugutmen
Hat die Person in unserem Fallbeispiel lange Zeit gestanden, starke Schmerzen, Stress oder seelische Probleme, kann das vegetative Nervensystem mit einem plötzlichen Abfall von Blutdruck und Puls reagieren. Man spricht von einer Synkope: Das Risiko, kurzzeitig bewusstlos zu sein und umzufallen, ist erhöht. Im Liegen verbessert sich die Durchblutung des Kopfes, sodass die Betroffenen meist schnell wieder zu sich kommen. Unterstützend wirkt das Hochlagern der Beine. Bleibt der Patient nicht ansprechbar oder besteht Verdacht auf Herzinfarkt oder Schlaganfall, ist der Notarzt zu rufen und eventuell sind Reanimationsmaßnahmen einzuleiten (Kasten). Kommt die Person wieder zu sich, soll sie viel Flüssigkeit trinken. Eine Synkope sollte man immer differenzialdiagnostisch abklären (lassen).
Nicht zuletzt ist auch an Personen zu denken, die unregelmäßig essen und trinken (Fasten, Essstörungen, Ramadan). Das Risiko für eine Dehydrierung ist hoch und der Stoffwechsel kann entgleisen, besonders bei älteren Menschen mit Grunderkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden oder Diabetes. Ist die Person bei Bewusstsein, helfen Traubenzucker und ein Glas Wasser schnell wieder auf die Beine. Blutdruck und Blutzucker sollten kontrolliert werden.